Tag 25: Diese verdammte Hitze

2018-06-12: Golden Oaks spring → Landers Meadow Guard Station


26 Meilen.

Heute bin ich erst um 5.45 aufgestanden. Die anderen waren schon alle weg, bis auf diese seltsame Figur die schon gestern von 11 bis mind. 15 Uhr Siesta gemacht hat und erst heute Nacht ankam. Jetzt war erst mal Wasser filtern angesagt. Insgesamt 4 Liter nahm ich mit. Das reicht hoffentlich...

Um 6.45 ging's dann los. Das erste was ich bemerkte war, dass fast kein Wind wehte. Die Windraeder standen fast alle still. Das kann ja heiss werden dachte ich mir schon. Wenn es heute keinen Wind gibt, werde ich zum Grillhaehnchen. Hmmmm... Grillhaehnchen. Wie sehr ich das vermisse. Mit toller Kruste und Pommes.... Aber ich bin jetzt auf dem PCT. Also weiter! Die Wanderstrecke sah vor vielen Jahren ja mal ganz schoen aus, aber jetzt war hier alles abgefackelt. Nur noch wenige Baeume waren uebrig. Anfangs hatte ich noch ein bisschen Schatten hinter dem Bergruecken als die Sonne noch niedrig stand, aber dann verlief der Weg direkt unter der Sonne. Schon in der Frueh war es unglaublich warm und nur im Schatten war es einigermassen auszuhalten. Ich lief extra ein bisschen schneller um noch den Rest der Morgenkuehle auszunutzen.

Dabei dachte ich auch an die vielen anderen, welche schon aufgegeben hatten. Es gab dafuer diverse Gruende, z.B. Knieprobleme, zu anstrengend. Aber ich finde es ganz gut, dass die Wanderer etwas ausgeduennt werden. Wenn's ein Spaziergang so wie der spanische Pilgerweg ist, dann waere es ja laecherlich.

Bei mir fetzten dann auf einmal auch zwei schnelle Wanderer vorbei welche ich schon vorher gesehen hatte. Was war denn mit denen los? Warum rannten die denn so schnell?

Um 10 Uhr machte ich dann eine kurze Pause von 30 Minuten. Das war so geplant an einer Stelle an der evtl. ein Watercache haette sein koennen, aber leider war da nichts.So machte ich es mir einfach so unter einem Baum gemuetlich und oeffnet eine Dose mit Wurst. Leider stellte es sich heraus, dass ich Streichwurst gekauft hatte. Das waere ja prima mit den Bretzeln die ich auch mit dabei habe, aber leider musste ich die Bretzeln zerdruecken um sie zu verschicken. Als Notbehelf schuettete ich die zerstueckelten Brezeln in die Dose, verquirlte alles und das war dann auch schon mein vorgezogenes Mittagessen.

Der Weg verlief nun auch nicht mehr mit Sicht auf die Wueste. Zu beiden Seiten hatte ich andere Berge um mich herum und das machte mich auch ziemlich froh. Ich will einfach nur noch weg von dieser Trockenheit!

Nun stand ein weiterer Aufsteig bevor. Der hatte es in sich, da die Sonne nun voll auf mich herunterbrannte. Bei solchen Temperaturen gehe ich normalerweise nicht wandern, aber beim PCT zwingte ich mich eben dazu. Oft wanderte ich im Minutenabstand von Schatten zu Schatten, holte dort die Erfrischung durch die Kuehle und ging dann zum naechsten Schatten weiter. Der Baumbewuchs hier war immer noch nicht dicht.

Meinen Hut verwendete ich wieder mal als Klimaanlage und machte mir Gedanken ueber den Wasserverbrauch. Das ist so aehnlich wie beim Auto: Wenn man die Klimaanlage einschaltet, verbraucht das auch mehr Sprit. Bei mir ist das genauso und ich verbrauche mehr Wasser. Aber das war's mir wert.

Habe ich schon erwaehnt, wie verdammt heiss es war? Sehr sehr heiss!!!!! Ich passierte die anderen beiden, welche vorhin an mir vorbei gerannt sind. Tja, erst rennen und jetzt pausieren?!? Ich selbst ging noch ein bisschen weiter. Der Wald wurde jetzt dichter und ein Weitergehen war auch kein Problem mehr. Als dann der Wanderweg wieder aufstieg, machte ich eine Pause fuer eine ganze Stunde. Es war gerade Mittag. Ich streckte meine Fuesse aus und versuchte auch etwas zu schlafen, was mir aber nicht so wirklich gelang. Aber an dem Tagebucheintrag von gestern konnte ich gut schreiben.

