Tag 31: Bilderbuchlandschaft

2018-05-18: Campsite → Campsite


Die Nacht war unglaublich kalt. Ich hatte mich von vornherein gut eingepackelt aber immer wenn irgendwo ein kleiner Spalt oben am Kopfende offen war, fror es mich gleich. Das muss ich noch ein bisschen optimieren. Ich kann aber auch nur sehr schlecht im Schlafsack schlafen da ich mich gerne ausbreite.

Irgendwann in der Nacht um 1 Uhr wachte ich auch auf und konnte nicht mehr richtig einschlafen. In der Frueh war es dann immer noch Schweine kalt. Ich wollte erst gar nicht aus dem Schlafsack und blieb noch ein bisschen laenger darin eingemummelt. Aber gegen 6:15 beschloss ich dann doch aufzustehen. Mann, ist das hier kalt! Die Finger taten mir nach 10 Minuten richtig weh. Als ich dann nach meiner Wasserpumpe schaute musste ich feststellen, dass das Wasser darin gefroren war. In meiner Trinkblase befanden sich sogar Eisschollen! Also ich haette ja einiges erwartet, aber dieser Kontrast zu den vorherigen Tagen ist schon immens.

Die Konservendose Tomatenmark legte ich gestern Abend in den kleinen Rinnsal um diese ordentlich auszuspuehlen. In der Frueh war diese dann verschwunden! Das Rinnsal konnte diese aber nicht mitgenommen haben. Als dann die zwei Wanderer die auf der anderen Seite von dem Rinnsal zelteten vorbei liefen fragte ich diese nach der Konservendose. Es stellte sich heraus, dass diese die Dose mitgenommen haben. Solche netten Menschen! Nehmen den Muell von anderen Wanderern mit. Da die Dose schon ordentlich im Rucksack verstaut war, wollte er sie mir aber nicht mehr wiedergeben und ich bedankte mich recht herzlich.

Um 7:15 ging die heutigen Wanderung los. Ich hatte vor Kaelte schmerzende Zeher und Finger. Die Zippererweiterungen waren an meiner Hose dran und ich hatte auch ein langes Oberteil. So startete ich meine heutige Wanderung. Ich bin immer noch sehr ueber diesen Temperaturwechsel erstaunt. Wieder mal hatte ich wunderschoene Ausblicke. Z.B. konnte ich an einer Stelle aus dem Gebirge heraussehen und sah vor mir mal wieder..... Ja klar! Wueste! Heute hatte ich aber nicht viel Energie. Irgendetwas stimmte einfach nicht. Vllt. sind die Spaghetti einfach keine richtige Nahrung oder vllt. muesste ich einfach mehr Essen. Als Fruehstueck hatte ich nur einen Mueslisnack was vllt. nicht genug war.

Der erste Aufstieg von nur 500 HM war schnell geschafft und auf diesem folgten 300 HM Abstieg. Das war noch klein Problem, aber irgendwie waren meine Batterien leer. Es waren aber noch immer 600 HM zu schaffen und mein Magen forderte schon wieder Essen.

Frueher als geplant, naemlich um 11 Uhr, machte ich deshalb eine kleine Pause etwas abseits vom PCT an einem Flusslauf. Dort futterte ich mal wieder eine Dose Streichwurst und stopfte mir einen Muesliriegel rein. Das musste reichen. Das Essen muss ich mir rationieren um damit noch viele weitere Tage wandern zu koennen. Bei dieser Pause ist mir auch mein Plastikloefel/gabel Konstrukt zerbrochen. Verdammt! Wie soll ich nun die Sachen umruehren? Den restlichen Tag ueber schaute ich nach einem Stueck Holz um daraus einen Loeffel zu schnitzen, fand aber nichts passendes.

