Tag 71: Mein erster Wandertag in Oregon

2018-07-28: Callahan's Lodge → Klum Landing Park Campsite


Geschaetzte Strecke: 1 + 30 Meilen

Frisch, neu, einfach gut erholt war ich heute. Anders war es nach ganzen zwei Leerlauftagen auch nicht anders zu erwarten. Insbesondere war ich sehr erfreut darueber, dass ich in Ashland keinen Gedanken an's Aufhoeren hatte.

Gestern Abend traf ich noch "Lama" in Callahan's Lodge. Mit den zwei Leertagen haben die mich also seit Castella wieder eingeholt, nicht schlecht! Lama war derjenige der seiner Freundin auf dem PCT einen Heiratsantrag gemacht hat. Es war schoen die beiden noch einmal, vermutlich ein letztes mal, zu sehen.

Ich zeltete direkt vor dem Eingang von Callahan's Lodge auf einer kleinen Erhoehung mit Gras und Zaun. Irgendwie hatte ich das Gefuehl, dass die PCT Hiker hier Ausstellungsstuecke waren welche die Gaeste dann betrachten konnten :-).

Beim Einschlafen entspannte ich meine Fuesse ein bisschen und drueckte den Fussballen nach unten. Dann fing es auf einmal an, meine Wadeln zu verkrampfen was ich zum Glueck noch einigermassen verhindern konnte.

Als der Wecker in der Frueh bimmelte, stellte ich diesen gleich aus und verschlief damit. Ich hatte auch Ohrenstoepsel drin und hoerte die anderen Wanderer nicht. Alle bis auf einen waren bereits aufgebrochen.

Als ich aus dem Zelt heraus wollte, startete auch wieder ein Krampf in meiner linken Wade den ich gerade noch so abhalten konnte. Mist. Jetzt gehen die Kraempfe los. Vllt. lag das einfach an den zwei Tagen Pause.

Zum Fruehstueck gab's Haferflockenmuesli sowie Newton Figbars von denen ich fast die ganze Packung verputzte und den Rest in die Muelltonne warf. Das nehme ich nicht mehr mit. Gut gestaerkt hoffe ich nun, dass ich am Abend mit den "ALPINE AIRE" gefriergetrockneten Packungen eine gute Erfahrung machen werde. Das Zeug werde ich fast jeden Abend ueber die kommenden 3 bis 4 Wochen essen muessen!

Um 7 Uhr startete ich dann los. Mein erster Wandertag in Oregon! Erst mal lief ich ueber die Strasse zurueck zu dem Punkt an dem ich den PCT verlassen habe, dann weiter die Strasse entlang. Ich konnte schon sehen, dass die kommenden Stunden etwas huegeliger sein werden. Allzuweit konnte ich aber nicht sehen. Alles war in Rauch eingehuellt. Ich freute mich einfach schon ungemein auf "Crater Lake" und hoffe, dass dort kein Rauch sein wird. Aber der ist noch 3.5 Tagesmaersche entfernt. Ich koennte also Glueck haben! Crater Lake ist auch einer der Ansporne fuer mich weiter zu machen. Danach ist es der Abstieg "Cascade Locks" welcher das Ende von Oregon darstellt.

Der PCT zweigte links ab und es erfolgte viel huegeliges auf und ab. Ich gehe jetzt nicht in's Detail. Leider musste ich feststellen, dass meine Rippe schon wieder schmerzte, aber nicht mehr ganz so stark. D.h., ich ging wieder in die Schonhaltung mit der gleichzeitigen Ueberlegung, dass ich nun 1.5 Monate lang mit einer schmerzenden Rippe wandern werde. Tja, so laeuft's halt.

Bisher hatte ich ja beim Wandern keinen Regen und lt. dem Wetterbericht sollte das auch die kommenden Tage so bleiben. Leider stellte ich auch fest, dass es die kommenden Tage sehr sehr heiss bleiben wird so wie die letzten paar Tage.

