Tag 35: Auf in die Nothuette

2018-06-22: Campsite → Mather Pass → John Muir Pass → Emergency Hut


Geschaetzte Strecke: 25 Meilen

Als ich in der Frueh aufstand war es wieder mal bitter kalt. Zu allem kam auch noch ein Frost auf meinem Rucksack. Meinen Hut wusch ich auch gestern noch etwas mit Wasser aus und die Restfeuchtigkeit fuehrte dazu, dass dieser auch noch gefroren war. Mann, sind das Unterschiede. Um 6:40 Uhr startete ich den heutigen Wandertag und haengte den Wanderhut einfach nur an meinen Rucksack ohne ihn gross anzufassen.

Gleich zu Anfang stand eine Flussueberquerung an bei der gleich mein linker Schuh nass wurde. Das war ja ein guter Start. Wieder mal bemerkte ich, dass mein Rucksack deutlich leichter ist als noch vor ein paar Tagen. Vor allem mein Ruecken bedankt sich dafuer.

Der Pass war schon bald sichtbar. Ob das ein Kinderspiel wird? Ja! Da gab es nicht viel zu schaffen. Wenig Schnee lag beim Aufstieg auf dem Wanderweg.

Als ich oben ankam, ergab sich mir ein Blick auf eine steinerne Landschaft in die zwei Seen eingebettet waren. Diese waren bis auf den Talbereich auch von Bergen umzingelt. Nun hatte ich den Abstieg vor mir. Dieser war kein Zuckerschlecken. Er war steil und der Schnee war hart wie Eis. Da konnte ich auch keine Stufen mit den Schuhen rein schlagen. Vorsichtig lief ich die existierenden Spuren entlang. Jeder Schritt musste hier sitzen sonst rutsche ich 20 Meter das vereiste Schneefeld hinunter und breche mir was. Nach einer halben Stunde hatte ich zumindest das hinter mir.

Der weitere Weg fuehrte zwischen den beiden Seen hindurch und dann steil bergab. Das hatte hier schon fast Aehnlichkeit mit einer Schlucht! Der Wanderweg wandelte sich auch in einen mit vielen Kehren und erinnerte mich an ein Treppenhaus. Um 10:30 gab es dann eine kurze Pause. Ich musste mein Wasser nachfuellen was schon wieder ausgegangen ist. Ich stellte fest, dass seit einer Woche meine Fuesse fast nicht mehr schmerzten. Vllt. habe ich jetzt sogar auch noch all den Fussschmerz hinter mir.

Ich bin auch gespannt, wann sich das Wetter aendern wird. Das Kaiserwetter habe ich seit Anfang des PCT und habe mich schon so daran gewoehnt, dass ich nicht mal mehr darueber schreibe.

Der Abstieg verlief sehr steil und mein rechtes Knie fing an zu schmerzen. So ein Mist. Nun belastete ich mein linkes Bein mehr und dann fing dort auch die Sehne an der Ferse an zu schmerzen. Ach, ich werde wirklich gebrechlich.

Nach dem Kniebrecher Abstieg verlief der Wanderweg weiter durch den Wald. Teilweise war hier auch der Weg gewaltig ueberschwemmt. Auf dem Hauptfluss war auch soviel Wasser, dass ich hoffte, diesen nicht queren zu muessen. Ein Blick in die Karte brachte auch gleich die Erleichterung. Ein Stueck von dem Wald war abgefackelt, aber nur auf vllt. 1 km Laenge. Das passiert, wenn man den Wald in Ruhe laesst. Dann fackelt auch nicht gleich alles ab.

Viele Baeume hier waren auch wieder mal gekruemmt. Es ist ja schoen wenn diese sich vor mir verneigen :-). Aber mal ernsthaft, warum sind diese gekruemmt? Ich tippe mal auf Schnee und Lawinen.

Seit wohl einer Woche habe ich auch keinen Empfang mit dem Handy. Es ist ein seltsames Gefuehl so von der Aussenwelt abgeschnitten zu sein. Das positive daran ist natuerlich, dass man so seine Ruhe hat. Das Negative allerdings, dass man nicht weiss, ob nicht vllt. der Weltuntergang bereits im Gange ist.