In der Ferne konnte ich eine hochalpine Landschaft sehen die auch noch teilweise mit Schnee bedeckt war und der PCT fuehrte mich hoffentlich genau dort hin. Allgemein war heute die ganze Landschaft wie aus einem Bilderbuch. Entweder gab es weite gruene flache Felder im Tal zu sehen, bizarre Felsformationen oder einfach nur den Anblick von grossen Bergen.

Als ich an die Weggabelung zu "Lone pine" gelangte, war ich wirklich froh dass ich viel Essen mitgenommen hatte. Viele PCT Wanderer steigen hier ab und muessen dann noch 20 Meilen per Anhalter mitfahren, wenn sie denn jemand mitnimmt.

Die ganze Wanderung ueber hielt ich Ausschau nach Baeren, fand aber niemanden. Dafuer sah ich ueberraschend auch das erste mal ein Murmeltier auf dem PCT. Nicht ganz ein Baer, aber auch ganz suess.

Den lang gezogenen Aufstieg hatte ich schon fast geschafft, machte aber noch ein paar "Sicherheitspausen" von ein paar Minuten. Eine davon war auch an einem Flussauflaus von einem See welche die letzte Wasserversorgung fuer die naechsten 7 Meilen war. Das Wasser stand nur so vor gruenem Pflanzenbewuchs was Aehnlichkeit mit einem Schwamm hatte. Widerlich. Da war ich ueber meinen Wasserfilter sehr froh.

In der Ferne konnte ich dann auch viele Gipfel sehen. Einer davon sollte auch Mt. Whitney sein. Ich plane diesen morgen zu besteigen, da dieser der hoechste der USA ist. Das kostet mich zwar einen Tag, aber das kann ich mir vermutlich leisten.

Hier und dort gab es auch immer noch Sand auf dem Wanderweg. Dieser verdammte Sand!!! Ich dachte mir, dass ich ihn los bin, aber ab und zu ist er doch noch da. Beim Abstieg ist das ja kein Problem, aber es gab diesen Hauptsaechlich beim Aufstieg.

Heute ueberschritt ich auch die Grenze zum Sequoia National Park kurz nachdem der Abstieg begonnen hatte.

Ich ueberlegte mir auch, dass ich jeden Tag an dem ich 28 Meilen zuruecklege damit einen Marathon laufe, nur mit ueber 20 kg auf dem Ruecken. Kein Wunder, dass die Hose noch mehr rutscht als am Anfang.

Der Abstieg fuehlte sich wieder mal wie eine halbe Ewigkeit an, verlief aber vorbei an wunderschoenen Bergen. Kurz vor ende sah ich auch eine Weide mit richtigem Gras! Vorher waren das immer nur gruene kleine Bueschchen.

Ich plante heute zu einer Campsite zu kommen in der es auch einen Baerbox gibt. Da mein ganzes Essen nicht in den Baerencontainer passt, kann ich damit auch das Essen in dem Beutel vor Baeren sicherstellen.

Als ich dort ankam begruesste ich auch 2 andere Wanderer. Ein paar Minuten spaeter fragte ich ob einer von den beiden evtl. einen Ersatzloeffel mit dabei haette den er mir dauerhaft ueberlassen koennte. Ich wuerde dafuer auch zahlen. Dann suchte einer in seinem Rucksack und ueberliess mir sein Titan Loeffel/Gabel-Kombi Besteck einfach so. Er wusste, dass ich Throu-Hiker bin. Wow, das hat sich schon wieder mal rentiert.

Zu Abend gab es heute ein Super leckeres Steak-Reis-Tomaten-Gefriergetrocknetes Zeug. Ich gewoehne mich schon daran. Im Vergleich zu den Spaghetti gestern war das ein reines Festmahl!

Morgen habe ich vor den Mt. Whitney zu besteigen. Mal schauen ob der Plan aufgeht.

Und uebrigens: die Zehensocken stinken gewaltig! Das ist einfach nur abartig! Hoffentlich haelt das den Baeren aus meinem Zelt.

Zeit zum schlafen. Gn8.