Ich wanderte so gemuetlich vor mir durch einen huegeligen Laubwald der aber lichtig genug war, dass ich immer wieder in die Ferne schauen konnte. Vor einem hatte ich ganz besonders Angst: Naemlich dass die neuen Schuhe Mist sind. Aber diese fuehlten sich auf den ersten paar Meilen prima an.

Der Wanderweg fuehrte dann auch an dem Pilot Rock vorbei, welcher wieder teilweise aus Steinsaeulen bestand aehnlich wie ich es schon vorher gesehen hatte (und auch in Irland bei Giant's Causeway). Es war nur schade, dass keine Details wg. dem vielen Rauch zu sehen waren. Gestern erfuhr ich auch, dass es in Idyllwild brannte. Das war der Wanderort mit dem Muelleimer als Hostel. Es ist einfach Wahnsinn wo es momentan ueberall brennt. Ich bin froh, dass die kommenden paar Tage huegeliger sind, weiter habe ich die Karten noch nicht angeschaut. Im Falle eines Feuers kann man so in eine bestimmte Richtung einfach entfliehen.

Dann riss es mich auf einmal: Vor mir lag auf dem Wanderweg schon wieder so eine Drecks Schlange. Eine gruene! Und die sah auch wie eine Klapperschlange aus! Aaaah! Dann war die gruene Farbe Schlange vor ein paar Tagen (oder Wochen?) also doch keine optische Illusion sondern die Klapperschlangen hier waren wirklich gruenlich eingefaerbt. Ach wie huebsch. Diese war auch nicht aggressiv. Ueber die Mutter von einem Freund erfuhr ich dann per Foto, dass diese auch giftig sind. Nun kann ich schon wieder auf Schlangen aufpassen. Aber wird schon gut gehen.

Eine Quelle stellte sich dann als kuemmerliches Rinnsal heraus, allerdings war dies kuehl und frisch. Ich schuettete mein Reservewasser in die Trinkblase und holte mir einen Liter erfrischend kuehles Wasser fuer die Mittagspause. Und schon wieder ging's weiter. Zwischendurch futterte ich immer mal wieder Beef Jerky um meinen Magen etwas zu beruhigen. Aber so richtig knurrte dieser nicht was wohl an den Haufen Figbars lag die ich in der Frueh verdrueckte.

Der Wanderweg war teilweise im Wald und dann wieder der Sonne ausgesetzt. Nach einem kleinen Abstieg pausierte ich dann um 12:30, also deutlich nach meiner normalen Pausenzeit um 11 Uhr, im Wald bei einem Baumstamm den ich als Rueckenlehne verwendete. Nun ging das Fressen los. Ich oeffnete die Dose SPAM und freute mich ueber Gluten-haltige Tortillawraps. Dazu noch Reibekaese welcher sich bereits fast zu einem Klumpen verbunden hat. Zum trinken gab ich Vitamin C Brausepulver in die Flasche mit kaltem Wasser. Dieses Pulver war eigentlich fuer Kinder gedacht um diesen das Vitamin C mit Zitronen- oder Orangengeschmack in Form von einem Brausepulver zuzufuehren. Ob das wirklich noetig ist, ist wohl eine andere Frage. Ich auf jeden Fall kaufte das nur, um dem Wasser mehr Geschmack zu geben.

Weiter ging's mit dem Wanderweg welcher nun mehr als nun im Halbkreis um einen kleinen Berg herumfuehrte statt einfach eine kleine Strasse als Abkuerzung zu verwenden. Naja, auf jeden Fall war der Ausblick nicht ganz unschoen. Man konnte grosse Weideflaechen mit getrockneten Grashalmen erkennen. Leider war auch hier alles in Rauch eingehuellt. Ich wuerde auch sagen, dass das hier mehr als nur Huegel waren, sondern sehr sehr grosse Huegel ;-). Die Temperaturen stiegen mehr und mehr und um 14:30 Uhr konnte ich wirklich sagen, dass es unglaublich warm war. Ich war immer wieder froh, nach einer Lichtung wieder im Wald wandern zu koennen.

