Tag 73: Luther, Luzifer and Devil with Lamb of God. Hell yeah!

2018-07-30: CS1789 → Campsite bei Mazama Village


Geschaetzte Strecke: 32 + 1 Meilen

Der naechtliche Besuch der Rehe war man wieder einfach unglaublich nervig. Diese Viecher laufen die ganze Zeit irgendwo herum und machen Laerm. Verscheuchen bringt auch nicht, da diese vor dem Menschen ueberhaupt keine Angst mehr haben.

In der Frueh bereitete ich alles soweit moeglich im Zelt vor und stieg dann von diesem raus. Hier wimmelte es wieder mal von Muecken, aber bei weitem nicht so schlimm wie ich es schon mal erlebt hatte, aber trotzdem halt einfach nervig. Schnell verputzte ich mein Fruehstueck und packelte alles zusammen. Mein Essensvorrat ist deutlich geschrumpft. Viel hatte ich heute nicht mehr zu tragen, ausser dem Wasser. Es wird heute mal wieder eine trockene Strecke.

Um 6:20 Uhr startete ich los. ich mein GPS Notfallgeraet aktivierte, bekam ich eine Nachricht von Dr. Hund, dass alles OK ist. Noerdlich von Crater Lake gab es Feuer die aber mittlerweile geloescht sind. Es scheint sich hier einiges an Qualm angesammelt zu haben. Aber so ist das halt mit dem PCT. Ich kann froh sein, dass kein Trail gesperrt ist.

Erst mal stand mir ein Aufstieg von vllt. 400 HM bevor. Zuerst schien es ein ganz normaler einfacher Wanderweg unter Baeumen zu sein, dann aber wurde alles schlagartig felsiger und vor mir sah ich ein paar kleine Huegel . Zuerst fuehrte der Weg an "Luther Mountain" vorbei der mit guten Felsen um den Gipfel ausgeruestet war ueber den ich aber nicht musste. Ueber einen Grat lief ich dann zwei Meilen weiter ueber eine wieder mal abgefackelte Landschaft und die tollen Namen von Gipfeln nahmen nicht ab. Ich sah Lucifer und Devils Peak auf der Landkarte und werde bald direkt daran vorbei wandern. Zeit fuer "Lamb of God"! Mit dieser Musikauswahl schepperte ich dann an dem Wanderweg herum. Einfach wunderbar. Diese vllt. 100 HM hoehere Gipfel waren zwar nichts absolut spektakulaeres, aber das Beste, was es hier gab und das feierte ich damit. Es war auch nicht ganz unueberraschend, dass es hier in einem solchen Waldgebiet auf einmal solche schroffen Mini-Gipfel gab.

Die ganze Zeit schien eine rote Sonne. Der Rauch war einfach ueberall und die Sonne hatte gut damit zu tun hindurchzuscheinen. Die Taeler waren gaenzlich in Rauch geflutet und hier nur max. 300 HM weiter oben war es nur geringfuegig besser. Aber auch das hatte ein neues Erlebnis fuer sich. So bin ich auch noch nicht gewandert. Gesund ist so etwas wohl sicher nicht...

Ich gruebelte auch darueber nach wie es waere diesen Weg mit meinen alten Schuhen zu wandern. Nur zu oft verlief der Weg hier ueber kleine Geroellhalden und Faustgrosse Steine. Jeder Schritt auf einen solchen Stein haette mir mit meinen alten Schuhen weh getan da der Schuh mit der duennen Sohne voll auf den Fuss eingewirkt haette. Mit den neuen Schuhen schien aber alles prima zu sein. Ich fuehlte keinen punktuellen Druckschmerz und die Schuhe schienen einfach gut zu passen.

Der Weg fuehrte nach Devil's Peak mit kurzen knackigen Serpentinen bergab an den Wasserstellen die heute sehr rar gesaeht sind. An der ersten lief ich einfach vorbei, genauso an der zweiten. An der dritten, welche nicht in der Karte eingezeichnet war, hielt ich dann an. Hier gab's die erste Pause. Die ersten 10 Meilen waren geschafft und obwohl es erst kurz nach 10 Uhr war, machte ich mich an ein ausgiebigeres Essen. Ich wollte mal wieder kein Essen mit zurueck in die Zivilisation nehmen. Zwei Tortilla Wraps wurden es letztendlich und dazu noch eine handvoll Suessigkeiten. Ich werde wirklich zum Naschmonster. Mein halber Fressvorrat besteht mittlerweile aus Suessigkeiten. Die kommenden 20 Meilen wird es nun kein Wasser mehr geben und ich stockte gut auf. 1 Liter in die Trinkflasche und 3 Liter in die Trinkblase. Das muss reichen. Richtig heiss war es heute nicht und es ging nur ein bisschen auf und ab.

Eine andere Sache war eher enttaeuschend: Der Wanderweg hier war eher schlecht als recht gewartet. Ueberall lagen hier Baumstaemme quer ueber den Wanderweg und zwangen einen zu Umwegen. So oft kam das wohl noch nie auf dem PCT vor. Aber viel Probleme bereitete das hier nicht, da der Berg hier nie so richtig steil war.

Nach der Quelle begegnete ich noch einem suessen Esel. Das war wohl der erste dem ich begegnet bin und ich finde diese Viecher ja einfach nur absolut putzig. Einfach zum knuddeln. Viel Zeit war aber nicht und ich liess ihn weiter u.a. den Rucksack seines stark uebergewichtigen Herren tragen.

