Tag 38: Ein bisschen Nachtwandern

2018-06-25: Vermillion Valley Resort → Campsite


Geschaetzte Strecke: 5 + 22 Meilen

Als ich gestern Abend nach meinem Zelt schaute musste ich feststellen, dass darin ca. 50 Flugtiere waren. Ich lies das Zelt absichtlich geoeffnet, da es ein bisschen nach meinen Socken mueffelte und nun das! Ich bewegte das Zelt schnell hin und her um ein paar der Fliegen und Muecken herauszubekommen aber das half nicht so viel. Was letztendlich half, war meine Stirnlampe vor das Zelt zu legen und dann wieder das Zelt hin und her zu bewegen. Letztendlich blieben noch 2 Fliegen im Zelt was dann OK war.

Der Abend selbst war sehr schoen. Ich bestellte mir ein Steak fuer 25 Dollar sowie einen Apfelkuchen als Nachspeise. Dann hatte ich immer noch Hunger und holte mir ein Eis Snickers. Die Rechnung welche am Schluss fuer mich aufgestellt wurde hatte es in sich: 150 Dollar, ohne das Fruehstueck morgen. Nicht schlecht! Die ganzen Biere und Colas haben aber auch gut gemundet. Nach dem Abendessen gab es auch noch ein kleines Lagerfeuer bei dem man in geselliger Runde herum sass.

Ich stand erst relativ spaet auf, naemlich um 6:15. Der einfache Grund dafuer war, dass ich das Fruehstueck um 7 Uhr erleben wollte. Leider war aber selbst um 7 Uhr noch keine Bestellung moeglich, sondern erst ein paar Minuten spaeter. Ich bestellte mir das kalorienreichste, was ich finden konnte. Ruehreier, Wurst, Pancake und vieles andere. Einen Kaffee gab es auch noch. Ich glaube, dass ich den letzten Kaffee bei dem (AKO oder AOK?) Campingplatz hatte. Auf die Pancakes schuettete ich Unmengen an Maple Sirup. Die scheinen den Sirup wie ein Schwamm aufzusaugen. Gestern sagte mir noch eine Angestellte, dass es schwer sei das alles zu essen, aber fuer mich selbst war das kein Problem. Ich habe schon wieder meinen Fressmodus angeschaltet.

Ich startete dann um 8 Uhr. Es war noch immer Rauch am Himmel zu sehen. Lt. Information waren es nur 7 Meilen Distanz zum Feuer auf dem PCT.

Erst mal musste ich ein paar Minuten auf einer Schotterstrasse laufen. Dabei fand ich eine Sonnenbrille. Oh wie praktisch, jetzt habe ich eine neue Sonnenbrille welche sogar schick ist! Das aenderte leider nichts daran, dass immer noch Rauch in der Luft lag. Zuerst musste ich den ganzen See entlang laufe, aber der Wanderweg an sich war relativ schoen. Als ich die 5 Meilen fast zuende gelaufen bin, sah ich auch die Faehre, welche die Wanderer ueber den See schipperte, aber ich wollte diese Strecke laufen. Dabei war ich wohl auch der einzige.

Dann ging's weiter zum Aufstieg. Als ich den ersten Fluss ueberqueren wollte, gab es keine wirkliche Moeglichkeit ohne die Schuhe zu wechseln diesen zu ueberqueren. Als ich es dann weiter oben am Fluss probierte und auf einen Stein stieg, rutschte ich gleich ab. Da hat sich wohl Moos auf dem Stein gebildet. Mit beiden Fuessen stand ich damit auf einmal im Wasser. Was fuer ein Mist. Nun ist alles pitsch nass. Als ich den Fluss dann ueberquert hatte, zog ich die Socken aus und holte die Einlagen aus den Schuhen. So lief ich dann einfach weiter. Das machte keinen grossen Unterschied. Das einzig problematische war, dass es wg. den frei haengenden Socken immer etwas nach Kaese roch.

Dann kam ein weiterer Fluss. Als ich die Schuhe vorhin ausleerte sah ich nur braunes Wasser. Bei diesem Fluss stieg ich dann mit Absicht nochmal in's Wasser und trampelte vor mir her um die Schuhe etwas zu saeubern. Vllt. hilft es ja, diesen Kaesegeruch etwas los zu werden.

Der Wanderweg selbst hatte auch etwas zu bieten, z.B. einen wunderschoenen Kaskadenwasserfall. Das sieht man auch nicht alle Tage

Die ersten 600 HM waren schnell fertig. Ich fuehlte mich richtig gut was wohl an dem Kalorienreichen Fruehstueck lag. Als ich dann Pause machte, trank ich einfach so das Wasser aus dem Fluss ohne einen Filter zu benutzen. Es roch auch gut und war klar. Zum Essen gab es etwas Beef Jerkey und Cracker die ich in die Marmelade eintauchte, welche ich vom Fruehstueck mit geschmuggelt hatte.

Da ich auch schon lange nicht mehr in Sandalen gewandert bin und die Schuhe immer noch nass waren, lief ich nun mit Sandalen weiter.

