Tag 37: Nach 8 Tagen zurueck in der Zivilisation

2018-06-24: Campsite → Vermillion Valley Resort


Geschaetzte Strecke: 13.5 Meilen

Als ich gestern Nacht in mein Zelt ging schafften es dabei noch 3 Muecken in mein Zelt dessen Leben ich sofort nahm. Drecksviecher. Die heutige Nacht war nicht all zu kalt. Nach einiger Zeit benutzte ich meinen Schlafsack wieder als Decke statt als Schlafsack.

Um 5:50 Uhr bin ich dann aufgestanden. Das ganze Zelt war einfach nur nass und unglaublich dreckig. Viel hat mich das aber nicht interessiert, da ich wusste, dass ich heute zurueck in der Zivilisation sein werde und das sollte mir die Moeglichkeit geben alles wieder in's Reine zu bringen: Meine Kleidung die einfach nur hoch verdreckt und von meinem Schweiss und Dreck unglaublich klebrig ist.

Als ich aus dem Zelt ging, befiel mich sofort eine Horde an Muecken. Ich war mir nicht sicher, ob das nun ein allgemeines Verhalten der Muecken war oder ob es einfach an mir lag, da ich einfach nur stank, klebte und einfach kein normaler Mensch mehr war. Ich konnte mich sogar schon selbst riechen! Die Muecken befielen mich auf jeden Fall sofort. Ich erwartete, dass ich so frueh noch etwas Ruhe von denen haben werde, so wie das vor ein paar Tagen der Fall war, aber nichts da. So lief ich in der Frueh oft einfach nur herum um z.B. den Fruehstuecks Muesliriegel zu essen. Wenn ich mich bewege, befallen diese mich auch nicht. Gleiches machte ich mit allen anderen Aktionen, z.B. dem Zelt abbauen. Ich erledigte fuer eine halbe Minute etwas und lief dann weiter um etwas anderes zu machen. Um 6:30 ging's dann auch gleich los, frueher als erwartet. Vllt. lag es wirklich daran, dass mich die Muecken auf Trab hielten.

Es erwartete mich erst mal ein laengerer Abstieg und es dauerte nicht lange, dann stand ich vor der Querung von dem ersten Fluss, dem "Bear Creek" wenn ich mich richtig erinnere. Hier gab es weder Steine, noch sonst irgendetwas. Ich musste sowieso noch etwas Essen loswerden und legte meinen Rucksack ab. Augenblicklich befielen mich ca. 50 Muecken. Was fuer eine verdammte Sch*****. Ich packte meine kleine Schaufel und das Klopapier und lief 30 Meter weiter. Wie zum Teufel soll ich hier mein Geschaeft mit blankem Ar*** erledigen wenn hier 50 Muecken um mich herumschwirren?!? Egal, jetzt geht's los. Das Klopapier bereitete ich noch etwas vor indem ich es bereits abrollte. Ich lief dabei im Kreis, dann noch ein Loch graben und.... Muecken an meinem Hintern!!!! Was fuer eine verdammte Sch*****. Schnell, schnell, .... Und fertig. Mein Hintern ist nun zerstochen. Toll. So ging's nun weiter.

Zurueck beim Rucksack wechselte ich auf die Sandalen und querte den eiskalten Fluss. Statt gleich wieder in die Trekkingschuhe zu wechseln lief ich noch etwas in den Sandalen weiter, aber nach einiger Zeit wurde das einfach zu kalt. So wechselte ich wieder auf die Trekkingschuhe. Mit dem Bereich der Oeffnung der Socken trocknete ich meine Fuesse, zog die Socken an und wechselte in die Trekkingschuhe. Nur um dann 2 Minuten spaeter wieder vor einem Fluss zu stehen den ich mit Sandalen queren musste. OK, also wieder gleiches Spiel von vorne und wechseln. Wie das nervt! Es braucht viel Zeit und die Mosquitos machen das nicht gerade angenehmer.

Nach 2 oder 3 Stunden kam ich bei der Wegkreuzung an die den einzigen Aufstieg fuer heute anzeigte. Jetzt ging es erst mal 300 HM hoch. Wie laecherlich im Vergleich zu dem was ich vorher machte. Nach ein paar Minuten plante ich aber noch eine Pause zu machen. Mich verfolgte immer noch ein Mosquitoschwarm. Ich lief bei einem Wanderer vorbei der genauso eine Pause machte, blieb fuer ca. 20 Sekunden stehen und lief dann weiter. Tja. Nun war ich den Schwarm los :-D. Nach einer weiteren Minute machte ich dann die Pause und futterte, fast ohne Muecken, noch die letzte kleine Dose "Mittagessen" die ich seit 7 Tagen mit mir schleppte. Und schon ging's weiter.

In vielen Serpentinen zog sich der Weg hoch und leider lagen immer mal wieder umgefallene Baeume quer ueber dem Wanderweg welche nur schwerlich zu umgehen waren. Dieser teil von dem Wanderweg wird anscheinend ueberhaupt nicht gewartet was ich ziemlich enttaeuschend fand.

Viel Zeit war nicht vergangen und der Grund, dass ich gestern soviel gewandert bin war ja auch, dass ich sehr frueh am Zielort ankommen werde. Die Abzweigung nach den 300 HM Aufstieg erreichte ich bereits um 9:30 Uhr. Nur noch ca. 7.5 Meilen standen nun zwischen mir und der Zivilisation. Das war ein unglaubliches Gefuehl. Endlich wieder zurueck im Leben wie ich es kannte! Duschen, Kuehlschrank mit frischem Cola und Bier, Essen das serviert wird, etc.

