Tag 43: Back to the Western?

2018-06-30: Campsite → Sonora Pass → Campsite


Geschaetzte Strecke: 8 + 11 Meilen

Gestern erwaehnte ich wohl noch gar nicht, dass ich meine rechte Hand an 3 verschiedenen Stellen abgeklebt habe. Der heftige Stockeinsatz fuehrte naemlich bereits zu 3 Rissstellen und ich moechte ja nur ungern, dass sich sich diese ausdehnen. Der eine Riss ist schon seit 3 Tagen da und noch nicht verheilt. Einen Riss davon habe ich ja schon vor 2 Tagen mit einem Compeed Blasenpflaster und Tape versorgt. Gleiches passierte jetzt auch mit den anderen. Compeed eignet sich dafuer auch wirklich hervorragend.

Das Schlafen mit Ohrenstoepseln funktionierte auch ganz gut. Ich werde aber wohl ein bisschen verrueckt. Als ich die Stoepsel in die Ohren gesteckt hatte, meinte ich, dass ich Stimmen von anderen Menschen hoere. Mein Gehirn interpretierte zumindest das Rauschen des Wassers welches durch die Stoepsel verzerrt wurde als Gerede von Menschen. Tja, also ist es nicht nur verrueckt den PCT zu wandern, sondern ich werde tatsaechlich auch verrueckt.

Heute gab es wieder mal 2 Portionen Haferflocken. Sonst bekomme ich gleich wieder Hunger. Als ich das Zelt abbaute musste ich feststellen, dass unten drunter alles nass war und damit mein Zelt von unten mit viel Dreck voll war. Tja, half nix. So wurde der Dreck mit eingerollt und ich transportiere jetzt eben Dreck mit herum.

Um 6:40 Uhr ging's dann los. Sehr kurvenreich zog sich der Wanderweg durch diese absurde Landschaft und es dauerte nicht lange und ich sah auf dem Boden geschrieben "Please send food, 1000". Ja, ich bin bei der 1000 Meilen Marke angekommen und ich verstehe absolut das verlangen, mehr zu essen. Leider kann ich hier auch kein Essen da lassen. Evtl. waeren einmal Essens-Caches statt Watercaches angebracht.

Bald ging's dann wieder mal einem Meadow entlang bei dem gerade wohl die Gruppe fruehstueckte, welche bei meinem Zelt noch sehr sehr spaet vorbeigekommen ist. Die Landschaft selbst wurde noch buschiger und auch das Gestein veraenderte sich. Es wurde insgesamt dunkler, vulkanartiger und poroeser. Als ich dann in eine Bergschneise lief sah ich auch schon bald, wo ich heute morgen laufen werde: Einem Berg voll mit dunklem Schotter der von weissen Schneeflecken teilweise bedeckt war. Das wird ja ein schoener Hatsch!

Bei einem der letzten Fluesse vor der Gratwanderung die darauf folgte fuellte ich auch Wasser nach. Dort lernte ich kurz "Rumy" kennen. Das ist diejenige, welche in die Logbuecher immer kleine Gedichte schreibt! Jetzt weiss ich auch, wer das ist.

Es war zwar erst 10 Uhr, aber ich hatte bereits enormen Hunger. So wollte ich nur ungerne den Anstieg machen. Die ersten 200 HM waren zwar schon geschafft, aber es warteten noch weitere ca. 400 HM. So beschloss ich mir einen halben Tortilla Wrap zu machen und dazu noch ein kleines Snickers zu essen. Das sollte ausreichen um mein Hungerbeduerfnis zu befriedigen.

Gut gestaerkt, mit einem Liter rehydriert, 1.5 Liter Trinkwasser und 1 Liter Schmutzwasser das noch gefiltert werden musste falls es darauf ankommt, ging's weiter. Ich wollte naemlich das Wasser nur dann filtern, wenn ich es auch wirklich brauchen wuerde.

Nach einem kurzen Waldhatsch ging es in 2 sehr grosssen Zick Zacks den Berg hoch. Dabei musste ich auch das ein und andere Schneefeld queren was kein Problem war. Der Schnee war gerade genug angetaut um genug Halt zu geben. Dann lief der Weg weiter den Hang entlang in Richtung Norden. Ach war das ein herrlicher Weg, schon fast wie ein Hoehenweg. Immer mal wieder querte ich kleine Schneefelder und das auf dieser geringen Hoehe. Der Blick war sehr weit und reichte bis hin zu Bergen welche aussahen wie Halbglatzen, nur mit Baeumen statt Haaren.

Das einzig grausige an dem Weg war, dass man ab und zu ueber Schotter laufen musste, aber da half der Stockeinsatz ganz gut. Besonders toll fand ich den Teil des Berges welcher mich wieder an Wild West Filme erinnerte: Oben ein normaler Berg, dann ein ploetzlicher Abriss und dann geht's weiter unten normal weiter mit einer normalen Neigung. Einfach ein toller Anblick.

