Tag 90: Endlich wieder Alpin

2018-08-16: WACS2261 → Elk pass → Hidden Lake → Kracker Barrel Store


Geschaetzte Strecke: 18 + 19 = 37 Meilen

Wieder mal startete ich erst etwas spaeter. Heute um 6:40 Uhr. Die Nacht war an sich sehr erholsam. Gestern Nacht hatte ich einen Alptraum mit Baeren. Das war nicht gerade der Hit, aber ich bin gleich wieder eingeschlafen.

Fuer den heutigen Tag erwartete ich viel Rauch. Erst mal ging's ein bisschen durch den Wald weiter wobei mich hier und da wieder ein paar Muecken als Zapfsaeule benutzten. Dann kam der erste Anstieg von etwas weniger als 300 HM. Mein Darm scheint dehnbarer zu werden, da meine Durft einen Kacktus zu legen nun ein paar Stunden laenger dauert. Diese Verzoegerung fuehrte dazu, dass ich ueber eine halbe Stunde lang nach einer passenden Stelle suchte als der Wanderweg gerade direkt an einem steilen Hang verlief. Als dann alles erledigt war, oeffnete sich der Wanderweg eine Minute spaeter in eine schoene Ebene.... war ja klar. Schnell ueber den kleinen Fluss Walupt und schon ging's weiter hoch um dann den Yakama Pass zu ueberqueren.

Ab hier ging's dann in alpinem Stil weiter. Alles war endlich ohne viele Baeume die die Sicht versperrten. Allerdings stellte ich auch fest, dass ich auf einmal einen intensiven Rauchgeruch in der Nase hatte. Jetzt wird's also etwas akuter mit der Rauchgefaehrdung. Die Aussicht hatte auch einiges zu bieten: Felsige Gipfel.

Ein paar Hoehenmeter weiter kam ich beim Cyprus Pass an und spuehrte auf meiner Haut ein paar Tropfen. Ja was ist denn das fuer ein Mist? Ein Blick nach oben zeigte mir ein paar dichte Wolken und hinter mir sah es sowieso nach Regen aus. Aber es darf doch nicht regnen wenn ich in Washington wandere! Hat es auch nicht. Ich legte einen Zahn zu und das war's dann schon mit den Regentropfen. In der Ferne sah ich schon den Cispus Fluss sowie einen Nebenfluss von diesem etwas weiter entfernt. Von letzterem holte ich dann auch Wasser welches von einem kleinen Wasserfall zu mir herunterfiel. Und all das in einem alpinem Wanderweg. Ich war einfach einfach nur gluecklich ueber diese ploetzliche Aenderung der Landschaft. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits 12 Meilen geschafft. Das war noch zu wenig fuer eine Pause, aber auch genug um einen Happen zu Essen. Und was war noch verfuegbar? Lecker! Eine Tafel Schokolade: Ritter Sport mit Keks. Da ich schneller wandere als geplant (man koennte es auch so sehen, dass ich meinen Notvorrat aufesse), verputzte ich jetzt die ganzen Ueberbleibsel welche noch in meinem Vorrat essbar sind.

Nachdem ich mich mit zwei Litern Wasser weiter versorgt hatte, machte ich mich an den weiteren Wanderweg... und was das fuer ein beeindruckender Weg war. Dieser fuehrte weiter und weiter hoeher. Alles wurde noch steiniger. Der Wanderweg verlief auf einmal sehr sehr steil nach oben. Das Gestein wurde flacher und flacher, so wie bei Schiefersteinplatten. Mehr und mehr Schneefelder kamen zum Vorschein und ein sehr grosses musste ich auch hier noch queren. Wer haette das gedacht. Vor ein paar Wochen erreichte ich noch den hoechsten Punkt von Washington und Oregon ueber einen Pass bei dem es relativ warm war. Dort gab es auch eine starke Vegetation und hier.... Schnee und alpine Wanderwege. Wunderbar!!!

