Tag 72: Zwei Drittel geschafft

2018-07-29: Klum Landing Park Campsite → CS 1789


Geschaetzte Strecke: 38 Meilen

In der Nacht fingen die Bauchschmerzen an. Ich konnte stundenlang nicht einschlafen. Irgendetwas stimmte nicht. Gleiches in der Frueh als ich aufgestanden bin. Das hielt mich aber nicht vom Fruehstueck ab.

Ich bin heute extra frueh um 5:30 Uhr aufgestanden wofuer es zwei Gruende gab. Zum ersten waren heute 35 Meilen geplant und desto frueher ich starte, desto frueher komme ich an. Ich wollte nicht erst bei Anbruch der Dunkelheit ankommen. Zum zweiten wollte ich nicht in die Arme von Rangern laufen da ich hier mehr oder weniger nicht gerade legal campiere. Ich sehe das halt eher als biwakieren ;-).

Um 6:20 startete ich die heutige Wanderung. Mein Bauch schmerzte immer noch, aber darauf kann ich jetzt keine Ruecksicht nehmen. Es ging erst mal ueber einen kleinen Fortweg zurueck zum PCT. Irgend so ein Kerl ueberholte mich dann und legte auch einen Laufschritt ein. Schon wieder so ein ultraleicht-schnell-Laeufer. Wie sich herausgestellt hat, holte ich diesen aber spaeter am Tag wieder ein. Hat sich also voll fuer den rentiert, dass er den PCT rennend schafft.

Ein bisschen Abstieg, einen kleinen Fluss ueberquert und nun ging's mit einem laengeren Aufstieg an, aber lediglich ein paar 100 HM. Die Bauchschmerzen hoerten dann auch auf einmal auf. Vermutlich war das irgendeine Art Verstopfung die sich durch die Bewegung geloest hatte. Der Aufstieg war nur sehr leicht ansteigend im Wald und deshalb sehr gemuetlich. Die Wasserquelle weiter oben habe ich auch ausgelassen. Dann kam ich an einem besonderen Wegweiser vorbei der mir die Meilen nach Kanada und Mexico anzeigte. Ich hatte jetzt 2/3 des PCT geschafft. Das klingt wieder mal furchtbar, da noch 1/3 uebrig sind! Aber trotzdem genoss ich dieses Moment.

Nun ging's wieder gemuetlich bergab und ich kreuzte die Dead Indian Memorial Road. Leider gab's hier keine Trail Magic. Ich warte schon auf die erste Trail Magic in Oregon. Ich zweigte kurz vom PCT ab um zum Brown Montain Shelter zu kommen, einer Notunterkunft die nur eine Minute neben dem PCT lag. Dort gab es auch einen kleinen Picknick Tisch und noch wichtiger: Frisches Wasser von einer Wasserpumpe. Damit waren auch ca. 1/3 des heutigen Tagespensums erfuellt. Zeit fuer eine kleine Pause. Ich fuellte alles auf und machte mich daran zwei Tortilla Wraps zu verputzen. Danach gab es noch eine Tafel Ritter Sport Keks. Das sollten wirklich genug Kalorien sein. "Smiley" und "Hamster" gesellten sich auch noch dazu. Diese beiden kamen aus Kiel und sind auch von Anfang an auf dem PCT unterwegs.

Eine Drecks Wespe hat es auch noch auf mich abgesehen und stach mich in meinen Zeigefinger. Ich legte gleich etwas Kortisoncreme auf um einer Schwellung entgegenzubeugen.

Gut gestaerkt ging's nun weiter durch eine Landschaft die doch etwas ueberraschendes hatte: Sehr sehr grosse Lavagesteinsgeroellfelder. Immer wieder verlief der Wanderweg durch solche Geroellfelder. Anscheinend war das hier mal ein Vulkan vor sehr sehr langer Zeit. Ich war wieder mal sehr froh, dass es mehr als nur Baeume und Rauch zu sehen gab. Der Wanderweg schlaengelte sich sehr oft direkt durch diese Lavafelder was einfach nur schoen war.

Um 14:15 Uhr erreichte ich dann den Highway 140 und wenig spaeter einen Fluss an dem ich wieder pausierte. Nun waren 2/3 der Strecke geschafft. Ich lag gut in der Zeit. Das lag vermutlich auch daran, dass ich mich immer wieder daran erinnerte, ein gewisses Grundtempo einzuhalten. Mit gemuetlich Wandern hat das heute eher weniger zu tun, aber es gibt auch nicht viel zu sehen.

Ich gruebelte auch ueber die Bauchschmerzen nach und dann kam es mir: Ich habe gestern doch tatsaechlich zwei Tafeln Schokolade sowie andere diverse Suessigkeiten verputzt. Vermutlich hat deshalb mein Verdauungssystem etwas gemurrt. Wegen den ganzen Suessigkeiten wird wohl auch Dominik, mein Zahnarzt, nicht erfreut sein. Ich bin gespannt, wie viele Spuren das innerhalb von diesen paar Monaten hinterlaesst. Da wird Dominik einiges zu tun haben wenn ich zurueck komme.

Es stand nun ein weiterer Aufstieg bevor. Schon am Nachmittag hatte es eine Abendstimmung. Das kam wieder mal von den Sonnenstrahlen von denen mich wg. dem Rauch nur die roetlichen erreichten. Durch viel Wald und wenig Sicht, auch wg. dem Rauch, und bisschen runter und rauf stieg ich so zur Christis Spring hoch. Es war erst 18:30 Uhr und ich war sehr gut in der Zeit. Damit waere mein heutiges Tagespensum erreicht und die 35 Meilen fertig.

Allerdings gab es hier oben unglaublich viel Muecken und warum sollte ich jetzt schon stoppen? Jede Meile die ich heute laufe, muss ich von den morgigen 35 Meilen nicht mehr laufen. Damit komme ich viel gemuetlicher bei dem Campingplatz an und kann laenger abends entspannen. Also weiter!

Bald wurde der Rauch intensiver und intensiver. Ich konnte sogar einen Brand riechen was sonst nicht der Fall ist. Ich schickte mal vorsichtshalber eine Nachricht ueber meinen GPS Sender an Dr. Hund um zu wissen ob es irgendwo ein aktives Feuer gab. Aber leider ohne Antwort. Nach 3 weiteren Meilen sah ich dann andere Zelte und gesellte mich bei denen dazu.

Auch hier wimmelte es von Muecken. Ich baute also schnell mein Zelt auf, kochte das gefriergetrocknetete "Beef" mit Reis und machte mir eine kalte Schokolade. Gegessen wurde wg. den Muecken im Zelt. Das Essen schmeckte wieder etwas langweilig, aber es fuellte meinen Magen. Ich sollte etwas Tabascososse mitnehmen um das Essen etwas auf zu pepppen. Als Nachspeise gab's eine Tafel Schokolade :-).

Ich schlief erst mal gleich ein und wurde in der Nacht von scheiss Rehen geweckt die ich und ein andere Wanderer abwechselnd vom Zeltplatz verscheuchen. Da ich jetzt nicht einschlafen kann, schreibe ich an dem Tagebucheintrag.