Tag 98: Nebelwanderung

2018-08-24: CS Lake Sally Ann → CS 2529


Geschätzte Strecke: 35 Meilen

Als ich in der Frueh aufwachte hoerte ich kleine Tropfen auf mein Zelt fallen. Ne, im Regen stehe ich nicht auf! So drehte ich mich immer wieder um. Nach einer Stunde hoerte dieses Nieseln auch auf und ich raffte mich auf. Die Toilette war etwas besonderes: Irgendein Holzkonstrukt auf das man sich drauf setzen konnte. Das hatte sogar eine Rueckenlehne. Leider hat jemand ein kleines bisschen daneben geschissen, sodass sich das ordentliche hinsetzen erledigt hatte.

Erst um 7:45 Uhr startete ich in den heutigen Tag. Um alles so kurz wie moeglich zu machen: Viel zu sehen gab's nicht wegen dem Regen. Nach einem Aufstieg verlief der Weg dann in der Naehe eines Flusses bergab.

Einmal verlor ich sogar kurz den PCT, da bei der Kreuzung von einer Campsite unzaehlige andere Wege wegfuehrten.

Um 13 Uhr gab's dann die erste Pause in der Naehe des tiefsten Punktes in diesem Tal. Es war relativ kalt und ich zog schon am Morgen meine Regenjacke an die ich ganz schoen voll schwitze. Bei der Pause verputzte ich 4 Tortilla wraps und ein paar Suessigkeiten. Das Wasserfiltern ist wirklich sehr schwer, da der Filter fast kein Wasser mehr durchlaesst. Aber es sind nur noch 4 Wandertage, da geht das schon noch.

Spaeter fuehrte der PCT dann ueber einen gefluteten Wanderweg weiter. Irgendwie hatte ich auch das Gefuehl, dass der Weg hier nicht wirklich gewartet wurde. Ueberall hatte ich hin und wieder einen Baum zu ueber- oder unterqueren. Manchmal musste ich auch darum herum laufen. Das haette ich mir zum Ende hin auch anders vorgestellt.

Eine Bruecke war mal wieder in der Mitte zusammen gebrochen, aber noch nutzbar. Danach erfolgte nun der letzte Aufstieg fuer heute, dachte ich mir zumindest. Dieser war unglaublich steil und dauerte dazu auch noch laenger als erwartet. Als ich vorhin in's Tal abstieg, kam ich auf eine Hoehe ohne Nebel. Das war nun wieder anders: Ich stieg in die Wolkendecke ein. Wieder mal wurde es deutlich kuehler und mit dem Nebel hatte ich auch das Gefuehl, dass ich mehr schwitzen wuerde. Auch diesen Aufstieg meisterte ich schnell und konnte auch schon bald ein paar Gletscher entdecken, aber nicht den Gipfel. Das ist wirklich aergerlich. der Anblick von diesem Berg waere wohl etwas sehr spektakulaeres gewesen, aber ich kann ja nicht immer Glueck haben.

Beim Abstieg passierte ich einen See und spaeter einen seiner Ausfluesse. Hier ist lt. Karte die letzte Moeglichkeit zum Campieren. Die naechste Campsite liegt dort drueben auf einem Bergruecken zu dem ich erst lange ab- und dann aufsteigen muesste. Tja... Ich riskiere es jetzt einfach. Vllt. gibt's im Tal auch eine schoene Campsite.

Nun stand ein langer Abstieg mit sehr sehr vielen Serpentinen bevor. Einmal zweigte der Wanderweg auch ungewoehnlich von einem etabliert aussehenden Wanderweg ab. Warum das so war, konnte ich sehen als ich den Teil des Wanderweges fuer ein paar Sekunden folgte, den ich eigentlich nicht gehen sollte: Der ganze Wanderweg wurde weg gespuelt und war nicht mehr begehbar.

Unten im Tal galt es nun einen Fluss zu ueberqueren. Da dieser reissend war, gab es hierfuer auch eine Bruecke als Hilfe. Hier wollte ich eigentlich Wassernachschub holen, aber es gab keine Moeglichkeit zu dem Wasser herabzusteigen. Tja, ich habe noch 3 Schluck Wasser und nicht mehr. Was nun? Ach, egal. Einfach weiter laufen.

Beim nun folgenden Aufstieg fiel mir dann auch ein, dass ich noch eine Dose Bier mit dabei hatte. OK, das wird dann zumindest fuer den Abend reichen. Bei den ca. 600 HM Aufstieg machte ich keinen einzigen Schluck. Ich schwitzte aber auch nicht viel da erstens die Nebeldecke sehr dicht war und zweitens es bereits Abend wenn nicht sogar schon Nacht wurde. Irgendwann holte ich dann auch meine Stirnlampe heraus, da der Aufstieg laenger dauern duerfte.

Dann auf einmal war ich mit meinem linken Knie auf dem Boden. Ich hatte ganz uebersehen dass der Wanderweg zur rechten nicht mehr ganz vorhanden war und in der Dunkelheit habe ich das uebersehen -- mein rechter Fuss knickte um und stiess dann den Hang runter. Jetzt tut mir mein linkes Knie weh aber egal, denn auch so komme ich nach Kanada.

Erst nach 21:30 Uhr schaffte ich es zu meinem Campingplatz. Zum Essen gab's nur zwei kalte Tortilla wraps und eine Tafel Schokolade. Und zum Trinken? Ein schoen kuehles American Pale Ale. Prost!

Den heutigen Bericht schreibe ich erst am naechsten Tag fertig.

Warum war ich so schnell unterwegs? Die Antwort ist ganz einfach: Jemand hat mir gesagt, dass ich bald mit sehr schlechtem Wetter zu rechnen haette und ich wollte in Sicherheit sein, wenn das kommt. Ich war von meiner heutigen Wanderung auch beeindruckt. Trotz sehr sehr viel auf und ab schaffte ich ganze 35 Meilen. Meine zwei Akkus die ich als Ersatz fuer den beschaedigten Akku und die Solarzellen kaufte scheinen nicht wirklich gut zu funktionieren. Der erste davon ist bereits leer.

Als ich gestern in der Dunkelheit bei dem letzten Aufstieg war und diese unzaehligen Serpentinen entlang wanderte erinnerte mich das auch sehr stark an ein Buch von Hohlbein in dem jemand in einer imaginaeren Welt tagelang Treppenstufen hoch oder runter laufen musste. So aehnlich fuehlte ich mich auch, da ich nicht wusste, wann das ein Ende hatte und es dauerte auch noch deutlich laenger als geplant.