Nach dem Schneefeld und ein paar Minuten spaeter war es dann Zeit fuer eine kleine Pause. Ich verputzte 3 Tortilla Wraps und viele Suessigkeiten. Dabei kam ich mit ein paar anderen Wanderern in's Gespraech welche schon sehr sehr betagt waren. Ich hoffe, dass ich in deren Alter (ueber 60) immer noch so aktiv bin. Diese liefen zwar nicht mehr so schnell, aber schaffen immerhin diese Wanderung! Im Gespraech mit diesen wurde ich auch auf "Knife's edge" (Auf Messer's Schneide) aufmerksam gemacht. Das soll nun als naechstes auf dem PCT kommen. Ein ausgesetzter Wanderweg direkt am Grat. Ich meinte nur, dass alles meist viel schlimmer ausschaut als es in Wirklichkeit ist und man sich am Besten keine Sorgen machen sollte.

Dann lief ich auch schon weiter. Ein weiteres kleines Schneefeld und dann ging's die meisten Zeit auf dem Bergruecken entlang. Soll das dieses Knife's edge sein? Das ist ja gar nichts.... ich wartete darauf, dass es tatsaechlich wirklich ausgesetzt wird, aber da kam nichts. Allerdings war der Wanderweg in der Tat atemberaubend. Man lief in der Naehe von dem Bergruecken entlang und hatte einen Ausblick auf alles um sich herum. Insbesondere die vielen Schneefelder im Sueden wo der Wanderweg herfuehrte war beeindruckend.

Dann gelangte ich zum Elk Pass wo zwei PCT Hiker anscheinend total bekifft herumlagen. Ab sofort gab es nur eine Moeglichkeit weiter zu wandern: Die Umleitung der Umleitung. Hintergrund ist, dass ein Feuer den PCT unbegehbar machte und auf der Umleitung davon auch ein Feuer ausgebrochen ist.

Nun ging's also die Umleitung der Umleitung weiter. Erst etwa 300 HM Abstieg und dann weiter steil nach oben. Dieser Weg war nun in der Tat nicht mehr fuer Maultier geeignet wie dies bisher auf dem PCT der Fall war. Dieser Weg war nun einer wie ich ihn von meinen vorherigen Weitwanderungen kannte. Teilweise steil, sehr steil ansteigend. Oder absteigend. Er verlief die meiste Zeit in der Naehe des Bergrueckens und ich stellte mir auch die Frage, ob das vllt. ein deutlich schoenerer Weg war als der tatsaechliche PCT. Uebrigens war ich heil froh, Knife's edge mitnehmen zu koennen. Das war eines der Highlights dieser Tage.

Als ich hier und dort mal ueber den Grat blickte, konnte ich auch den Rauch sehen der von dem Brandt der 1. Umleitung aufstieg. Es ist wirklich beeindruckend wie viele Feuer es auf dem PCT gibt. Mir stellt sich die Frage, ob so etwas z.B. in Deutschland in den Alpen ueberhaupt moeglich waere oder ob dort die feuchte Landschaft es nicht ermoeglichen wuerde, dass ein solches Feuer ausbrechen wird.

Die Umleitung zog sich sehr sehr lange hin. Es galt sehr viel anstrengendes auf und ab zu bewaeltigen. Ein verzweifelt anmutendes Paerchen holte sich auch Wasser aus einem jaemmerlichen Rinnsaal. Die hatten wohl zu wenig mitgenommen. Das letzte Wasser war auch ueber 10 Meilen zurueck. Bald wurde es auch wieder deutlich bewaldeter und der Wanderweg fuehrte runter zum Lost Lake. Also das war ein wirklich harter Auf und Abstieg! Zum See selbst lief ich nicht runter sonder einfach daran vorbei. Zwar hatte ich nur noch 1/2 Liter Wasser (genauer gesagt Wasser mit dem Geschmackszeug was ich reichlich hatte), aber das Wasser vom See ignorierte ich. Ich hoffte auf Alternativen ohne wirklich etwas ueber Wasserquellen hier zu wissen. Es dauerte zum Glueck nicht lange und da war dann ein kleines Fluesschen. Ich legte meinen Rucksack ab und machte mich an ein vorzeitiges Abendessen, aber nicht das richtige Abendessen! Nach dem Auffuellen von meinem Wasservorrat ging's dann weiter.

