Tag 53: Tag des Sees

2018-07-10: Campsite at Alder Spring → Middle Fork Feather River → Whitehorse Campsite


Geschaetzte Strecke: 26+6 Meilen

Die Naechte sind seit ein paar Tagen unglaublich warm. Die letzten 2 Naechste bin ich sogar richtig in's Schwitzen gekommen und musste mich ausziehen bzw. den Schlafsack wegnehmen. Das ist ein unglaublicher Kontrast sogar zu der Wuestenregion. Dort hat es mich in der Nacht nur zu oft gefroren.

Es gab mal wieder ein grosszuegiges Fruehstueck: 3 Paeckchen Oat Meal, viele Kekse und wieder dieses Gebaeck was eigentlich in den Toaster muesste.

Der heutige Wanderweg startete mit einem sehr langen Abstieg. Ueber 12 Meilen lang ging es Stueck fuer Stueck weiter runter. Viel zu sehen gab es nicht, da die ganze Zeit ein Wald vor meinen Augen war. Allgemein wundere ich mich hier ueber die Waelder. Diese sehen alle komplett ungepflegt aus im Vergleich zu denen die ich aus den Alpen kenne. Hier liegen ueberall umgefallene Baeume und deren Aeste herum. Wirklich ueberall. Liegt das nun daran, dass es hier keinen Foerster gibt? Ist das einfach so, wie die Natur in Wirklichkeit sein wuerde? Liegt das daran, dass hier das Klima anders ist? Vllt. sind die Baeume einfach aelter und knicken leichter um? Und in Europa werden diese einfach vorher gefaellt? Fragen ueber Fragen...

So, also nochmal: Das hier war am Anfang ein sehr langweiliger Waldhatsch. Sehr langweilig! Ich vertrieb mir die Zeit damit mir zu ueberlegen was ich nach der Wanderung machen werde. Vllt. einen Roadtrip? Mal schaun...

Etwas enttaeuschend war auch, dass ich hier nur zu oft ein paar andere Strassen kreuzte. Es gab hier einfach keinen Wanderweg der fuer sich alleine diese Natur erschloss. Warum sollte man denn hier wandern gehen?

Wg. dem ganzen Waldhatsch erinnerte mich auch sehr viel an den Appalachian Trail. Diesen bin ich zwar noch nicht gewandert, aber ich hoerte viel ueber diesen Trail. Naemlich z.B., dass man wg. dem ganzen Wald einen wahren Tunnelblick bekommt. Genau das war hier auch der Fall.

Meine Hose gibt mehr und mehr den Geist auf. Die linke Hosentasche welche ich in Hiker's Heaven genaeht hatte, hatte nun schon wieder zwei neue Loecher welche von meinem Handy durchgewetzt wurden. Deshalb wechselte ich jetzt die Seiten von meinem GPS Notpiepser und meinem Handy. Das erfordert eine gewaltige Umstellung von dem, wohin ich ueber die letzten zwei Monate hingriff!

Apropos GPS Notpiepser. Dieser spinnt momentan gewaltig herum. Er funktioniert einfach nicht richtig da er manchmal einfach nicht anfaengt, meine aktuelle Position zu uebermitteln. Was fuer ein Mistding. Das passierte nun schon oefters. Ich haette wohl nicht die neuste Firmware installieren sollen.

Heute machte ich mir auch Gedanken um's Kochen. Ich habe vor, ein Maggi Gericht mit Pepperjack Kaese zu verfeinern. Mal schauen ob das was wird, aber alles kam doch anders...

Das Gruen der Blaettedaecher war hier sehr intensiv. So intensiv, dass ich manchmal in eine wahre gruene Kammer eingetaucht bin in der alles, einfach alles gruen war. So etwas habe ich vorher auch noch nie erlebt.

Der Weg zog sich weiter und weiter runter, bis auf ca. 3000 Fuss, also ca. 1 km. Ich weiss nicht, ob ich jemals so tief auf dem PCT war. Die Hitze nahm auch gewaltig zu. Ueber eine Bruecke querte ich einen reissenden Fluss und machte mich sogleich an einen kleinen Aufstieg. Die Hitze auf der Suedseite von diesem Hang war wieder enorm. Vieles erinnerte mich an den Wuestenhatsch. Auf der anderen Seite angekommen fuehlte es sich dann an wie im Kuehlschrank. Alles war wunderbar kuehl.