Der Weg verlief mal links, mal rechts den Grat entlang und sogar einmal durch eine Nut von einem der Wild Western stellen. Die Aussicht war die ganze Zeit wunderbar. Ich war hin und wieder mal einen Blick zurueck in Richtung Yosemite. Irgendwie war das auch eine Verabschiedung von diesem Park und auch eine Verabschiedung von dem Alpinen dem ich jetzt wohl nicht mehr ausgesetzt bin. Ab sofort gibt es lt. Fuehrer auch keine Probleme mehr mit Flussquerungen und Schnee. Naja, mal abwarten. Allgemein kann ich sagen, dass dieser Weg in der Naehe des Grates wieder mal ein Highlight des PCT war. Auch andere Wanderer kamen mir von dem Sorona Autopass entgegen den ich ansteuerte.

Erst musste ich aber noch absteigen und zwar anscheinend auf einer Skiabfahrt. Hier lagen immer noch ein paar neonfarbige Begrenzungsrohre herum. Ein anderes Schild verbot Schneemobile. Hier gab es auch noch unerwartet sehr viel Schnee was wohl noch von dem unerwarteten Schneefall von vor ein paar Monaten stammt. Aber trotzdem bin ich guter Dinge, dass ich nicht mehr in viel Schnee laufen werde.

Beim Pass angekommen wunderte ich mich warum es hier keinen Picknick Bereich gibt. Aha! Ein Blick in die Karte zeigte, dass es das weiter unten geben wuerde. 5 Minuten spaeter legte ich dann mein Zeug auf einer Picknick Bank ab und wunderte mich ueber einen kleinen LKW. Das sah wie ein PCT Verkauftsstand aus. Es stellte sich aber heraus, dass die hier nur die PCT resupply Pakete hochfahren und austeilen. Verkaufen duerfen die nichts. Aber verschenken! So fand ich eine Tuete mit Milchpulver. Passt, daraus mache ich mir gleich eine kalte Schokolade, nur dieses mal mit "richtiger" Milch. Lecker war das!!!

Dann packte ich auch noch mein Zelt aus und breitete es auf dem Boden in der Sonne aus. Es dauerte keine halbe Stunde, dann konnte ich den Dreck abklopfen und das Zelt wieder in einem einigermassen sauberen Zustand einpacken.

Es war schon 14 Uhr und ich machte mich auch an's Mittagessen was bis jetzt herausgezoegert wurde. Einen ganzen Tortilla Wrap gab es fuer mich! Ich beschloss auch, die halbe Packung Kartoffelbrei zu essen. Ich hatte einfach wahnsinnigen Hunger und hatte noch 2 weitere Packungen Kartoffelbrei was fuer 4x mit Ramen Noodles mixen ausreichen sollte, wobei ich nur 3x mixen werde.

Viele PCT Hiker fahren hier per Anhalter in die naechste Stadt um sich mit mehr Essen zu versorgen. Nur ich mache das mal wieder nicht. Da mein Essensvorrat sehr knapp ist, muss ich deshalb auch gleich weiter. Zu lange kann ich hier nicht bleiben sonder muss heute noch ein paar Meilen schaffen um in 3 weiteren Tagen beim Echo Lake zu sein. Um 3 Uhr war es dann soweit.

Der Anfang des Weges war wieder mal wie im Westernstil. Hinzu kam auch noch, dass es erstaunlich warm war. Aber ich erwartete keine Trockenheit. Erst mal waren ein paar Wolken zu sehen, dann gab es hier viele kleine Fluesse und dann wusste ich ja auch, dass ich bald entlang eines Flusses laufen werde.

Irgendjemand ueberholte mich dann auch, der auch in 3 Tagen bei Echo Lake sein moechte. Da bin ich ja mal gespannt.

Ich schmiedete auch einen Plan fuer Echo Lake: Ich wollte unbedingt einen Zero Day einlegen, und von Echo Lake runter zu South Lake Tahoe fahren. Dort war ich schon letztes Jahr beim Skifahren und es ist ein ganz netter Ort. Das Problem das sich nun herausstellte war, dass ich am 3ten ankommen wuerde und am 4ten ist der "4-th of July" was einer der heiligsten Feiertage der Amis ist und da ist normalerweise alles ausgebucht oder einfach extrem teuer. Teuer? 300 Dollar und aufwaerts fuer die billigsten Unterkuenfte... Aber ich habe auch gehoert, dass es beim Echo Lake eine Liste mit Trail Angels geben soll und vllt. habe ich ja Glueck... Den ganzen weiteren Tag dachte ich darueber nach wie toll es waere wenn ich einen Trail Angel finden wuerde, der/die alles anbieten koennte, was ich so dringend brauche. Z.B. auch einen Computerzugang. Ich braeuchte auch ein paar neue Sachen: Neue Wanderschuhe da meine keinen Grip mehr haben, einen Wasserfilter (!!!!!), etc. Es waere einfach toll, wenn das klappen wuerde. Eine Waschmaschine nach wohl 20 Tagen waere auch mal wieder ganz nett um die ganzen Blutflecken der Mosquitos aus meiner Hose herauszubekommen... So, genug getraeumt, ich hoffe einfach, dass ich Glueck haben werde.

