Tag 52: Was fuer ein langer Waldhatsch

2018-07-09: Campsite CS1202.5 → Little Jamison Creek → Campsite CS1236.5


Geschaetzte Strecke: 33.5 Meilen

Ich weiss gar nicht, ob ich gestern auch beschrieben habe, warum ich Sierra City so schnell wieder verlassen habe. Diese ganze Ortschaft hat auf mich einfach den Eindruck gemacht, als ob diese nicht wirklich eine richtige Stadt war. Alles moegliche hatte zu, inkl. dem General Store wo mein Paket haette sein sollen. Auch die Wanderer hier machten auf mich nicht gerade einen guten Eindruck. Irgendwie waren auch schon bald keine Wanderer mehr vor dem General Store sondern liefen entweder gleich weiter oder fuhren ganz wo anders hin. Ein richtiges Restaurant hatte hier irgendwie auch nicht offen. Alles in allem wollte ich deshalb einfach nur noch weiter und so "rannte" ich halt einfach den Berg hoch :-)

Zum Fruehstueck gab's drei von den Oak Meal Packungen sowie ein paar Marmeladengefuellte Kekse. "Isotope" meinte, dass man die eigentlich zuerst in den Toaster steckt, aber das gibt's hier ja nicht. Das schmeckte trotzdem relativ gut was vermutlich daran lag, dass alles voll mit Zucker war.

Um 6:40 stiefelte ich los und machte mir Gedanken ueber den bisherigen PCT. Ich erlebte ja wirklich unwahrscheinlich viel bisher und sammelte auch viele neue Erfahrungen auf dem PCT, insbesondere in der High Sierra wo ich 8 Tage lang in der Wildniss war. Mir kommt die Strecke von einem drittel zu der Haelfte des PCT sehr sehr lange vor. Das kann aber auch ein gutes Zeichen sein, weil ich einfach so viel erlebe. Ich muss irgendeine Moeglichkeit finden um mich staerker zu motivieren, auch noch den Rest zu laufen. Ich habe keine wirkliche Bedenken, dass ich das tun werde, aber ein bisschen mehr Motivation waere auch nicht schlecht. Momentan mache ich mir immer Plaene fuer die kommende Woche, was ich mache, wenn ich in einer Woche hier oder dort ankomme.

Der anfaengliche Hatsch fuehrte erst mal nach einem kurzen kleinen Anstieg ueber viele Kehren weiter bergab zu zwei Seen. Der Weg war absolut furchtbar. Er hatte mehr mit Wellen gemeinsam als mit einem gleichmaessig absteigenden See. So gelangte ich zum Packsaddle Campground und dort gab es sogar Trinkwasser und einen PCT Hiker Tisch. Da legte ich gleich meinen Rucksack ab und holte mir einen Liter zum rehydrieren. Auf dem Campingtisch stand auch Wanderkochtopf mit einem ultraleichten Kocher. Den hat wohl jemand als eine Art Hikerbox hier mitten auf dem Tisch stehen lassen. Das ist ja prima, den tausche ich gleich mit meinem etwas schwereren aus.

Sogleich ging's weiter, da es fuer eine richtige Pause noch einfach zu frueh war. Jetzt standen mir ein paar hundert HM Aufstieg bevor und dann ein wandern auf dem Bergruecken. Bevor ich jedoch den Bergruecken erreichte, kamen mir zwei aeltere Herren entgegen, jeder von denen sicher ueber 60 Jahre alt. Einer von den beiden fragte mich, ob ich sein Kochzeug gesehen haette. Aeh.... Ja..... das steht unten auf dem Tisch. Da freute er sich dann aber. Sein Name war Thumper oder Thumber. Dann sagte ich ihm aber auch, dass ich den Gaskartuschenaufsatz selbst mit meinem ausgetauscht haette. Das wurde nun zum Problem aber er wahr auch sehr einsichtig damit, dass ich weiterwandern muss und ich auch einen Kocher brauchte. Wir machten aus, dass wir uns auf dem weiteren PCT noch irgendwo wieder treffen, wo genau machten wir aber nicht aus. Er machte auf mich auf jeden Fall einen sehr ruestigen Eindruck. Ich bin ja gespannt, ob der mit mir noch mithalten kann.

Kurz bevor ich den Bergruecken erreichte, liess mich auch noch eine Gruppe Reiter passieren. Diese Touris durften all das hier auf Pferden geniessen! Wenn noch Platz auf einem gewesen waere, haette ich das auch ausgenutzt. Hier oben sah man auch hier und dort ein paar Seen. Aus irgendeinem Grund sind diese Berge in Kalifornien deutlich reicher an Seen als die Alpen. Insgesamt war aber trotzdem alles relativ huegelig.

Ich hatte keine Zeit zu verlieren und hatte einen sehr schnellen Schritt drauf. Als es wieder weiter runter ging, sah ich schon eine Gruppe PCT Hiker an einer Kreuzung sitzen. Da muss es auch eine gute Quelle geben. Ich holte mir gleich wieder 1.5 Liter von dem Little Jamison Creek, einem wirklich kleinem Rinnsaal das herrlich frisches Wasser lieferte. Hier war auch Zeit zum pausieren und ich verputzte etwas, was ich "Hiker burger" nannte: Ich belegte einen der Bagels mit einer dicken Scheibe Schinken (Preis: ca. 3.5 Dollar) und einer dicken Scheibe Kaese (Preis: ca 2 Dollar). Das schmeckte einfach wunderbar! Dazu gab es noch eine Packung mashed Potatoes welche mir gestern jemand einfach so gegeben hat. Damit war das auch weg.

