Tag 30: Im Land der fliessenden Waesser

2018-06-17: Kennedy Meadows → Campsite


Geschaetzte Strecke: 26 Meilen

Ich habe mir viel ueberlegt, was anders werden wird sobald ich die Wueste hinter mich gelassen habe. Z. B. verlasse ich mich momentan darauf, dass es einfach nicht regnet und lasse alle meine Sachen einfach vor dem Zelt. Das waere bei hoeherer Regenwahrscheinlichkeit auch nicht mehr moeglich. Dann wird es natuerlich auch mehr Baeren geben und ich muss vorsichtiger sein. Das erfreuliche wird sein, dass es deutlich mehr Wasser geben wird. Das hat nicht nur Auswirkungen auf meinen Wasserkonsum sondern fuehrt auch dazu, dass ich einfach weniger Wasser mitnehmen muss. Das reduziert das Wasserschleppen von bis zu 5 Liter auf 2 Liter, spart also 3 ganze kg ein! Das macht einen grossen Unterschied aus. Ich werde mich allgemein weiter weg von der Zivilisation befinden. Schon bisher hatte ich dieses Gefuehl im Vergleich zu den Alpen und Pyrenaeen, aber das wird noch staerker zunehmen. Was mich ganz besonders freut ist, dass die Landschaft alpiner werden wird. Das freut sicherlich auch mein Auge. Falls es dann in der Nacht mal sehr kalt werden sollte, kann man auch ein Lagerfeuer problemlos anmachen, da es hier deutlich feuchter sein sollte. Aber das muss man situationsabhaengig entscheiden. So, das sollten also viele Aenderungen sein die mich im kommenden Monat erwartet.

Als ich in der Nacht auf die Toilette musste sah ich ein Schloss vor dem Sitzklo. Das ist ja wohl wirklich eine Schweinerei was sich die hier erlauben.

Um 6.30 bin ich erst aufgestanden. Eilig hatte ich es ja heute wirklich nicht. Den Whisky wollte ich eigentlich mitnehmen, habe ich dann aber verschenkt. Die Gruende sind einfach: Der Rucksack fuehlte sich schon schwer genug an. Dann fragte ich mich auch, ob ich denn wirklich Whisky abends trinken wollte und gerade waere es mir auch nicht danach.

Um 7:20 ging's dann los. Zurueck auf der Strasse war ich nach einigen Minuten wieder auf dem PCT. Mein grosses Geschaeft wollte ich am Campingplatz in 2 Meilen erledigen da die anderen Toiletten beim General Store ja bereits beim ueberfluten waren. Beim Campingplatz sahen die Toiletten dann genauso furchtbar aus, waren aber nicht am ueberlaufen. Klopapier gab's auch keines. Dann sah ich auf einem Zettel stehen, dass der General Store fuer diesen Campingplatz verantwortlich ist. Tja, klar....

Der Aufstieg startete relativ unspektakulaer entlang eines Baches und verlief dann um einen grossen Huegel herum, folgte dann wieder einem anderen Bach, hier und da waren auch andere Wanderer, dann war noch ein bisschen Wald abgefackelt. Es wehte ein erfrischender Wind. Von Hitze kann gar nicht mehr die Rede sein. Nach 1 Monat war ich auch froh, endlich wieder einen strahlend weissen Strahl meines Urins zu sehen! Ich gruebelte beim Aufstieg von den 600 HM darueber nach ob ich auch das richtige Essen mit dabei haette. Immerhin bin ich jetzt fuer 9 Tage in der Natur unterwegs. Das bedeutet auch kein Cola und Bier fuer 9 Tage!!! Wie grauenhaft...

Dann kam ich am Pass oben an und sah einfach eine grosse weite Ebene umringt von Bergen. In der Ferne dann auch noch ein in teils schneebedeckter Berg. Die Ebene war gefuellt mit gruenen Bueschen. Was fuer ein Anblick, ich bin endlich da! Ueberall strahlte es gruen, nur ab und zu gab es noch den ein oder anderen Kaktus. Das ist ein absolut gravierender Unterschied von vor einem Tag. Es gab nun nochmal einen kleinen 100 HM Aufstieg ueber einen Huegel und nun waren schon die ersten 14 geplanten Meilen fertig. Ich kam an einem Fluss an ueber den eine Bruecke fuehrte. Das war wie in einer anderen Welt. Ein anderer Wanderer wusch seine Waesche, andere kamen auch dazu und badeten in dem Fluss. Ich selbst machte mir eine gute Brotzeit aus Streichwurst, Brezeln und dann einem Stueck Schokolade.

Um 2 Uhr ging es weiter, allerdings mit einem langem Oberteil da hier der Wind so pfiff. Es ist hier relativ kalt. Der Weg fuehrte einen Bach entlang durch einen huebschen Wald, zog sich hoeher und hoeher, kreuzte andere Wanderwege und bot mir wieder wunderschoene Ausblicke auf das umzingelnde Gebirge. Ich traf auch die 2 aelteren Deutschen wieder welche ich aus dem Paradise Cafe kannte. Diese hatten allerdings die Wuestenpassage uebersprungen.

Die 800 HM Aufstieg waren schnell geschafft und beim Abstieg gruebelte ich ueber's Essen nach. Heute gibt es mal wieder Spaghetti und ich habe eigentlich ueberhaupt keine Lust mehr darauf. Wie kann ich diese denn verfeinern? Nach ein paar Minuten kam dann die Idee: Mit dem Kartoffelpueree! Das probierte ich dann auch spaeter abends aus. Der Abstieg selbst zog sich sehr lange hin. Ich wollte noch bis zu einem bestimmten Punkt kommen an dem es auch Wasser und einen groesseren Campingplatz gab. Der Ausblick beim Abstieg war einfach nur wunderbar. Schon jetzt ist die Landschaft wunderschoen und wird noch besser und besser. Beim Abstieg kam ich auch an wunderschoen geformten Felsen vorbei die einfach malerisch aussahen. So, ich bin muede und mach's schnell. Eine kurze Pause war noch noetig, dann habe ich den Zeltplatz um 7:30 erreicht, also relativ spaet. Meine Wasserpumpe spinnt, hat heute aber mit einem Trick direkt Wasser in die Pumpe zu fuellen wieder funktioniert. Abendessen war solala.

Ich bin sau froh, dass ich schon heute wieder weitergelaufen bin! Es ist hier deutlich kaelter und ich werde mich wohl das erste mal richtig in den Schlafsack packen und ihn nicht nur als Decke verwenden.