Tag 32: Exkursion zu Mount Whitney

2018-06-19: Campsite → Mt. Whitney → Campsite


Geschaetzte Strecke: 22 Meilen

Nachdem mir in der vorherigen Nacht beinahe alles abgefroren waere, verbrachte ich diese Nacht schoen kuschelig eingepackt. Ich trug meine Kopfbedeckung fuer kalte Naechte, hatte einen Stoffschlauch um den Hals, Mund und Kopf. Als Kopfkissenfuellung verwendete ich auch nicht die gefundene Fliessjacke sondern die Regenjacke. Die Fliessjacke behielt ich schoen an. Fuer die Haende taten es die Socken, die frisch gewaschenen!!! So war ich herrlich warm eingepackt und hatte eine gute und erholsame Nacht.

Am naechsten Morgen ging's dann gleich mal um 6:45 Uhr los. Es galt erst einmal einen Fluss zu ueberqueren aber zum Glueck war es nicht noetig, meine Schuhe auszusiehen. Den knackigen Aufstieg von 500 HM habe ich auch ohne Probleme bewaeltigt. Das war in der Frueh noch kein Problem. Noch hatte ich auch keinen richtigen Hunger.

Die Landschaft veraenderte sich mehr und mehr in eine eher alpinere Gegend, wie schon gestern, weg von gruenen Huegeln zu hohen steilen felsigen Bergen die teilweise auch noch mit Schnee bedeckt waren. Es gab sogar auch ein Geroellfeld mit grossen Felsen durch das der PCT fuehrte in dem wohl mit viel Muehe ein Weg geschaffen wurde. Dieser war auch sehr steil und hatte viele Stufen. Ich glaube kaum, dass man diesen Weg mit einem Pferd schaffen kann. Eigentlich soll der PCT ja fuer Pferde und andere Tragetiere geeignet sein, aber mehr und mehr veraendert sich der PCT in etwas gegenteiliges.

Nach der Geroellhalde kam sogleich eine Feuchtwiese in dem einsam und verlassen ein Reh graste. Ach war das schoen dem zuzuschauen. Dann stand ich vor einem Fluss. Aber dieses mal gab es keine Steine und keine Baeume sodass ich trockenen Fusses darueber kommen konnte. Ich fragte auch einen Wanderer auf der anderen Seite ob dieser eine Bruecke kenne, aber das verneinte er nur. Als ich dann anfing meine Trekkingschuhe zu den Sandalen zu wechseln ueberfiel mich auf einmal eine Armee an Muecken. Was ist denn hier los? Gut 10 Stueck befielen mich auch einmal und als diese tot waren, kam schon der naechste Flugangriff. Ich ergriff meine Schuhe und das Wanderzeug, watete schnell durch den Fluss und lief dann eilig weiter. Jedoch nicht mehr auf dem PCT, sondern in Richtung von Mt. Whitney. Die Muecken verfolgten mich noch! Nach gut 300 Meter stoppte ich dann, da auf einmal etwas an meinem Fuss drueckte und ich wechselte wieder meine Reifen. Und schon wieder kamen diese Muecken! Das ist ja nicht auszuhalten. Jetzt zog ich aber schnell meine Geheimwaffe: Anti-Muecken Spray. Ein paar Sprueher und schwupps, wollten die nicht mehr an mir saugen. Problem erledigt. Dann folgte ich noch fuer ein paar Minuten den Fluss und gelangte nach den ersten 6 Meilen fuer heute zu dem Zeltplatz an dem ich heute auch uebernachten werde.

Mein heutiges Ziel ist es, Mt. Whitney zu besteigen. Das ist so eine Art Tradition auf dem PCT, da dieser auf dem Weg liegt und wahrlich danach schreit bestiegen zu werden. Mt. Whitney ist der hoechste Berg der USA ausserhalb von Alaska. Mich verwundert es nur, dass es nur ein "14er" (Englisch ausgesprochen) ist, also 14-tausend Fuss. Davon gibt es in Colorado genug.

Es war erst Vormittag, aber ich fing gleich an alles fuer meine Rueckkehr vorzubereiten. Ich baute mein Zelt auf, bliess meine Matratze auf und packte meinen Schlafsack aus. Dann fing ich auch noch zu Kochen an. Wenn ich wirklich auf den 14er will, dann sollte ich auch viel Energie haben. Es gab eine gute Portion Reisnudeln die auch sehr gut taten. Das war dann neben dem Fruehstueckskeks von heute morgen mein wirkliches Fruehstueck. Ich machte mir auch noch einen Liter Schokomilch um komplett rehydriert zu sein. Von meinem Rucksack kam alles raus, was ich nicht fuer die Besteigung brauchte.

Hier kamen auch Ranger vorbei und es war tatsaechlich das erste mal, dass ich auf dem PCT einen Ranger im Dienst treffe. Diese wollten meine Erlaubnis fuer das Campieren hier sehen und ich zeigte denen meine PCT permit.