Noch ein kleiner Abstieg und dann machte ich Pause. Es war gerade um ca. 12 Uhr und ich zaehlte die gelaufenen Meilen: 16! Wow! Das sind wirklich viele! Auf dem Abstieg trank ich schon einen Liter aus der Getraenkeblase welche wieder aufgefuellt wurde. 2 weitere Liter sollten es hier am Bear Creek zum rehydrieren werden. Zum Essen gab es wieder mal Hiker Burger. Dieses mal aber gleich 2 Stueck davon. Dann noch zwei Snickers und einen Cliffbar. So gestaerkt machte ich mich eine Stunde spaeter an den Aufstieg. Es standen ca. 800 HM an, und das bei der Hitze. Aber der Aufstieg war unter einem Blaetterdach, ich war sehr gut rehydriert und weiter oben wartete schon die Lookout Spring auf mich.

So fetzte ich die paar Serpentinen hoch. Vieles erinnerte mich nun an einen typisch deutschen Wald. Es gab hier sogar Laubbaeume. Wie lange hatte ich schon keine Laubbaeume mehr gesehen. Auf einmal riss es mich ungemein. Neben dem Wanderweg bewegte sich auf einmal etwas groesseres. Eine Schlange! Oh Mann! Irgendwo ein Schwarz-Gelbes Ding was mich ganz schoen erschrocken hat. Also muss ich ab sofort wohl wieder auf Schlangen achten.

Oben angekommen (wg. der geringen Aussicht gibt's nicht viel zu berichten) holte auch die paar PCT Hiker ein, welche mich zuvor ueberholten. Aber die holten sich Wasser an einer Quelle die eher ungemuetlich aussah. Nach ein paar weiteren Minuten Wandern hatte ich dann endlich mal wieder einen schoenen Ausblick. Das war wirklich unerwartet nach dem ganzen Waldhatsch. Leider blickte ich nur auf viel Wald, aber besser als nichts!

Ich lief noch bis zur Lookout Spring weiter wo auch schon andere Wanderer gemuetlich warteten. Wieder rehydrierte ich mich. Dieses mal 2 Liter. Ach, das macht einfach Spass mit dem neuen Filtersystem. Ich kann das nicht oft genug beschreiben. Die Farbe meines Urins ist auch deutlich besser, also heller, geworden seitdem ich dieses neue Filtersystem habe.

Als ich in die Karte schaute musste ich feststellen, dass ich deutlich schneller bin als erwartet. Viel, viel schneller als erwartete. Belden morgen zu erreichen wird zum Kinderspiel und ich hatte die Moeglichkeit einen kleinen Umweg von 2.4 Meilen zu laufen welcher mich an einem See entlang fuehren wird mit einer Shoppingmoeglichkeit und Restaurants. Passt!

Jetzt stand nicht mehr viel an und ich beschloss auch mit Sandalen und oben ohne weiter zu wandern. Das meiste war geschafft. Bisschen auf und ab gab es, aber nichts nennenswertes. Nun zweigte ich vom PCT ab. Die kommenden 4 Meilen von diesem waren sowieso nichts anderes als auf gleicher Hoehe jede Kehre von einem Berg auf gleicher Hoehe mitzunehmen. Also ab zur Alternativroute: Nach etwas weniger als eine Stunde Strassenhatsch war ich bei dem Einkaufsladen. Cola und Budweiser gab's dort. Besser als nichts! Die eine Haelfte trank ich gleich, die andere mischte ich in die Cola Flasche zum mitnehmen. So hatte ich heute Abend auch noch etwas leckeres.

Weitere Infos bekam ich von jemandem der gerade aus dem Laden kam. WIFI gibt es in dem zweiten Lokal von hier. Es gab leider einiges zu checken: Meine Debitcard funktioniert nicht mehr und ich wollte wissen wie der aktuelle Stand von meinem Resupply Package ist. Kann ich damit in Belden rechnen?

