Tag 101: Abschied vom PCT

2018-08-27: CS Stehekin → CS Five Mile


Geschaetzte Strecke: 20 Meilen

Heute hatte ich es nicht wirklich eilig. Die Post oeffnete erst um 10 Uhr und so konnte ich den heutigen morgen mal richtig auskosten. Erst um 7 Uhr stand ich auf. So konnte sich mein Koerper auch mal bezueglich dem Schlafmangel etwas erholen. Bei dem Toilettenhaeuschen kam ich dann auch in den Genuss meine Zaehne an einem Waschbecken zu waschen.

Dann ging's runter zum Fruehstueck. Viel Kaffee und irgendein leckeres Ruehreizeug mit Kaese und anderem Gemuese darin waren der erste Gang. So richtig satt war ich aber immer noch nicht. So fragte ich noch nach etwas Jogurt und bekam dann einen Teller mit einer ordentlichen Portion Jogurt in der Mitte, frischen Fruechten aussen herum und darueber Granola, also so ein Haferflockenzeug mit Nuessen und anderem was viel Zucker beinhaltete. Als ich dann die Rechnung bekam fehlte das Jogurt und auf Nachfrage wurde mir dann gesagt, dass das kostenlos war. Juhuu!!! Vllt. war es auch jemandem peinlich, dass ich nicht satt war. Spielte fuer mich aber keine Rolle, Hauptsache ich bekam mal wieder was kostenlos ;-)

Beim Fruehstueck ist mir auch der Magnetschliesser von meinem Telefonetui abgegangen. Ich habe wirklich das Gefuehl, dass alles auseinanderfaellt. Aber ich bin ja bald an der Grenze. Nachdem der Schliesser wieder mit Sekundenkleber drangeklebt war stellte ich fest, dass Nord und Suedpol vertauscht waren. Mist! Mit meiner Fingernagelscheere schnitt ich den Schliesser ab und klebte ihn nun richtig herum wieder hin. Was fuer ein Mist. Aber es scheint zu halten. Sekundenkleber ist schon etwas wirklich tolles!

Ich lief nun nochmal zur Ranger Station um mir fuer den 4ten Wandertag eine weitere Permit zu holen. Der Hintergrund dazu ist, dass ich am 4ten Wandertag erst sehr spaet wieder zurueck in die Naehe des Highway kommen werde und es wird schwer per Anhalter weiter zu kommen. Deshalb ist es wohl besser einfach nochmal zu zelten und dann am naechsten Tag zu versuchen nach Vancouver weiter zu kommen. Die Erlaubnis gibt's hier auch kostenlos!

Dann kaufte ich noch 3 Dosen Bier. Damit werde ich die kommenden Tage das Ende des PCT zelebrieren. Im Resupply Paket gibt es noch eine weitere Dose Wein.

Ja, das Resupply Paket.... Weiter ging's zur Post welche noch geschlossen hatte. Aber die halbe Stunde die ich warten musste konnte ich mir schnell mit dem Handy vertreiben. Die Post selbst war ein kleines Zimmerchen in welchem sich die PCT Hiker Resupply Pakete nur so stapelten. Wieder mal war ich froh darueber, dass mein Paket angekommen ist. Nun wurde alles in meinen Rucksack verpackt und dann musste ich weiter 1 1/2 Stunden warten, da der Bus erst um 11:30 Uhr losfuhr. Laufen haette sich nicht rentiert, da es 6 Meilen gewesen waeren und das auf's gleiche rausgekommen waeren.

Der Bus machte wieder mal einen Stopp bei der Baeckerei. Diese war in der Tat unglaublich gut. Ich kaufte mir einen Zitronenpuddingkuchen, ein Schinken-Kaese Croissant sowie einen Straeusselkuchen der auch als "Kuchen" ausgeschrieben war. Als ich das im Bus verputzte musste ich auf einmal an Terroristen denken. Der Bus war mit ca. 6 PCT Hikern befuellt von denen 4 Stueck einen ordentlichen Bart hatten den sie wahrscheinlich so wie ich seit Anbeginn des PCT wachsen lassen. Etwa die Haelfte der PCT Hiker stieg mit mir aus, die anderen fuhren bis zum Ende und uebersprangen damit einen Teil. Tja, die sind wirklich keine PCT thru-hiker, sondern Section Hiker.

Um 12 Uhr startete nun die heutige Wanderung. Erst ueber eine Teerstrasse, dann ueber eine Schotterstrasse. Ca. 2 Stunden dauerte dieser Hatsch der meist unter schattenspendenden Baeumen und vorbei an ein paar Haeuschen verlief. Dann kam ich bei der "High Bridge" an. Hier war nun wieder der offizielle PCT. Bis hierher lief ich mit meinen Sandalen da meine Wanderschuhe noch feucht von gestern waren. Vor dem Duschen gestern wusch ich naemlich die Schuhe ordentlich aus. Darin hatte sich allerhand Erde und anderer Dreck angesammelt und ich wollte nicht komplett verdreckt an der Grenze zu Kanada ankommen. Nachdem ich die Reifen gewechselt habe griff ich heute zum zweiten Mal zum Sekundenkleber um mal wieder den abstehenden Gummischutz an der Spitze der Wanderschuhe anzukleben. Das sollte bis Kanada reichen. Man, ich kann's nicht glauben, dass ich schon bald da bin. Dann ist der PCT zu Ende und ich muss wieder in mein altes Leben zurueck :-(.