Nun ist es auch schon der naechste Tag. Ich war einfach viel zu muede um noch weiter zu schreiben.

Also ging's nun mit den Sandalen weiter. Es standen noch ca. 300 HM Aufstieg an. Jedoch fing mein Magen nach 10 Minuten zu grummeln an. Hmmmm.... was ist denn da los? Aus dem Grummeln wurden ein bisschen Bauchschmerzen. Oje. War wohl das ungefilterte Wasser nicht gesund? Oder evtl. die Marmelade abgelaufen? Oder dieses Keksbrot? Egal. Ich warf irgendwo eilig meinen Rucksack ab und dann ging's los. Durchfall. Was fuer ein Mist. und ich hab' auch nur eine halbe Rolle Klopapier mit dabei. Nach diesem Austreten fuehlte ich mich etwas erleichtert, aber als ich weiter wandern wollte spuehrte ich, dass ich energielos war. Das kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Ganz langsam stieg ich weiter auf. Keine 10 Minuten spaeter ging's gleich weiter, die naechste Runde Durchfall, nur jetzt richtig fluessig. Nein, das kann jetzt wirklich nicht sein. Das ist das Letzte, was ich brauchen kann. Ich muss noch einige Meilen schaffen um morgen zumindest noch nach Red Meadows zu kommen. Und was mache ich, wenn das Klopapier ausgeht?!? Ich fuellte vorsichtshalber eine Trinkflasche mit dem Wasser aus einem Fluss auf. Notfalls musste eben die Indische Abwischart herhalten, aber dafuer braucht man ja Wasser. Stueck fuer Stueck quaelte ich mich weiter hoch und jede Minute fuehlte ich mich besser. Es ging mir zwar nicht super hervorragend, aber ich hatte bald keine Probleme mehr den Berg hochzusteigen. Auch mein Magen grummelte nicht mehr so oft. Als ich bei einem See ankam, fuehlte ich mich eigentlich wieder ganz gut. Mein Koerper hat wohl alles direkt ausgeschieden was er fuer schadhaft empfunden hat. Habe ich ein Glueck, dass das nicht etwas Schlimmeres war, sonst waere mein Wanderplan fuer die kommenden 2 Tage komplett daneben gegangen.

Noch ca. 100 weitere HM und das kreuzen von kleinen Schneefeldern mit Sandalen und er Pass war erreicht. Dort oben waren schon andere Wanderer welche mit der Faehre uebergesetzt hatten. Diese berieten sich was sie wg. dem Feuer machen sollten. Ich muss naemlich ca. 5 Meilen entfernt von einem Feuer wandern. Das ist zwar lt. Feuerwehrbericht in Zaum gehalten, aber kann natuerlich jederzeit wieder ausbrechen.

Nach dem Pass ging's erst mal wieder ueber ein Schneefeld weiter bergab, natuerlich in Sandalen. In diesen trocknen die Socken auch schneller. Nach ein bisschen Abstieg war alles wie in einem Berglabyrinth. Ich lief einen Wanderweg entlang, der sich kreuz und quer durch den Berg schlaengelte. Es gab sehr sehr viele Abzweigungen und alles war sehr verwirrend. Von ueberall her kamen Fluesse und ohne die Schilder waere ich hier vermutlich verirrt. Das Kartenmaterial welches ich benutzte half mir auch nicht grossartig die Orientierung zu behalten und einmal lag ich auch falsch was meine tatsaechliche Position auf der Karte anbelangte. So richtig falsch! Mit einem eher mulmigem Gefuehl wanderte ich weiter um dann festzustellen, dass ich doch noch auf dem PCT war.

Nach diesem Abstieg erfolgte mal wieder ein Aufstieg, zuerst entlang eines reissenden Flusses fuer dessen Querung auch gluecklicherweise eine Bruecke verfuegbar war. Als ich bei einem weiteren Meadow ankam, schlaengelte sich der Weg wieder in Serpentinen weiter hoch. Hier sollte es auch eine Quelle geben. Einmal tangierte ich bei einer Kehre einen sehr sehr grossen Fluss und folgerte, dass dieser Fluss von einem See weiter oben kommen muss. Tja..... da war nur nichts mehr oben. Dieser Fluss schien die Quelle gewesen zu sein. Aber es waren ja nur vllt. 200 bis 300 HM Aufstieg und oben angekommen war schon wieder ein anderer See. An einem von dessen Zufluessen machte ich dann auch eine Pause. Rehydrieren und pausieren war angesagt, aber nicht zu lange.

Als ich dann weiter lief, oeffnete sich die vorherige Baumdichte und ich erblickte den See in seiner ganzen Schoenheit. Was fuer ein Anblick. In der Ferne ueber den See hinweg konnte ich weiter steile Berge sehen. Kein Wunder, dass sich hier auch viele andere Wanderer aufhielten und einige von ihnen hatten schon ihr Zelt aufgeschlagen. Ich aber wollte weiter. Es war nicht mal Abend.