Den tiefsten Punkt fuer heute erreichte ich ca. gegen 13 Uhr. Dort sah es aber nicht gerade gemuetlich aus, weshalb ich noch ein bisschen weiter lief und noch keine Pause machte. Gegen 13.20 war es dann soweit: Pause! Ich kochte mir eine gute Portion Asiatische Nudeln mit Kartoffelbrei. Aaaah, wie gut das wieder mal tat. Es gab hier nicht mal Muecken. Auch hier, wie schon bei der vorherigen Pause, trank ich einen Liter zum rehydrieren. Dann ging's um 14:10 Uhr weiter. Ich hatte noch einiges vor.

Es stand ein langer Aufstieg bevor, aehnlich lange wie der Abstieg. Eine der Berge an denen ich vorbei lief sah auch wie eine Ueberdimensionierte Quarterpipe. Der Wanderweg verlief immer entlang des Flusses und querte auch hier mal wieder den ein oder anderen hinzufuehrenden Seitenarm. Der Weg heute war auch von vielen Wasserfaellen gepraegt. Sowohl beim Abstieg als auch Aufstieg. Es gab hier auch PCT Hiker die eine ordentliche Kondition aehnlich wie meiner mit sich brachten. Diese ueberholten mich teilweise auch, aber nur, sodass ich spaeter auch wieder diese ueberholte.

Die 800 HM die ich bis heute definitiv plante waren schnell vorbei und ich setzte mich an den Fluss um wieder mal zu rehydrieren. Einen weiteren Liter schuettete ich in mich rein. Die Trinkblase fuellte ich auch wieder auf. Auch ein Snickers gab es noch zur Staerkung, das letzte Snickers! Jetzt standen mir weitere ca. 450 HM bevor, ueber den John Muir Pass. Dieser sah auf der Karte eigentlich ganz gemuetlich aus und ich plante eine dementsprechende Ueberschreitung. Doch es sollte alles ganz anders kommen... Um 17:30 startete ich los.

Der erste Teil des Aufstieges war ja noch ganz OK, aber bereits hier waren erstaunlich viele Schneefelder. Das wurde noch schlimmer und schlimmer. Der Schnee nahm mehr und mehr zu. Es gab hier auch viele kleine Seen und auch kleine Wasserfaelle, was diesen Pass wohl zu einen der schoensten macht, aber mit Schnee war hier nicht zu spassen. Ein Wanderer der von oben kam sagte auch nur "Viel Glueck". Was das wohl heissen mag? Z.B. das:Ich folgte einer Spur im Schnee und stellte auf einmal fest, dass ich mitten ueber einem Fluss stehe der steil bergab fuehrt. Wenn ich hier einbreche, dann ersaufe ich in diesem kaltem Wasser. Dem PCT folgten diesen Spuren auch nicht immer und ich lief einfach immer der Spur nach, die auf mich den besten Eindruck machte. Mal musste ich wieder quer ueber ein Schneefeld absteigen wobei ich Verwendung von der Poporutsche machte, mal musste ich einen Fluss mit Schnee ueberqueren.

Meine Fuesse waren auch pitschnass nass und froren bereits. Nach vielem weiterem Schneegekaempfe gelante ich in die Naehe des Passes und erblickte ein Steindach. Das wird wohl so ein Monument sein, dachte ich. Dann stellte es sich heraus, dass das eine Notunterkunft war. In dieser waren schon 3 Suedkoreaner und ich schloss mich diesen an. Das war zwar nur ein grosser Raum, bot aber Waerme und Schutz. Auf eine weitere Stunde Abstieg hatte ich heute naemlich auch keine Lust mehr und beim Abstieg sah es auch ganz nach Schnee aus. So kehrte ich um 19:30 in diese Notunterkunft ein.

Beim Kochen funktionierte das Gas nicht wirklich. Ich habe wohl eines erwischt, was fuer diese Hoehe (ueber 4000 Meter) nicht geeignet ist. Aber ich bekam trotzdem den Schnee geschmolzen und bekam mein "Beef Stroganoff". Lecker! Ich schmiss auch noch Schnee in meine Trinkblase um aus dem halben Liter 1.5 Liter zu machen. Damit hatte ich dann auch bald einen Liter fuer eine kalte Eisschokolade.

So, genug fuer heute. Gn8.