Der Aufstieg von ca. 250 HM war relativ schnell geschafft und schon ging's wieder runter. Hier lag auch noch etwas Schnee herum was zu grossen

Schlammpfuetzen fuehrte. Nach dem ersten Stueck Abstieg bog der Weg ab und ich sah vor mir wieder mal ein bewaldetes Tal. Zuerst mal musste ich aber steil absteigen und dieser Wanderweg war wieder mal nur zu oft ueberflutet oder einfach nur matschig. Da koennte ich mich jetzt darueber aergern oder einfach nur froh sein, dass ich so ein Glueck mit dem Schnee hatte. Ich dachte an den Anfang und dass ich aus meiner Sicht relativ spaet angefangen habe. Wenn ich mir jetzt ueberlege, was gewesen waere, wenn ich ein Monat frueher angefangen haette.... Das waere bei dem John Muir Trail in der "High Sierra" ein absoluter Kampf mit dem Schnee geworden. So macht mir das bisschen Schmelzwasser hier auch nichts aus.

Nach dem bisschen steilen Abstieg erfolgte nun ein gemuetlicher Hatsch leicht abfallend zur linken eines Flusses. Nach Wester-Gestein sah hier auch nicht mehr aus sonder eher wieder wie bei dem John Muir Weg. Was mich besonders ueberraschte war die geringe Mueckenanzahl. Nur vllt. 5 Muecken haben mich versucht zu stecken bzw. waren damit erfolgreich, sind jetzt aber im Mueckenhimmel. Hier scheinen nicht ganz so viele Wanderer vorbei zu kommen. Ich stellte bei dem "John Muir" Weg fest, dass es genau dort desto mehr Muecken gab, desto mehr Menschenansammlungen dort stattfinden.

Ueber etwas anderes dachte ich auch nach: Naemlich der Versuchung einfach mehr zu essen. Das wuerde wohl in einer grossen Katastrophe enden, wenn ich jetzt einfach alles aus meinem Baerenkanister essen wuerde, was ich will. Dann wuerde ich in 3 oder vllt. sogar schon 2 Tagen ohne Essen dastehen.

Bald erreichte ich die Campsite welche ich als Ziel fuer heute gesetzt hatte, um Echo Lake in 3 Tagen zu erreichen. Dann kam auch schon der eine vorbei der auch in 3 Tagen nach Echo Lake wollte. Dieser hatte zwischendurch eine Pause gemacht. Wir besprachen, dass es weiter oben noch eine schoene Campsite mit Fluss geben wuerde und so liefen wir beiden weiter. Es waren nur noch 250 HM zu schaffen! Mit 2 grossen Zick Zack Serpentinen schaffte ich diese locker und ueberholte dabei den anderen welcher gerade Wasser filterte.

Bei der ersten Kehre fiel mir auch auf, dass sich direkt ueber dem Sorona Pass eine grosse Wolkenansammlung bildete. Vllt. sollte ich jetzt lieber mal mit Regen rechnen und meinen Rucksack nicht einfach draussen vor dem Zelt herumstehen lassen. Das mache ich aus einfacher Vorbeugung vor Baeren falls dort etwas geruchintensives enthalten waere.

Die Campsite habe ich dann auch gefunden und diese war einfach wunderschoen mit einem vllt. 20 Meter entferntem Fluss. Ich beschloss gleich ein Lagerfeuer anzumachen, baute mein Zelt auf, kochte Wasser und kochte Nissan Noodles mit Kartoffelbrei. Das ist auch mein Essen fuer die kommenden zwei Abende. Wie toll.....

Alles in allem war das ein sehr sehr gemuetlicher Abend aber ich wunderte mich die ganze Zeit, wo denn der andere blieb. Aber er meinte schon vorher, dass er um 7 Uhr bereits sein Zelt aufschlagen moechte und das hat er wohl auch getan. Ich kam erst um 7:30 Uhr hier an was mir noch ueber eine Stunde Tageslicht bescherte.

Beim Meilenzaehlen stellte ich auch fest, dass ich 11 Meilen nach dem Pass geschafft habe. Wow! Davon bin ich jetzt sogar selbst ueberrascht, aber auch gluecklich. Das nimmt viel Druck wg. Echo Lake und umso schneller ich wandere, umso mehr kann ich essen. Hunger!!!! Mann, ich habe schon wieder Hunger!!!