Der PCT windete sich dann steil nach oben. Der heutige und morgige Aufstieg sind die letzten Meilen bei denen ich einen ordentlichen Aufstieg auf dem PCT haben werde. Danach sind es nur noch 300 HM. Ich bekam kurze Zeit nachdem ich wieder auf dem PCT gewandert bin ein sehr seltsames Gefuehl, irgendwie eine Traurigkeit. In ca. 5 Meilen wird die Alternativroute vom PCT abzweigen und dann war's das mit dem offiziellen Teil des PCT. Aber ich dachte auch daran, dass ich meine Familie, insbesondere Amelie, und meine Freunde wieder sehen kann. Das baut mich auch wieder auf! Der Wanderweg verlief auch wieder durch ein Gebiet in dem viele Baeume abgefackelt waren was meine Gedanken auf all die Waldbrand Gebiete lenkte durch die ich in den letzten Monaten gewandert bin. Irgendwie werde ich auch das vermissen.

Heute hatte ich wieder mal Schmerzen in der Naehe meines Genicks. Der Grund dafuer ist wohl das hohe Gewicht in meinem Rucksack. Aber all das Bier ist es sicherlich wert :-). Nach einiger Zeit gelangte ich dann zu einen sehr grossen Zeltplatz von dem nun auch der PCT nach rechts abzweigte, ich aber nach links weggehen musste. Hier machte ich noch ein Abschlussfoto. Tschuess offizieller PCT! Ab sofort geht's anders zur Grenze von Kanada.

Ueber eine Bruecke fuehrte dann eine wahre Autobahn weiter die sich dann aber stueckweise in einen Wanderweg wandelte. Dann lief ich an einem Campingplatz vorbei und wunderte mich nach einiger Zeit, dass nicht wie erwartet viele Kehren erfolgten so wie es in der Karte eingezeichnet war. Hmmm.... da stimmt war nicht. Da stimmt was ganz und gar nicht....

Ich kehrte um und schaute nun auf meinem GPS nach. Das war wohl das erste mal, dass ich dies zum navigieren verwendete, aber ich befand mich ja nicht mehr auf dem PCT ;-).

Ich habe wohl die Abzweigung die auf dem GPS und in der Karte eingezeichnet war verpasst, aber dort angekommen gab's keine Abzweigung. Was fuer ein Mist! Ich lief weiter zurueck zum Campingplatz und entdeckte dort einen kleinen Pfad der abzweigte. Das muss dann wohl der richtige Wanderweg sein. Auf dem Wanderweg auf dem ich die Abzweigung verpasste lag ich Steine und Stoecke aus um anderen zu signalisieren, dass hier die Abzweigung ist.

Nun ging's sehr steil den Hang hoch. Der Fluss den ich vorher ueberquerte floss hier in einer kleinen Schlucht, weshalb der Wanderweg diesen nicht direkt folgte. Nach einiger Zeit gelangte ich dann zu einem weiteren Campingplatz und querte hier den Fluss ueber einen Baumstamm. Ach, auch das werde ich vermissen!

Wieder mal gab es unerwartet viele Kehren die nun den Berg hoch fuehrten. Bin ich hier noch richtig? Auf der Karte waren auch diese nicht eingezeichnet. Ein Blick in's GPS half auch nichts, da diese Karten einfach falsch waren. Anscheinend wurden diese Wanderwege in den Open source Karten nicht geloggt sondern von dem scheiss Kartenmaterial was ich auch habe sozusagen abgepaust. Der Wanderweg verlief dann aber gluecklicherweise wieder in die richtige Richtung.

Fuer diese Alternativroute hatte ich keine Informationen ueber moegliche Wasserquellen. Nachdem ich mir darueber etwas Sorgen gemacht habe, dachte ich aber an das ganze Bier im Rucksack und war schlagartig erleichtert. Damit werde ich ganz sicher nicht verdursten. Bei einem Fluesschen konnte ich dann aber doch gut nachtanken.

Mir war relativ schnell klar, dass ich es nicht bis zum angezielten Campingplatz schaffen werde, aber dann bleibe ich halt bei einem anderen. Dafuer habe ich keine Erlaubnis, aber das spielt in einem solchen Fall wohl keine grosse Rolle. Ab morgen sollte dann wieder alles wie geplant verlaufen.

Dann kam ich endlich bei der "Five Mile" Campsite an. Niemand anders war hier. Es wuerde noch lt. Karte eine Campsite etwas weiter geben, aber ich vertraute diesem Kartenmaterial nicht mehr. So beschloss ich einfach hier mein Zelt aufzuschlagen. Zum Abendessen gab es irgendetwas was auch "Casserole" im Namen hatte und auch Huehnchenfleisch beinhaltete. Nicht mal so schlecht! Dazu noch ein Bier.

Spaeter gesellten sich dann auch noch mehr und mehr andere Wanderer dazu. So bin ich hier nicht alleine was wg. den Baeren ziemlich gut finde. Gerade kam um 9 Uhr auch noch ein weiterer Wanderer an.

Mein Essen und der Alkohol haengen ueber einem Stahlseil welches zwischen zwei Baeume gespannt ist. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, ob ich einen passenden Ast finden wuerde, aber das ist so natuerlich grosser Luxus.

Da es hier so kalt war, habe ich heute auch nach ca. 2 Monaten wieder meine Muetze in der Nacht auf.