Tag 44: 31 Meilen mit Cowboy Feeling

Campsite wacs1028 -> Campsite wacs1059: 2018-07-01


Geschaetzte Strecke: 32.5 Meilen

Die Nacht war insgesamt erstaunlich warm. Ich bin jetzt aber auch von dem hohen Gebirge weg und naehere mich wieder den waermeren Gefilden. Weiter im Norden gegen Ende wird's dann wieder waermer. Was mich heute fuer ein Hatsch erwartet, haette ich auch nicht erwartet.

Zum Fruehstueck machte ich mir wieder 2 Packungen von dem Hafer Zeug. Ich freute mich schon darauf, wieder etwas mit Zucker im Magen zu haben. Als ich dann einen Bissen probierte, schmeckte es so als ob man in eine der faulen Walnuesse beissen wuerde. Tja, da war wohl irgendein Korn verschimmelt oder die ganze Packung. Egal, ich futter das jetzt trotzdem. So ein bisschen Gammelzeug hat noch niemandem geschadet. Natuerlich hoffte ich, dass das mein Magen aushalten wird und das tat er auch, auch wenn er zwei mal ein bisschen mit Schmerzen murrte.

Um 6.40 Uhr ging's dann gleich los. Heute erwartet mich sehr viel auf und ab was gut ueber die ganze Strecke verteilt ist. Vor dem ersten kurzen Aufstieg von vllt. 200 HM futterte ich auch noch den Muesliriegel den ich mir schon bereit hielt um dem Hunger etwas vorzubeugen.

Als erstes "Highlight" erwartete mich ein Berg wohl aus erstarrtem Lava Gestein. Das sah so aus wie das von den "Devil's Piles", allerdings gab es keine hexagonalen Formen sondern der Stein war einfach nur schwarz und broeckelte so vor sich hin.

Beim Wandern dachte ich auch ueber die Wanderungen in den Alpen nach. Ich vermisse wirklich den ganzen Huettenzauber und Komfort welchen die Alpen einem bieten. Eine gute warme Stube, eine Toilette, Huettenessen, evtl. eine Bedienung, etc. Es ist hier einfach etwas ganz anderes so zu wandern, aber normalerweise wandert vermutlich auch niemand ohne "Zero-Days" soweit den PCT. Auf der anderen Seite erlebe ich so die unberuehrte Natur, habe Lagerfeuer und andere tolle Sachen. Naja, aber trotzdem waere ein Huettenzauber wieder schoen...

Schon nach weniger als einer Stunde hatte ich auch schon wieder Hunger. Aber das wird noch 2 Tag anhalten, da ich meine Nahrung sehr genau eingeteilt habe.

Hunger!

Der Weg selbst fuehrte durch eine Landschaft welche auch bei Idyllwild haette sein koennen, nur nicht ganz so schoen. Es gab grosse glatt geschliffene Felsen und Baeume. Sozusagen ist das ein einfacher Waldhatsch.

Bald gelangte ich auch an einem weiterem Berg vorbei welcher auch wie aus Lavastein gemacht aussah. Einfach beeindruckend was die Natur so ausspuckt. Dieses schwarze Gestein war auch in schoenem Kontrast zu dem anderen weissen.

Als ich so ueber die Steine wanderte, dachte ich auch darueber nach, dass in den Urzeiten der Erde alles so steinig ausgesehen haben muss und erst das Pflanzenwachstum dazu gefuehrt hat, dass die Steine nun mit einem Stueck Natur ueberzogen war. All das ist ein unglaublich langer komplexer Prozess. Danke Natur!

Der Weg war hier und da auch immer wieder mit Schneefeldern ueberzogen. Zwar war ich hier deutlich tiefer als z.B. bei dem John Muir Trail, allerdings haelt sich hier der Schnee auch in den tieferen Regionen besser.

Viel gibt's sonst nicht ueber die ersten 4 Stunden zu schreiben.

Um 11 Uhr bei dem Wolf Creek war dann auch mal Pause angesagt. Dort lernte ich "Bigfeet" kennen welcher aus Finnland kam und..... seeehr grosse Fuesse hatte. Ihm selbst ging das Essen allmaehlich aus und er wollte schon vor Echo Lake (dem Ort wo ich in 2 Tagen sein wollte) per Anhalter Nachschub besorgen. Ich selbst haette ihm ja gerne etwas abgegeben, aber bei mir sah es ja auch sehr mager aus. Ich futterte erst mal einen Tortilla den ich mir mit viel Salami und Kaese belegte. Als Nachspeise gab es auch noch ein Snickers. Das sollte reichen um gut weiter zu kommen. Wenn ich demnaechst einkaufen gehe, muss ich wirklich mehr Nahrung kaufen. 2 Snickers am Tag waeren z.B. schon mal ein guter Anfang.