An dem kleinen Fluesschen vom Little Hyatt See Ausfluss machte ich dann nochmal eine Pause. Jetzt war es Zeit fuer einen Liter Schokomilch. Mal schauen ob das mein Magen und Darm jetzt mitmacht, oder ob mir gleich wieder alles hinten hinausschiesst. Um's gleich vorweg zu nehmen: Alles ging gut. Ich war heil froh, dass ich diese Darmgeschichte los war. Auch mein Urin hatte nun wieder eine sehr helle Farbe was bei den vorherigen Tagen mit den Darmunfaellen nicht immer der Fall war. Naja.... warten wir mal lieber ein paar Tage ab.

Es waren noch 9 weitere Meilen zu wandern, jedenfalls wenn ich mein Tagespensum von mind. 30 Meilen schaffen wollte.

Heute hoerte ich auch MP3s welche ich mir von einem Podcast heruntergeladen hatte "Mystery Show" heisst das glaube ich und ist eine ganz interessante Sache, bei der mysterioese Geschichten von anderen Menschen aufgeklaert werden.

Es stand ein kleiner Aufstieg von weniger als 300 HM bevor (ich lache mittlerweile ueber so etwas gemuetliches), gefolgt von einem Abstieg. An dem Schild zum Hyatt Lake Campground lief ich einfach vorbei. Nach ein paar Minuten lief ich dann an einem Wasserspender vorbei und dieser war doch tatsaechlich einfach trocken! Kein Wasser! Das haette ich jetzt auch nicht erwartet. Aber egal, ich hatte genug Wasser um durchzulaufen.

Weiter ging's ein bisschen auf und ab in der Abendsonne und im Rauch. Ja, immer noch Rauch, auch wenn ich schon 30 Meilen weit gelaufen bin. Ich ueberlegte noch, ob ich vllt. ueber die Strasse etwas abkuerzen sollte, entschied mich aber fuer die leicht laengere Wanderroute und gegen 7 Uhr kam ich dann bei dem Klum Landing Park Campground an, weniger als eine halbe Meile vom PCT entfernt.

Dort sah ich schon einen PCT Hiker am See sitzen. Dort erzeugte die Sonnen wunderschoene Effekte. Dieser Hiker wollte aber noch weiterlaufen. Er laeuft gerne am Abend. Ich wechselte mein Schuhwerk und war mir sicher: Die neuen Schuhe sind prima. In diesen werde ich es wohl nach Kanada schaffen. Diese sind unglaublich bequem was wohl auch daran liegt, dass sie eine liegengebliebene Extraanfertigung waren die vorne etwas breiter sind als das Standardmodell.

Ich machte mich erst mal an's Essen kochen. Es gab "Mesquite BBQ seasoned Chicken with Beans & Rice". Das sah aus wie Durchfall und erinnerte mich auch Geschmacklich daran auch wenn ich Durchfall nie ausprobiert hatte. Naja, so ganz schlecht war's nicht, aber nicht vergleichbar mit dem anderen guten Essen was ich vorher hatte. Diese BBQ Sauce war einfach viel zu dominant und ein paar Gewuerze mehr waeren auch nicht verkehrt gewesen. Das ganze konnte ich sehr gut mit der kleinen Dose IPA herunter spuelen welche ich mir mitgenommen hatte.

Da es hier auch noch kostenlose Duschen gab, nahm ich das auch noch mit. Eigentlich hatte ich vor auf dem Tisch zu Cowboycampen, aber dann vergingen sich doch ein paar Muecken an mir und ich stellte schnell mein Zelt auf.

Resuemee des heutigen Tages: Bis auf die Rippenschmerzen ist alles OK. Oh, bis auf irgendeine wundgeriebene Stelle an meinem Ruecken. Das ist natuerlich nicht so toll, aber mit dem kann man auf jeden Fall weiterwandern.

Meine neue Stirnlampe ist auch einfach nur toll. Ultra hell wenn ich das moechte.