Tag 65: Abgefackelter Hoehenweg und endlich mal satt vom Abendessen

2018-07-22: Campsite beim Paynes Lake → Etna Summit → Campsite Paradise Lake


Geschaetzte Strecke: 55 Meilen

Heute ging's nach einem weiteren Nissan Noodles Fruehstueck um 6:30 los.

Das erst was mir aufgefallen ist, war sehr sehr viel Rauch im Tal. Dabei handelt es sich wohl nicht einfach um Nebel. Irgendwo hier qualmt es noch gewaltig. Hier oben ist aber die Luft wunderbar und ich geniesse sie Aussicht jetzt um so mehr.

Beim Laufen fing auf einmal mein linker grosser Zeher beim Gelenk an zu schmerzen. Ja fix! Muss das jetzt sein? Der Brustkorb, dann ein Riss am rechten Fuss und jetzt auch noch der linke Fuss? Komme ich als Krueppel in Kanada an? Mit einer Schonhaltung lief ich einfach weiter. Ab und zu fuhr mir dann ein Schmerz durch den Zeher wie wenn jemand mit einer Nadel in's Gelenk stechen wuerde. Aber stoppen hilft hier auch nicht weiter. Nach einiger Zeit liess der Schmerz dann wieder nach. Mal schauen wie das am naechsten Tag wird. Ich wundere mich auch, dass ich in der Nacht keine Kraempfe bekomme. Normalerweise war das bei solchen Wanderungen bisher der Fall aber hier bin ich bisher noch nie mit einem Krampf aufgewacht. Ich vermisse das aber auch nicht ;-).

Am Etna Pass kam ich nach einem kurzen Auf- und Abstieg schnell an. Hier wartete schon ein Maedel um per Anhalter irgendwo mitzufahren. Sie fragte mich ob ich auch nach Etna will was ich aber verneinte. Vermutlich erhoffte sie sich mich als mitfahrenden "Mann". Zwar kommen die Maedels hier deutlich einfacher per Anhalter weiter, aber auch unsicherer.

Ein bisschen die Strasse hoch und dann zweigte der PCT schon wieder ab. Ab sofort ging es ohne Hoehenprofilkarte weiter. Diese gab's bei den kostenlosen Karten nicht dazu. Aber das macht nichts, da es nicht viel auf und ab ging. Noch ein gutes Stueck Aufstieg und ich blickte auf ein unglaublich langes Tal. Dieses ging es nun entlang, aber nicht im Tal selbst sondern auf einem schoenen Hoehenweg der ohne viel Auf und Ab in der Naehe des Bergrueckens verlief. Das Feuer hatte hier wieder mal sehr viele Baeume abgefackelt. Aber nicht ueberall. Die Bewaldung war hier wie ein Flickenteppich was auch den Vorteil hatte, dass ich eine gute Aussicht geniessen konnte!

Die erste Moeglichkeit einer Quelle habe ich gleich uebersprungen. Diese lag 0.2 Meilen abseits. Da laufe ich lieber noch eine weitere Stunde. Es war zwar schon 11 Uhr, aber der Hunger setzte noch nicht ein. Diese ordentliche Portion Nissan Noodles zum Fruehstueck zusammen mit etwas Muesliriegelzeug hilft wirklich gut den Hunger zu bekaempfen.

Die zweite Wassermoeglichkeit gab es dann gegen 12 Uhr an einem kleinen Fluesschen. Hier tummelten sich auch schon andere herum wie einer Herde Tiere an einem Wasserloch. Die drei anderen hier waren nur fuer ein paar Tage unterwegs und so fragte ich, ob die was zu essen uebrig haetten. Das wird fuer mich mittlerweile schon zur Gewohnheit :-). Vom einem bekam ich etwas zum Abendessen zum kochen. Der andere gab mir zwei Erdnussriegel. Ach, wie schoen das ist. Vllt. muss ich bald gar nichts mehr mitnehmen. Natuerlich funktioniert das nur, weil ich PCT-thru-Hiker bin.

Weiter ging's! An einem Teil mit schoenem Ausblick hatte ich dann sogar Handy Empfang. Die Nachrichten die ich dort bekam waren hervorragend. Die erste Strecke des PCT in Oregon ist wieder geoeffnet, die Sperrung also aufgehoben! Herrlich!