Es war 11:15 als alles bereit und fertig war. Dann startete ich zu Mt. Whitney. Insgesamt waren etwa 1000 HM zu schaffen was nicht nach viel klang. Allerdings befinde ich mich hier schon auf ueber 3000 Metern Hoehe was die Luft doch etwas duenner werden laesst. Der Weg schlaengelte sich erst mal gemuetlich den Berg leicht seitlich des Tals entlang hoch. Ueberall gab es hier Fluesschen! Nach einer guten Stunde suchte ich mir dann auch ein schoenes Plaetzchen um einen "Dump" abzulegen. Dieses mal fand ich einen grossen Baumstamm der prima als Rueckenlehne diente. Das war einfach nur toll. Vor mir konnte ich eine Bergwand sehen und einfach entspannen. Der Weg war schon bald raus aus dem Waldgebiet und kam erst mal an einem huebschen kleinen See vorbei. Dann nochmal hoeher und schon wieder gab es hier einen See, nur war dieser deutlich groesser.

Als ich mich so umschaute, wunderte ich mich darueber, wo denn hier der Weg zum Gipfel hochgehen sollte. Ich konnte nirgends einen Pass oder einen Wanderweg erkennen. Alles war ab jetzt eine hochalpine Landschaft die einfach nur noch aus Steinen und ein paar Grasbuescheln bestand. In der Ferne sah ich dann schon wie ein paar Wanderer irgendwo in diesem Geroell herumliefen. Als ich diese passierte fragte ich, ob das hier tatsaechlich der Weg hoch zu Mt. Whitney sei, weil das schon sehr spannend aussah. Die Dame meinte dass das in der Tat so ist, und dass der Weg auch "99 Switchbacks" (99 Kehren) heisst, weil er so viele Kehren hat. Und schon war ich in diesem Teil des Wanderweges drin. Es gab in der Tat viele Kehren, aber nicht 99, zumindest fuer mich. Die 99 wuerde es vermutlich geben, wenn ich auf der anderen Seite wieder in's Tal absteigen wuerde. Kehre um Kehre lief ich hoeher und fuehlte mich soweit ziemlich gut. Der Rucksack fuehlte sich federleicht an. Das macht schon einen sehr grossen Unterschied. Ich denke auch, dass es gut fuer meine Schultern ist mal einen Tag Erholung zu haben. Ich kam hoeher und hoeher und dachte daran, dass das sozusagen das Dach der USA ist. Die anderen Gipfel erschienen kleiner und kleiner. Bei der Abzweigung zum Talabstieg machte ich eine kurze Pause. Nicht, weil ich muede war, sondern weil ich einfach noch etwas Energie prophylaktisch tanken wollte. So gab es eine Streichwurst mit Brezeln wobei ich die Brezeln aus versehen ausschuettete und dann diese vom Boden as. Den Rest begrub ich mit anderen Steinen. Ein Snickers fand auch noch den Weg in meinen Magen und dann auch noch Beef Jerkey. So gestaerkt konnte nichts mehr schief gehen.

Der Weg fuehrte nun nicht mehr ganz so steil aufsteigend in der Naehe des Grates weiter. Der Grat selbst bestand aus vielen zackigen Zinnen, sicherlich 50 Meter gross und bot keine Moeglichkeit fuer einen direkten Wanderweg. Immer mal wieder musste ich ein kleines bisschen kraxeln. Dann sah ich in der Ferne die Huette welche auf dem Gipfel des Berges stand. Allerdings ist das keine Huette wie in den Europaeischen Alpen in denen etwas verkauft wird, sondern nur eine einfache Schutzhuette. Es gab auch ein bisschen Schnee was aber kein Problem war. Was eher ein Problem gewesen waere, waren die Kopfschmerzen die sich allmaehlich breit machten. Das kenne ich ja schon von den anderen 14ern und solange die Kopfschmerzen nicht zu intensiv werden, sollte die Hoehenkrankheit auch nicht zu problematisch sein. Hunger hatte ich ja immer noch ;-).

Ich konnte ab und zu auch die Wueste zu meiner Rechten erblicken. Das ist schon ein massiver Unterschied. Hier oben zu stehen in der Kaelte und dort unten ist es brutal warm. Den Gipfel erreichte ich um 15:30 und genoss den unglaublich schoenen Ausblick. Es gab dort oben auch ein Schild was beschrieb, dass dieser Weg 1930 innerhalb von 2 geschaffen wurde. Davon bin ich wirklich sehr beeindruckt. Das muss in dieser Zeit eine massive Arbeit gemacht haben. Allerdings hatte ich nicht all zu viel Zeit zum geniessen, da ich vor Anbruch der Dunkelheit beim Zelt zurueck sein wollte. So verliess ich den Gipfel um 15:50.

Beim Abstieg gab's wieder schoene Ausblicke und den Rest ueberspringe ich jetzt. Im Tal gab's dann Maggi Nudeln die ich etwas mit Kartoffelbrei mit Knoblauch aufpeppte. Ich stelle mir die Frage ob jemand diesen Kartoffelbrei evtl. absichtlich wegen dem Knoblauch hat liegen lassen.

Mt. Whitney ist die einzig geplante Exkursion auf meinem Weg. Ab jetzt geht's direkt nach Kanada :-).