So lief ich weiter zum naechsten See, dem Purple See. Ein bisschen Aufstieg, dann Abstieg und schon war ich da. Der war zwar nicht "purple", sah aber trotzdem huebsch aus. Es war gerade um etwa 18 Uhr und ich beschloss dort einfach mal zu Kochen. Mal schauen was noch weiter passieren wird. Mein Trinkwasser im Rucksack wollte auch noch aufgefuellt werden. Als ich ein paar Minuten herum sass, beschloss ich neben meinem langen Oberteil auch mein Kopf Moskitonetz anzuziehen. Es wimmelte hier nur von den Drecksviechern. Ich sammelte auch etwas Feuerholz um spaeter evtl. ein kleines Feuer zu machen um mit dem Rauch diese Viecher zu vertreiben. Zum Essen gab es wieder mal Nissan Nudeln zusammen mit etwas Kartoffelbrei. Das as ich herumlaufend um nicht versehentlich Muecken mitzuessen.

Bald passierten auch noch andere Wanderer und ich dachte mir "Hey, wenn die weiter wandern weil es hier zu viele Muecken gibt, dann sollte ich das vllt. auch machen. Der Rauch von dem Feuer wird schon nicht allzu schlimm sein." Ich dachte sehr oft an den Rauch, da dieser schon von Weitem zu sehen war und ich direkt in diesen hineinlaufen wuerde.

Egal, um 7 Uhr lief ich weiter. Evtl. wandere ich sogar noch weiter als die anderen um den einen Campingplatz in 6 Meilen zu erreichen. Ich plante bereits alles fuer eine Nachtwanderung und packte auch meine Stirnlampe aus dem Rucksack bereits in meine Hosentasche. Es koennte auch gut sein, dass das Ueberbleibsel von dem Feuer in der Nacht ziemlich huebsch aussieht.

Also erst mal wieder einen Aufstieg von vllt. 100 HM, dann wieder ein Abstieg. Eine gute Stunde spaeter sah ich dann wieder die anderen Wanderer, welche ihr Zelt aufschlugen. Nee, hier bleibe ich auch nicht. Ich will weiter. Auf diese Weise wird auch der Wanderweg fuer die kommenden 2 Tage besser, da ich bis nach Tuolumne Meadows gemuetlich kommen werde.

Um schneller zu wandern, nahm ich meine Wanderstoecke zur Hilfe. Diese halfen mir schon vorher wenn ich z.B. bei Sand bergauf gehen sollte, aber ich konnte damit auch so mein Tempo beschleunigen. Mit fiel Kraft aus den Armen lief ich so den leicht abfallenden Weg weiter und weiter. Ich sah die Sonne mehr und mehr untergehen. Der Himmel war in ein tiefes Rot getaucht, da die Sonnenstrahlen von dem Rauch gefiltert wurden. Das rot bei einem Feuer ist wohl auch eines der intensivsten. Als die Sonne untergegangen war, holte ich meine Stirnlampe heraus. Hinter mir war auch der Mond, welcher fast komplett erleuchtet war. Schnell weiter, schnell zum Campingplatz. Ein bisschen gruselig war es ja schon hier. Was, wenn ich in einen Baeren laufen wuerde? Aber es kam zu keinem solchen Zwischenfall. Dann war es endlich soweit. Ich hoerte Wasser, viel Wasser. Ist das der Campingplatz? Ja! Es war gerade 21:15 und ich sah viele Zelte. Da die besten Plaetze bereits vergeben waren, baute ich mein Zelt einfach zwischen anderen auf. Das war mir jetzt auch egal. Der Aufbau war sehr schnell geschafft. Jetzt noch eine kalte Schokolade :-).

Als ich zum Wasser holen ging und in eine Richtung leuchtete, sah ich zwei Reflektoren. Ach, da zeltet wohl auch jemand. Als ich die Reflektoren fuer ein paar weitere Sekunden laenger betrachtete, dachte ich auch darueber nach, dass das zwei Augen sein koennten. Das war schon etwas gruselig. Ich leuchtete mal wieder in eine andere Richtung, suchte dort nach anderen Zelten und dann wieder zurueck zu diesen 2 Reflektoren. Ganz ploetzlich verschwanden diese und ein Schatten verschwand nach links. Oh shit! War das einer von den "Mountain Lions" (Bergpumas)? Fuck, ist hier wirklich ein Mountain Lion beim Zeltlager? Mit einem mulmigen Gefuehl lief ich ein paar weitere Schritte zum Wasser und fuellte meine Wasserflasche auf. Dann schnell zurueck zum Zeltlager mit den anderen. Ich war froh, nicht alleine zu sein. Beim Filtern des Wasser schaute ich immer mal wieder um mich herum und war froh als ich fertig war. Noch schnell den Baerenbehaelter irgendwo weit weg gestellt und dann husch ab in's Zelt, da ist es sicher.

Ich hatte damit auch die 900 Meilen ueberschritten und damit 1/3 des PCT geschafft. Hurray!!!