Nun ging's bald wieder ueber einen Pass in Richtung eines anderes Tals. Die Umgebung und auch der Wanderweg aenderten sich schlagartig von einem gemuetlichen Hatsch hin zu einem Wanderweg ueber eine Art hochalpine Landschaft wo sich der Wanderweg durch schlaengelte. Auch nicht schlecht! Ich wuerde das alles viel mehr geniessen, wenn ich es nicht so eilig haette. Heute hatte ich sehr viel vor, um morgen rechtzeitig zum einkaufen anzukommen. Dieser Zeitdruck nahm mir etwas von der Freude von einem solch schoenen Wanderweg.

Der PCT bog auf einmal hoch zu den Marble Mountains ab und fuehrte ueber ein Geroellfeld dann hoch zu einem Pass. Was fuer beeindruckende Felsen die hier oben waren. Ein Wegpfleger oder wie auch immer die heissen war auch hier oben und wieder mal bedankte ich mich sehr fuer seine Arbeit. Der Weg zuckelte sich nun etwas bergab, in grosser Distanz den Berg entlang um dann wieder nach oben auf dem Bergruecken entlang weiter zu verlaufen. Der Ausblick war immer grandios. Was fuer ein schoener Wanderweg! Wieder verlief er auf gleicher Hoehe weiter und ich liess alle Quellen aus, welche nicht direkt auf dem PCT lagen.

Auf dem Weg drueckte ich mit blosser Hand auch einmal eine Pflanze weg welche in den Weg ragte und bekam sofort einen fuerchterlichen Stich in den Zeigefinger ab. Das schmerzte fuer 5 Minuten ungeheuerlich. Was das war, weiss ich nicht genau. Evtl. ein Stachel, oder auch eine Ameise.

Schliesslich kam ein Abstieg in's "Little Marble Valley" bei man hier und dort viel von dem weissen Stein sehen konnte. Es hatte schon etwas von einem "Little Yosemite" Park, wenn es diesen geben wuerde. Unten bei dem Wasser sassen dann auch schon wieder andere herum. Es war schon 6 Uhr abends. Ich hatte also bereits einen gewaltigen Hatsch hinter mir, hatte aber noch mehr vor. Die anderen beiden stellten sich als Deutsche heraus und wieder mal bekam ich etwas zu essen :-). Sie gaben mir ein paar Muesliriegel sowie eine ordentliche Portion Chicken-Curry-Reis die ich mit 600 ml heissem Wasser anmachen sollte. Wow! Das klingt nach ganz schoen viel. Achja! Kaffeepulver wurde mir dann auch noch angeboten, aber dann wurde das in vier Schokomilchpulver Paeckchen umgewandelt. So trank ich gleich noch einen Liter Schokomilch. Lecker!!! Ich bedankte mich mal wieder und nach einer halben Stunde Pause ging's noch 5 Meilen weiter.

Es stand mir noch ein knackiger Anstieg bevor, vorbei an einer Wasserquelle und einer kleinen Zeltmoeglichkeit. Im Sueden sah ich eine dicke Wolkendecke mit einer beeindruckenden Wolkenformation. Das sah schon fast aus wie ein Atompilz! Wieder einmal bin ich wohl einem Regenschauer davon gelaufen.

Der Weg runter zum Paradise Lake war teilweise stark zugewuchert und ich musste mich durchkaempfen. Unten angekommen daemmerte es schon. Es war zum Glueck nur ein weiterer PCT Wanderer da und in gewissem Abstand zu diesem schlug ich mein Zelt auf und machte mich an's Kochen. Es gab hier sogar fliessend Wasser aus einem Rohr an einem kleinen Fluesschen. Was fuer ein Luxus. Waehrend ich das Zelt aufbaute filterte das Wasser von alleine da ich durch eine Konstruktion mit meinen Wanderstoecken wieder mal den Filterbaeutel auf haengte und die Gravitation das Wasser durch den Filter drueckte. Nun ging's an's Essen. Ich nahm mir gleich das gefriergetrocknete Essen vor, das ich von den beiden Deutschen vorhin bekommen hatte. 600 ml Wasser.... wow... das war eine ordentliche Portion.... eigentlich fuer 2 Wanderer..... aber genau richtig fuer einen PCT Wanderer nach ueber 2 Monaten. Davon wurde ich tatsaechlich mal satt.

Gerade laufen schon wieder so scheiss Rehe um mein Zelt herum. Diese Viecher sind hier einfach nicht Menschenscheu.

Meinen Wanderstock habe ich heute auch am Griff geklebt. Dieser hat einen Riss bekommen und ich muss mir auch ueberlegen, ob ich auch diese austausche was ich aber vermutlich nicht machen werde. Die muessen schon noch etwas durchhalten.