Ein kurzer Aufstieg um den Ashlake herum stand jetzt noch an und dann hoch zu einem nicht benannten Pass, dann war ich auf der anderen Seite von dem Berggebiet was nun wieder eine komplett andere Charakteristik hatte. Jetzt war es wieder mal mehr wie in einem Western. Es war zwar noch vieles gruen bewachsen, aber alles war eine Art Bruchstein. Wieder gab es viel Schnee und ich musste erst mal gut 200 HM absteigen was wg. den vielen Kehren auch lange dauerte. Unten angekommen ging's nun gleich zum Aufstieg ueber und dieser zog sich an der Seite von diesem wunderhuebschen Western-Berg entlang. Um Wasser brauchte ich mir keine Sorgen machen. Hier stroemte wegen dem Schnee jedes noch so kleine Fluesschen. So schaute ich in der Karte einfach nach, wo das letzte Rinnsal beim Aufstieg eingezeichnet war und dort machte ich dann auch eine weitere Pause. Ich hatte mir einen weiteren halben Tortilla verdient. Merke: Ich sollte mind. 2 Tortilla pro Tag einplanen. Ich werde jetzt schon wieder zum Fressmonster, aber das kenne ich schon von den vorherigen Wanderungen.

Nach der kurzen Pause in der ich mit einem Liter rehydrierte und auch auch mein Trinkwasser auf 1.5 Liter aufstockte, ging's weiter. Ich hatte noch ein bisschen mehr vor. Viele Tageswanderer kamen mir schon entgegen, sodass der Pass nicht mehr weit sein konnte. Als ich in dessen Naehe war, sah ich schon auf dem Ebbets Gipfel die amerikanische Flagge wehen. Das sollten wir Deutschen auch mal wieder oefters machen, nicht nur zur WM. Einfach mal oefters unsere Fahne zeigen und stolz auf unser Land sein.

So erreichte ich dann auch den Pass und querte die Strasse. Nanu, wer ist denn hier alles? Hier sassen ca. 10 PCT Hiker wie zum Abschuss bereit. Was die genau hier machten interessierte mich aber nicht all zu sehr. Ich lief einfach weiter. Noch 6 weitere Meilen wollte ich heute schaffen um dann frueher in Echo Lake zu sein und es war ja erst 15:30 Uhr.

Der weitere Weg war jetzt noch buckeliger als der vorherige und schon bald war ich wirklich wieder wie im "Wild Wild West". Mein Wasser ging dann auch noch ploetzlich aus, aber das passierte genau da, als ich kurz vor dem passieren eines Flusses war. So war das Nachfuellen kein Problem.... nur der rutschige Stein. Platsch, mein rechter Schuh war nass. Na super, jetzt auch noch das. Aber es war mir egal. Ich lief einfach in dem nassen Schuh weiter. Doch nach ein paar Minuten stoppte ich um zumindest den Socken auszuwringen. Was da fuer eine braune Sosse raus kam. Mein Fuss ist jetzt wieder sauber. Weiter ging's mit einem Weg der mich an so einem wunderbar aussehenden Berg vorbei fuehrte an dessen Spitze einfach ein grosser Bubbel drauf war. Das ist echt schwer zu beschreiben.

Noch ein kleiner Aufstieg und abstieg und schon war ich an dem Ort wo ich sein wollte. Nur war der Campingplatz doch sehr sehr klein und es war auch erst 18 Uhr. Eine Entscheidung musste her und waehrend ich ueberlegte, tauschte ich den nassen Socken am rechten Fuss mit dem vom linken aus. So waren beide Fuesse etwas nass, aber kein Fuss in extremer Weise. Die Entscheidung war schnell gefaellt: Ich laufe noch 6 weitere Meilen. Mit dem Auf- und Abstieg sollte ich zwischen 8:30 und 9 Uhr ankommen, dachte ich jedenfalls. Mittlerweile habe ich meine 3 Meilen pro Stunde Erwartung aufgegeben.

So, es ist schon 22:25 als ich das hier schreibe, also die Kurzfassung: Ca. 150 HM hoch, dann 50 runter, dann 100 hoch, der Wanderweg folgte nun der Seite von diesen wunderhuebschen Western Bergen mit vielen V-Einschnitten, 200 HM runter, dann 50 hoch und da waren dann doch ein Grueppchen PCT Hiker, welcher hier ohne fliessend Wasser ihr Zelt aufgeschlagen haben. Ich wollte aber noch weiter und versuche immer auch fliessend Wasser an meinem Campingplatz zu haben. Mann, bin ich verwoehnt!

100 HM runter, dann ein bisschen hoch und schon war ich da. Andere hatten sogar schon ein Lagerfeuer angemacht. Wunderbar. Ich holte Wasser und hoerte, dass jemand zu viel Essen dabei hatte. Das konnte ich natuerlich gut gebrauchen. So bekam ich heute selbst gemachte Spinatnudeln mit vermutlich Huehnchen. Was fuer ein Geschmack, einfach wunderbar! Doch ein Abendessen war noch nicht genug, ich machte mir ein zweites mit Nissan Noodles und Kartoffelbrei. Dazu noch eine Rippe Schokolade. Ich haette eigentlich noch mehr essen koennen.

Als ich die Meilen zaehlte konnte ich es kaum glauben. 32.5 Meilen. Aber es war auch einfach zu laufen.

Irgendwo unterwegs traf ich auch noch Morris and Tracy, welche mir sagten, dass es Camp Berkeley in Echo Lake gibt. Vllt. finde ich auch dort eine Uebernachtungsmoeglichkeit.