Wieder mal verlief der nun folgende Weg durch einen abgefackelten Wald. Dieses mal war es aber etwas anders. Ich hatte den Eindruck, dass man hier in einer anderen Welt waere. Nicht nur die Baeume waren abgefackelt, auch der Boden war teilweise sehr stark verbrannt.

Nur noch weniger als 10 Meilen waren zu laufen und ich suchte nach einer schoenen Stelle zum pausieren. Da lag dann ein huebscher Baumstamm im Schatten herum den ich als Rueckenlehne verwenden konnte. Ich futterte mal wieder etwas und machte es mir gemuetlich. Die Beine irgendwann auf dem Baumstamm liegend und den Rucksack als Liegeflaeche verwenden. Es kamen auf einmal immer mehr und mehr Wanderer hinzu. Am Schluss waren wir fuenf auf diesem kleinen Fleckchen. Das war wohl das erste mal, dass ich erleben konnte wie Wanderer sich zusammen gruppierten um gemeinsam zu pausieren. Dragon, die eine die ich in Ashland beim Trailangel kennengelernt hatte, war auch hier. Sie hatte im Gesicht einen Mustasch aus Dreck sowie anderer Dreckfahrer. Ich sagte ihr aber nichts. Die sieht so einfach besser, also wilder, aus ;-).

Um 14:35 Uhr ging's wieder weiter, es war noch einiges zu laufen. Immer wieder surrten diese grossen Pferdefliegen um mich herum. Das geht nun schon seit ueber einer Woche so und diese Viecher machen mich echt wahnsinnig.

Der Wanderweg stieg nochmal etwas an um dann in den Crater Lake Nationalpark zu fuehren. Crater Lake... darauf hatte ich schon sehr sehr lange gewartet. Ein paar Meilen verlief der PCT noch durch einen langweiligen Waldhatsch um dann den Highway 62 zu kreuzen. Allerdings lief ich den Highway eine halbe Meile weiter entlang um dann einen sehr steilen Wanderweg der eine gute Abkuerzung darstellte zu verwenden. Da war ich schon am Ziel: Mazama Village.

Bei einem Kontrollhaeuschen sah ich auch die Einstufung von dem Rauch in dem ich wanderte: "Unhealthy for all". Super! Und in diesem Smog laufe ich schon seit 2 Tagen. Tja, was soll's.

Bei dem Restaurant lies ich mich auf die Warteliste fuer's Abendessen stellen. Zwischenzeitlich besuchte ich noch den Einkaufsladen ein Haus weiter. Mein Paeckchen schickte ich ja versehentlich zur Crater Lake Lodge die keine USPS Pakete annehmen. Deshalb fragte ich mal vorsichtshalber nach, ob die hier vllt. das Paeckchen bekommen hab. Tatsaechlich! Hier war mein Paeckchen! Was fuer ein Glueck ich nicht habe, dass das Paeckchen falsch verschickt wurde! Uebergluecklich nahm ich dieses entgegen. Dann kaufte ich auch noch etwas sehr sehr wichtiges: Tabascosauce. Diese war wichtig um das langweilige Essen etwas aufzupeppen.

Zum Essen gab es dann im Restaurant ein Gericht das eigentlich aus Fleischbällchen bestehen sollte. Allerdings wurde mir dann ein grosses Stueck von einem Hackbraten gegeben. Zusammen mit Pommes und Zwiebelringen. Das fuellte schon ganz gut. Als Nachspeise gab es dann noch Erdbeeren mit Sahne und irgendeinem kleinen Gebaeck. Lecker!

Meine Waesche erledigte ich auch noch schnell und hatte dann kleine Probleme mit der Schliessung um 9 Uhr abends. Aber die nette Dame wartete noch ein paar Minuten bis meine Waesche fertig geschleudert war. Zwischenzeitlich war ich auch noch beim Duschen. Also alles perfekt.

In der Dunkelheit ging ich dann zu dem Zeltplatz der fuer PCT Hiker ausgezeichnet war. Dort zelteten auch schon unglaublich viele und wg. dem Platzmangel schlug ich mein Zelt direkt neben einer Feuerstelle auf. Abends sass ich dann mit anderen am Tisch und quatschte mit diesen noch ueber dieses und jenes. Ich geniesse es sehr mit anderen erfahrenen Wanderern zu reden. Das erste Monat auf dem PCT war schon etwas seltsam mit all diesen Grattlern.

So hatte ich noch einen gemuetlichen Abend mit ca. 5 kleinen Dosen Bier. "Chief" gab mir auch ein paar Zigaretten zum Rauchen. Bei dem Rauch aussen herum ist eine Filterzigarette vllt. sogar noch gesuender ;-). Eine Wanderin lief dann noch etwas verplant immer wieder um uns herum. Es stellte sich heraus, dass die irgendwo ihr Zeug zum Cowboy Camping hingelegt hatte, es jetzt aber nicht mehr findet. Wie die es bis hier her geschafft hat, wunderte an dieser Stelle jeden. Es sollte nicht mehr als eine Minute entfernt sein. Da dachte ich, dass man doch sehr einfach einen leeren Schlafsack finden sollen koennte. Mit meiner neuen Autoscheinscheinwerferstirnlampe auf voller Leistung lief ich dann im Halbkreis und nach einer Minute pfiff ich und rief nach ihr. Hier hatte ich tatsaechlich sofort ihr Campingzeug gefunden. Das Maedel war einfach nur uebergluecklich und ich gluecklich ihr geholfen zu haben.

Diesen Eintrag musste ich einen Tag spaeter zu Ende schreiben. Ich war abends einfach zu muede. Es war ja auch wieder mal ein langer und harter Tag.