Gut rehydriert ging's gleich weiter. Aber nicht ganz so schnell, weil ich sehr vollgefressen war. Vermutlich quillte der Kartoffelbrei gerade noch weiter in meinem Magen vor sich her. Weiter ging's mit einem weiteren kleinen Aufstieg um wieder auf dem Bergruecken weiter nach Kanada zu laufen. Wenn in Europa solche Berge existieren wuerden, dann waeren hier ueberall Weiden, Kuehe und Almen. Hier ist aber einfach nichts ausser vllt. ein paar Forststrassen.

Heute war es auch mal wieder besonders heiss. Das konnte ich daran erkennen, dass von meinem Wanderhut eine regelrechte kleine Wasserquelle heruntertropfte. Der neue Wanderhut saugte den Schweiss nicht auf sondern laesst diesen einfach abrinnen.

Die "A Tree Spring" liess ich links liegen und machte mich gleich an den Aufstieg. Es waren nur ca. 300 HM zu schaffen, also fast nicht der Rede wert. Oben angekommen zuckelte sich der Weg dann erst mal wieder runter. Alles sehr schoen unter schattenspendenden Baeumen. Vieles erinnerte mich an den Wuestenteil, nur, dass hier sehr viele Baeume gute Schatten spendeten. Ich beschloss, mir bei der naechsten Gelegenheit eine Schokomilch zu machen. Bei der Quelle kurz vor dem Nelson Creek der ausgetrocknet war holte ich mir Wasser und lief dann weiter bis ich eine schoene Stelle fand um zu rehydrieren. Ach, war das lecker. Das Schokomilchpulver war auch eines, was ich in der Hikerbox in Sierra City fand.

Nun verlief der Weg weiter das Tal entlang. Hier sah ich auch von oben herab ein paar Camper im Tal. Ach, wie gemuetlich die es haben. Aber ich will nach Kanada und da gibt's nicht soviel Gemuetlichkeit. Bei dem "West Branch Bear Trap Creek" wurde dann noch einmal pausiert. Das war die letzte sichere Wasserquelle fuer die kommenden ca. 10 Meilen. Hier lernte ich auch "Driver" und "Dino Man" kennen. "Dino Man" schleppt tatsaechlich seit Anbeginn der Wandertour einen Dinosaurier mit sich herum. Ach, ich das toll :-D. Vor den beiden bereitete ich mir auch nochmal einen Hikerburger zu und da meinte der eine, ob das das Stueck Kaese ist, was 13 Dollar kostet. Uff, 13 Dollar?!? Das erklaert, warum meine Rechnung ueber 110 Dollar war. Da meinte ich nur, dass es sich rentiert hat, dass ich soviel ausgegeben habe und biss genuesslich zu. Das schmeckte wirklich hervorragend.

Weiter ging's mit einem laengeren Aufstieg von erst mal 150 HM. Hier war eigentlich meine Uebernachtung geplant, aber ich hatte vor etwas schneller in Belden anzukommen. Vorbei an dem Hopkins "Seep" (Keine Ahnung, was ein Seep sein soll) stand mir gleich noch mehr Aufstieg bevor. Nach weiteren 200 HM war ich dann schon wieder auf dem Bergruecken unterwegs und konnte um mich herum in Richtung Kanada nur noch gruene Berge sehen. Hoffentlich aendert sich das wieder bald!

Meine Fuesse schmerzten schon sehr aber ich wollte noch unbedingt weiter zu einer Campsite mit einer Wasserquelle in der Naehe. Also weiterlaufen! Langsam fuehrte der Wanderweg wieder bergab, vorbei an dem "Duck Soup Pond", der einfach nur uebel aussah. Mit den zwei alten Herren von vorhin besprach ich ja, dass ich evtl. bei der Campsite CS1234 bleiben werde, aber ich lief auch hier weiter. Jedoch legte ich einen Zettel auf den Boden mit meiner Email Adresse. Nur fuer den Fall, dass wir uns doch nicht mehr sehen.

Eine Stunde spaeter war ich dann endlich bei der Abzweigung zur "Aider Spring" und das erste was ich machte, war mir Wasser zu der vllt. 200 Meter entfernten Quelle zu holen. 4.5 Liter waren gleich gezapft und teilweise gefiltert. Mit dem neuen Filtersystem ist das auch kein Problem. Zum Abendessen gab's Chilly Beef and Beans sowie "cold-soaked" Nissan Noodles.

Ich muss jetzt schlafen und bin total kaputt.

Insgesamt war das heute ein meist sehr leicht zu wandernder Weg was dazu fuehrte, dass ich deutlich ueber 30 Meilen gelaufen bin. All zu oft sollte ich das aber nicht machen. So, Gn8.

Ach ja, irgendein Hippie mit einer kleinen Gitarre ist hier auch herumgewandert. Das war seit dem ersten Monat der erste, der auf mich einen seltsamen Eindruck machte. Ob der wohl ein thru-Hiker ist? Naja, was ich sagen will ist, dass es seit einem Monat eigentlich keine seltsamen Froesche mehr gibt :-).