Der Abstieg erfolgte relativ schnell und ich legte auch einen extra Zahn zu. Ich wollte einfach nur ankommen. Erst steil bergab, dann wieder fast eben durch eine Mueckenzone, dann wieder steil bergab. Den See an den mein Zielort angrenzt konnte ich schon bald sehen. Dann kamen mir auf einmal zwei Wanderer entgegen. Der eine mit einer Axt ausgeruestet, der andere mit einem langen Saegeblatt auf den Ruecken was fast so lang wie er gross ist. Da fragte ich mal nach: Seid ihr diejenigen welche die Baeume welche quer ueber den Wanderwegen liegen zersaegen? Der eine stellte sich als Mitglied vom "Sierra Mountain Club" und den anderen als einen Freiwilligen vor. Das waren tatsaechlich diejenigen welche die Wanderwege von den Baeumen frei machten. Zuerst bedankte ich mich mal herzlich dafuer. Ich beschrieb, wie ich mir das bisher vorstellte: Jemand wandert mit einem Pferd oder Muli diesen Weg mit einer Motorsaege. Da meinte der mit der Axt, dass es nicht erlaubt ist mit einer Motorsaege hier herumzuhantieren. Oje, diese Armen Leute. Wir hielten noch etwas Smalltalk, ich bedankte mich nochmals sehr herzlich fuer ihre Taten und lief weiter.

Dann kam ich noch an einem Wanderer vorbei der wohl feststellte, dass er auf einmal Empfang hat. So sass er da und spielte wohl im Internet herum. Ich stellte bewusst nicht mein Telefon auf Empfang um, da ich zumindest noch bis zum Zielort meine Ruhe davon haben wollte. Nach 8 Tagen macht das auch keinen Unterschied mehr.

Bald kam ich beim Staudamm heraus und war wohl noch nie so froh, einen Staudamm zu sehen. Ein Zeichen von Zivilisation! Das Schild "Road closed" ignorierte ich und lief mitten auf dem Damm weiter. Darauf war eine sandige Schotterstrasse die mir die ganze Zeit einen wunderschoenen Blick ueber den See ermoeglichte. Weiter unten sah ich auch noch zwei Reiter welche Mulis hinter sich wohl zur Uebung herzogen.

Was mich verwunderte waren die Wolken welche ich auf einmal ueber mir sah. Ist jetzt das Kaiserwetter vorbei? Aber dazu gibt es spaeter noch mehr Infos.

Nach dem Damm stand mir noch ein bisschen Strassenhatsch bevor den ich in Windeseile hinter mich gebrachte hatte und schon war ich da: Vermillion Valley Resort. Es war wie geplant erst 12 Uhr und so hatte ich genug Zeit um alles zu erledigen was ich erledigen wollte.

Erst einmal erfuhr ich, dass die Wolken keine Wolken waren, sondern ein Feuer welches in der Naehe brannte. Der PCT war davon aber nicht bedroht. Ich fing dann an alles sauber zu machen. Allen voran mich selbst. Eine Dusche fuer 7 Dollar war zwar teuer, aber die 7 Minuten die ich dafuer bekam haben sich absolut rentiert. Ich konnte mich gruendlich waschen. Das brauchte auch an jeder Stelle ein doppeltes Reinigen. Danach ging's daran, die Waesche zu reinigen. Leider ist die Waschmaschine kaputt, weshalb es nur eine "Eimerwaesche" gab.

Dann kam jemand zu mir der meinte, dass er mitbekommen hat, dass ich noch keinen Trailname habe. Er schlug "Panther Martin" vor. Das sind Koeder welche exzellent fuer bestimmte Fische funktionieren. Irgendwie gefaellt mir der Trailname. Ich kuerze ihn vllt. auf "Panther" was noch OK ist. Das wichtigste ist, dass man sich nicht selbst einen Trailname gibt und "Panther" passt auch so, da ich schnell unterwegs bin und auch viel "Steel Panther" beim Wandern hoere.

Noch ein paar Nebensaechlichkeiten: Der Dreck hat sich nun endgueltig mit meiner Haut vereinigt. Ich bekomme bestimmte Stellen einfach nicht mehr sauber und sehe durch den Dreck die Faltenmusterung meiner Haut. Auch ein paar Hautporen scheinen nicht mehr sauber zu werden.

Bei einem Schuh tauschte ich die Schnuersenkel mit einem Teil der Schnur aus die ich mit mir trage. Diese sind nun rot. Mal schauen ob mir diese ein bisschen extra Feuer fuer's Wandern verleihen.

Ich verwende auch schon seit Stunden die Hautlotion zur Wiederbefeuchtung von Haut ohne jedoch eine deutliche Besserung zu sehen. Diese Lotion wird einfach nur von meiner Haut aufgesaugt.

Ueberraschend kam auch "Toes" hier an. Mit ihr wanderte ich die letzte Stunde hoch zur John Muir Nothuette.

Dieses Vermillion Valley Resort hat etwas besonderes an sich. Es gefaellt mir hier unglaublich gut. Das Essen ist gut, die Leute sind freundlich, es ist eine absolut gemuetliche Atmosphaere. Als ich half Bier vom Vorratslager zum Verkaufsladen zu tragen bekam ich auch ein Freibier. Gleiches gab es auch zum Empfang: Als PCT Thru-Hiker (also Durchwanderer) gab es auch ein Freigetraenk bei der Ankunft.

So, nun ist Bier angesagt.

Genug geschafft fuer die letzten 8 Tage!