So ging's weiter zum Lake Shore Resort die auch WIFI hatten. Erst mal gruendlich

Haende und Arme waschen. Da lief die Suppe mal wieder runter. Neben insgesamt 5 kleinen IPAs gab es dort auch ein Sandwich zum leckeren Abendessen und als Nachspeise einen Blueberry Cake, natuerlich mit Eis um die Kalorien zu maximieren. Ich habe auch das Gefuehl, dass ich nicht weiter abnehme! Ich geniesse grade noch den Sonnenuntergang in diesem Lokal welches direkt am See liegt. Das ganze natuerlich mit ein paar IPAs. Hier erfuhr ich auch viel Schlimmes: Meine Debitkarte ist wg. eines Missbrauchs tatsaechlich gesperrt. Ich schrieb der Dame mit der ich seit ein paar Tagen in Emailkontakt bin, dass es wohl schwer werden wird mir eine Ersatzkarte auf dem PCT zuzuschicken, da ich ja jetzt keine feste Adresse habe. Das wird noch ein Problem werden. So ein Mist. Dann erfuhr ich, dass das Package nicht ankommen wird, da meine Hilfsperson aus Boulder den US Postal Service nicht telefonisch erreichen konnte. Ach, alles Mist! Aber so muss ich jetzt halt einfach damit leben. Irgendwie regelt sich schon alles.

So, nun muss ich weiter, ich bin immer noch bei dem Lokal und muss noch zum Campingplatz.

Und nun bin ich in meinem Nachtlager! Weiter ging's nach dem Lokal mit einem Strassenhatsch. Die Alternativroute hatte leider zum Nachteil, dass der gesamte Weg ueber eine geteerte Autobahn verlief. Auf meinem Telefon suchte ich nach Musik die kraeftig reinhaute. Fear Factory erfuellte diesen Anspruch sehr gut! Wieder mal pikste mich auch eine Muecke an und ich stellte fest, dass ich mich mehr und mehr an diese Viecher gewoehne.

Es wurde schon Dunkel als ich noch eine Meile von dem PCT entfernt war und an einem Campingplatz vorbei lief, fuer dem man bezahlen muesste. In der Ferne sah ich ein Lagerfeuer und probierte einfach mal wieder eine kostenlose Uebernachtung zu bekommen. Dort wurde ich herzlich begruesst und gleich dem Campinghost (Also demjenigen der den Campingplatz verwaltet) vorgestellt. Dieser hatte nichts dagegen, dass ich auf dem Platz hier einfach mein Zelt aufschlage und diejenigen die den Platz hier bezahlen zeigten mir gleich ein paar Plaetze. Ach, ist das wieder schoen. So sass ich abends vor dem Lagerfeuer, bekam sogar ein kostenloses Getraenk, dann noch Popcorn und dann noch eine heisse Schokolade.

Als das Ehepaar die Geschichte von dem Paket in Sierra City hoerte, schlugen diese vor, dass sie morgen den Supermarkt vllt. telefonisch erreichen koennten um das Paket weiterzuschicken. Ich kann kaum glauben wie hilfsbereit diese Menschen hier sind. Desto weiter man sich von der Zivilisation entfernt, desto netter werden die Menschen. Wenn ich morgen nicht so frueh aufstehen wuerde, gaebe es sogar noch ein Fruehstueck fuer mich.

Nun ist es Zeit zu Bett gehen. Die morgige Tour nach Belden wird eher gemuetlich. Es stehen nur ca. 18.5 Meilen + 1.5 Meilen Umweg den ich evtl. per Anhalter fahren kann an. Im Vergleich zu den ueber 30 Meilen der letzten 3 Tage ist das ein sehr angenehmer Hatsch und laesst mir genug Zeit um mich um die Versorgung fuer die kommenden 7 Tage zu kuemmern. Vllt. finde ich ja sogar wieder Karten. Ich erreichte per Email sogar die beiden Trailangels aus Belden. Womoeglich finde ich sogar bei denen eine Unterkunft.

Wieder mal dachte ich heute auch viel ueber den Rest der Tour nach. Bald habe ich die Haelfte erreicht. Der Rest des Weges wird noch ein hartes Stueck. Nicht fuer den Koerper, sondern einfach nur fuer den Geist. Ich bin immer nur daran, meinen Kopf zu ueberlisten. Noch ein paar Tage, noch eine Woche, noch bis hier und dorthin. Ashland als Ziel liegt mir besonders im Kopf. Dort will ich meinen naechsten Zero Day oder vllt. sogar zwei einlegen. Mal schaun. Ich dachte viel darueber nach, was ich nach der Tour mit meiner Familie und meinen Freunden alles unternehmen werde. Das lenkte mich bei dem heutigen Abstieg auch sehr gut ab. Vllt. kam es so zu den 16 Meilen die wie im Fluge vergingen. Es wird einfach zu einem Kraftakt im Kopf.