Tag 33: Forester Pass

2018-06-20: Campsite → Forester Pass → Campsite


Geschaetzte Strecke: 22 Meilen

Heute gibt es etwas zu feiern: Ich bin seit einem Monat unterwegs! Ich bin selbst sehr davon beeindruckt zu sehen wie weit man mit einem Zelt und Wandern von Morgens bis Abends kommen kann.

Die Nacht war ganz OK. Ein Baer kam auch nicht in der Nacht. In der Frueh war es wieder mal schweine kalt weshalb ich erneut etwas laenger in meinem Schlafsack blieb um wenigstens ein paar Grad mehr draussen zu bekommen.

Um 6:45 Uhr begann dann die heutige Tour bei der schon wieder ein Highlight auf dem Plan stand: Ueberquerung des Forester Pass, dem hoechsten Pass auf dem PCT.

Die erste Stunde dachte ich immer mal wieder an das Restaurant im Vermillion Ressort. Dort werde ich in 4.5 Tagen ankommen wenn alles gut geht. Dann werde ich mich (nach duschen, etc.) einfach an einen Tisch hinsetzen und mich bedienen lassen. Das war schon sehr sehr lange her, dass ich diesen Komfort hatte. Insbesondere erhoffe ich mir sehr gutes Essen!

Irgendwie habe ich sehr viele Vorteile dadurch, dass ich mich nicht mehr wasche. Nicht nur, dass ich nicht mehr diesen Ausschlag an den Stellen bekomme wo die Rucksackriemen aufliegen, auch andere Sachen scheinen besser zu werden. Vllt. sind wir Menschen einfach nicht dazu gemacht staendig sauber zu sein und Dreck gehoert bei uns einfach dazu.

Erst mal stand ein bisschen Aufstieg an und auf einmal wurde ich von unglaublich vielen Muecken ueberfallen. Wie wahnsinnig ist denn das? Ich warf meinen Rucksack ab, holte das Anti-Mueckenspray heraus und bespruehte mich mit diesem stinkendem Zeug. Das half auch sogleich an den Stellen die ich bespruehte. Auf meinem Rucksack alleine tummelten sich schon 10 Muecken herum!!!

Der Wanderweg fiel dann auch wieder ab und verlief weiter durch den Wald. Ab und zu konnte ich auch das umgebende Gebirge sehen. Jetzt bin ich wirklich in dem Gebirge angekommen, aber das denke ich seit 2 Tagen jeden Tag.

Nun stand der lange Anstieg zum Forester Pass an. Nach der ersten halben Stunde machte ich gleich erst mal Pause. Es war erst 10:30 Uhr, aber ich wollte erst mal Energie tanken. Zum einen trank ich 1 Liter Wasser das ich aus dem kleinen Rinnsal hier bezog, zum anderen oeffnete ich die grosse Dose "Corned Beef" die ich wegen des Gewichts schon frueher verputzen wollte. Da war einiges an Fleisch drin und ich bot auch einem anderen PCT Hiker ein Stueck Fleisch an. So gut gestaerkt ging's um 11:11 Uhr weiter. Baeume gab es dann auch nicht mehr und ich lief in einem steinigem Gelaende.

Der Weg fuehrte staendig hoeher und hoeher, direkt hin zu einem Gebirgszug mit einem hohen Grat und ich konnte nicht erkennen, wo denn dort der PCT verlaufen sollte. Ein kleines Schneefeld mit fielen Rillen gab es auch noch zu queren, was aber nichts wirklich besonderes war.

Mir ist auch aufgefallen, dass ich hier in der Sierra fast keine Musik mehr hoere. Liegt das daran, dass die Natur selbst so viel zu bieten hat, dass keine Musik noetig ist?

Der weitere Weg verlief nun wirklich durch alpines Hochland. Der PCT verlief vorbei an vielen kleinen Seen und auch vielen Schneefeldern. Ein paar der Seen waren auch noch teilweise zugefroren. So schoen das hier auch aussah, so wunderte ich mich trotzdem noch, wo denn hier der Weg weiter verlaufen wuerde. Mittlerweile war ich von einem Berg links, rechts und vorne umzingelt und den Pass konnte ich noch nicht erkennen. Ein Blick in die Karte verriet mir dann, dass der Pass genau der ist, in dem auch der Schnee lag. Das kann ja lustig werden....

Ein paar Schneefelder waren zu ueberqueren und teilweise verlor ich den PCT, aber nur fuer ein paar Minuten. Der PCT war wg. dem Schmelzwasser auch teilweise noch ueberschwemmt. Viele Kehren fuehrten nun den steilen Berghang hoch. Wieder mal wurde das alles von Hand in den Berg geschlagen. Ansonsten waere es unmoeglich in's andere Tal zu passieren. Ich ueberlege mir auch, ob diese Modifikationen in der Natur dazu fuehren, dass Tiere vom einen Tal in's andere gelangen koennen. Ansonsten waere da ja ueberhaupt nicht moeglich.

Nach einigen Strapazen und kurzen Minipausen hatte ich es dann endlich geschafft. Forester Pass ist bezwungen. Die Aussicht in den Sueden Richtung Mexiko war wieder mal grandios. Als ich nach Norden blickte stellte sich mir nur eine Frage: Wo geht's denn hier runter?!? Alles hier war voller Schnee! Es gab links von mir einen leicht angedeuteten Wanderweg der durch Spuren im Schnee sichtbar war, aber den schien auch keiner seit laengerem benutzt zu haben. Vor mir fuehrten dann ein paar Rinnen in Arschgroesse direkt den Berg hinunter. Tja.... Das kann nur eines heissen... Poporutschen!!! Yeeeeha! Einfach in die Rinne setzen und los rutschen. Mein Arsch war gleich pitschnass. Ab und zu stoppte ich um die Rinne zu wechseln. Manchmal waren naemlich auch Steine direkt unter dem Schnee zu erkennen und ich wollte meinen Allerwertesten nicht aufreisen. Als ich nach 2 Minuten weiter unten an einem trockenen Bereich ankam, machte ich erst mal wieder eine kurze Pause um den Schnee aus meinen Schuhen zu holen. Dann ging's gleich weiter. Jetzt musste ich ein Schneefeld entlang wandern in dem ich ab und zu einbrach. Immerhin erging es mir nicht so wie dem vor mir, der anscheinend bei jedem Schritt einbrach.