Der Wanderweg fuehrte wieder mal 300 HM hoeher. Schon wieder querte ich einen abgefackelten Waldbereich. Was ist hier nur los?!? Aber dieser war nur sehr sehr klein. Sehr steil ging's hoch zur einer Abzweigung und dann auf den Bergruecken. Die ganze Umleitung war wunderbar mit Schildern angezeigt. Oben angekommen fiel der Wanderweg dann ungewohnt steil ab. Ich war bisher vom 'PCT wirklich verwoehnt von den sanften Auf- und Abstiegen. Hier ging's nun knackig zur Sache. Aehnlich dem wie ich es von den vorherigen Weitwanderungen gewohnt war, aber schon fast vergessen hatte.

Der Weg zog sich ewig hin, verlief mal an kleinen Seen entlang, dann mal wieder ganz leicht nach oben, dann steil und flacher nach unten. Alles endete in einem langweiligem Waldhatsch. Dann kam die Abzweigung zu der ersten Umleitung die zu der zweiten Umleitung dazu stiess. Bald hoerte ich auch das Rauschen des Flusses und freute mich schon darauf diesen zu ueberqueren. Das war der tiefste Punkt der heutigen Wandertour. Die Freude verschwand als ich den Fluss sah.... ohne jegliche Bruecke weit und breit. Ich lief auch das Flussufer etwas auf und dann ab, aber da war nichts. Keine Chance. Die pinken Schleifchen welche den Umweg von dem PCT kennzeichneten signalisierten auch, dass ich den Fluss hier queren musste. Fuck. Muss das jetzt sein? OK. Sandalen an und einfach durch. Das Wasser war erstaunlich warm! Das gab mir auch die Gelegenheit zumindest etwas Dreck von meinen Beinen abzuwaschen.

Nach einem kurz und knackigem 200 HM Anstieg war ich dann auch endlich oben auf der Strasse. Naja... endlich? Nun standen mir 3 weitere Meilen Strassenhatsch bevor. Es war bereits kurz vor 8 Uhr abends und ich machte ich gleich daran die Strasse entlang zu laufen. Der Seitenstreifen war zum Glueck sehr sehr breit, sodass keine Gefahr von den Autos drohte.

Eine Stunde spaeter sah ich dann den Pass voll mit Lichtern. Die Feuerwehrleute waren hier angesiedelt welche das grosse Feuer bekaempften welches den PCT zur Schliessung zwang. Ueberall waren hier Zelte aufgeschlagen. Bei allen Feuerwehrleuten die mir ueber den Weg liefen bedankte ich mich fuer deren Arbeit. Die riskieren tatsaechlich ihr Leben um diese Feuer unter Kontrolle zu halten.

Einen Vorteil hat aber auch ein solches Feuer: Der Kracker Barrel Store hatte immer noch offen und das 2 Stunden nach der normalen Schliesszeit. So konnte ich noch mein Resupply Package abholen, sogar noch Kleingeld fuer die Dusche bekommen und auch noch meine Waesche in die Waschmaschine schmeissen. Leider fiel mir erst spaeter auf, dass ich komplett meine Socken vergessen hatte die ich mit unter die Dusche nahm um den groebsten Dreck rauszubekommen. Tja.... nun sind die eben noch nass und ungewaschen.

Gezeltet wird hier ca. 50 Meter entfernt von dem Store auf einer kleinen Ebene wo ich nach meiner Ankunft mein Zelt aufschlug. Eine kleine Bank neben dem Store bot mir aber mehr Windschutz weshalb ich gerade dort sitze und die letzte Dose von dem Sixpack IPA zu mir nehme. Das tut ganz gut in Anbetracht der Schmerzen in meinen Fuessen. Nur zu oft fluchte ich ab und dann gewaltig vor mir her als ich auf einen spitzen Stein stieg. Ohne die neuen Sohlen von den Wanderschuhen die schon auseinanderfallen waere das wohl noch viel schmerzhafter gewesen.

So, nun ist's gut. Gn8.