Der PCT bot mir nun einen Ausblick auf einen Berg der so aussah wie wenn ihn jemand kuenstlich aus lauter kleinen Steinen aufgeschichtet haette. Beim weiteren Abstieg und beim Blick zurueck sah ich dann auch noch den Gipfel direkt neben dem Pass. Dieser schien die Spitze einer Pyramide zu sein und darunter lag ein See. Ach, ich war einfach gluecklich, dass ich das sehen durfte.

Noch ein anderer Blick zurueck zeigte mir von weitem die Arschspuren von dem Pass was mir natuerlich ein Schmunzeln in's Gesicht zauberte :-). Diese sieht man wirklich von sehr sehr weit.

Der weitere Abstieg verlief erst noch im alpinen Bereich. Es wurde der Wanderweg durch Geroellhalden geschaffen was ja schoen ist, aber leider wurde dieser mit Steinen aufgefuellt die von einer Groesse waren welche so schoen kraeftig unangenehm in meine Fusssohle drueckten. Ich hatte ja nur Trekkingschuhe an und da spuert man jeden dieser Steine durch. Nach ein paar weiteren Seen verlief der Weg dann wieder durch den Wald. Schon seit dem Abstieg folgte der Wanderweg dem Fluss der durch die ganzen Zustroeme immer groesser und groesser wurde. Ich war ueber gluecklich, dass ich diesen Fluss nicht ueberqueren musste, da dieser nach einiger Zeit sehr grosse Ausmasse annahm.

Lange Zeit wanderte ich das Tal entlang und machte auch eine Pause um einen weiteren Liter Wasser zu trinken sowie meine Schuhe trocknen zu lassen. Meine Trinkstrategie hier ist naemlich, dass ich unterwegs nur wenig trinke und in den Pausen in der Naehe von einer Wasserquelle viel. So muss ich weniger Wasser mit mir herumschleppen.

Mehr und mehr Wanderwege waren hier ueberschwemmt. Alles war das genaue Gegenteil von dem ersten Viertel des PCT in dem alles ausgetrocknet war.

Nun stand mir noch ein bisschen Aufstieg bevor. Es war gerade 6 Uhr und ich wollte noch den ersten Aufstieg von morgen entschaerfen. Als ich so um mich herum schaute und die Gipfel sah dachte ich mir nur, dass ich gestern hoeher als alle Gipfel um mich herum war. Was fuer ein seltsames Gefuehl.

Beim Aufstieg umgaben mich wieder mal Muecken und ich legte mehr Anti-Mueckenspray auf. Es war unglaublich, wie viele Muecken es hier gibt. Aber das Leben kann ja nicht nur perfekt sein. Erst gab es nicht viel Wasser, jetzt muss man mit Muecken herum hantieren. Bei etwas weniger als der Haelfte des Aufstieges sah ich dann die Campsite bei der ich Uebernachten wollte. Alternativ koennte ich auch noch 2 Stunden weiter wandern, aber ich hatte es nicht wirklich eilig. Zum Vermillion Resort komme ich auch so in 4 Tagen, wenn ich etwas gemuetlicher wandere und nach dem heutigen Schneehatsch und dem hoechsten Pass hatte ich mir etwas weniger Meilen verdient -- redete ich mir zumindest ein.

Ich legte mein Wanderzeug ab und wartete eine Minute. Nur ein paar Muecken erschienen. Das scheint hier zu passen. Ich fing an mein Nachtlager herzurichten und auf einmal wimmelte es nur so vor Muecken. Mind. 20 attackierten mich gleichzeitig!!! Damit werde ich einfach nicht mehr fertig. Ich zog letztendlich mein Fliess an und holte mein Mueckenkopfnetz aus dem Rucksack das ich jetzt zum ersten Mal trug. Damit koennen mir diese Viecher nicht mehr in's Gesicht oder in den Nacken stechen.

So machte ich mich auch an's Wasser filtern und Kochen. Es gab heute Spaghetti mit Tomatenmark und etwas Knoblauch Kartoffelpueree. Heute habe ich etwas mehr Pueree dazu gegeben und es hat relativ gut geschmeckt. Dann bemerkte ich, dass die Muecken Stellen an meinem Koerper fanden an denen sie noch zapfen konnten. Z.B. durch meine Socken hindurch. Wie kann das denn sein?!? Die andere Stelle war hinten zwischen Ruecken und Po. Dadurch, dass mir die Hose nun viel zu klein ist, war dieser Raum nur von meiner Unterhose bedeckt und da kommen die Muecken locker durch. Einfach Drecksviecher.

Nach dem Essen begab ich mich dann schnell in's Zelt und verschloss den Reisverschluss. Damit war alles mueckensicher.

Ich hoerte von dem Nachbarzelt ein Gespraech mit. Dieser Kerl kocht doch tatsaechlich in seinem Zelt. Was fuer ein Depp ist das denn? Hier gibt's Baeren! Aber den scheint das nicht sonderlich zu interessieren. Er hat ja noch keinen gesehen.