Normalerweise wartete ich ja bis um 2 Uhr ab bis die Haupthitze weg war, aber die Aussicht auf die Quelle lockte mich schon um 1 Uhr aus dem Schatten. Jetzt standen erst mal ein paar hundert HM Anstieg bevor und ich war uebergluecklich, dass es hier wieder einen ueppigen Baumbewuchs gab. Wieder mal fetzten die beiden anderen schnellen bei mir vorbei. Eine Stunde spaeter sah ich dann einen von den beiden wie er von irgendeinem Tank abgestandenes Wasser filterte. Ihm war naemlich das Wasser ausgegangen. Ganz grosses Tennis der Herr! Jetzt noch ein bisschen Aufstieg auf einer Strasse und ich erkannte auch ein "600" auf der Strasse was die 600 Meilen auf dem PCT markierte. Hooooray! Die Strasse war kein Spass, da es nicht viel Schatten gab, aber 2.5h nach der vorherigen Pause erreichte ich dann letztendlich die Quelle.

Dort lagen auch schon viele andere PCT Wanderer wie halb-Tote herum. Die hatten wohl auch mit der Hitze zu kaempfen. Ich legte erst mal mein Zeug ab und machte es mir gemuetlich. Zuerst filterte ich einen Liter Wasser und dann packelte ich meinen Baerenkanister aus. Mal schaun was es da so alles gab: Ich verputzte pikanten Thunfisch mit Brezeln. Das war aber noch nicht genug. Da ich noch eine halbe Packung Kartoffelbrei hatte, liess ich einfach ein bisschen kaltes Wasser rein und verputzte das auch. Ja, den kann man auch kalt essen, wie ich es schon vorher gesehen hatte. Damit war ich auch gestaerkt fuer den naechsten Teil der Wanderung. Der Tag war naemlich noch nicht zuende. Viele andere Wanderer machten sich schon auf den Weg um weiterzulaufen.

Hier bewunderte ich auch meine Socken, welche einfach nur steif waren. Die sind dermassen durchgelaufen, dass sie auch schon von alleine stehen wuerden. Mein gruenes T-Shirt hatte ueberall Schweissflecken. Das muss echt widerlich aussehen. Meine Wanderhose selbst koennte mittlerweile auch schon von alleine stehen. Meine Unterhose war wohl auch voller Schweiss, allerdings konnte diese nicht trocknen. Deshalb vermute ich mal, dass diese einfach nur vor sich hin gammelte. Seit Hikertown 3 Tage zuvor habe ich ja immer noch die gleiche Unterhose und Waesche an. Das ist auf dem PCT ganz normal. Wenn irgendwann spaeter mal mehr Wasser zur Verfuegung steht, kann ich mich vllt. auch mal an's Waschen machen.

Ich verliess als vorletzter den Campingplatz und der Weg fuehrte sehr angenehm unter schattigen Baeumen ein bisschen rauf und runter. An sich nichts spektakulaeres, wenn ich nicht vorher in der Sonne gebrutzelt worden waere.

Nach 2.5 Stunden kam ich dann endlich auch bei dem Zeltplatz an bei dem es eine deutlich bessere Wasserquelle gab. Dort gab es auch eine Badewanne, jedenfalls interpretierte ich das so, in der ich mich ordentlich wusch. Mich interessiert es wirklich, was die Gruppe von Japanern dachte, als 50 Meter entfernt irgendwo ein Nackiger in dem Trog herum huepfte und sich freute. Das tat einfach nur gut. Endlich war ich wieder einigermassen sauber, insbesondere im Intimbereich bei dem ich zwar nicht mehr mit einem Wolf zu kaempfen habe, aber an ein paar Stellen reibt es leider immer noch und eine Reinigung in diesem Bereich ist immer gut. Meine Waesche bekam auch noch eine Reinigung, bis auf die Wanderhose und die Socken.

Zu Abend kochte ich mir eine ordentliche Portion Spaghetti mit Tomatenmark. Dazu noch Schokolade als Nachspeise. Es gibt hier ungemein viele Fluginsekten die staendig in mein Gesicht geflogen sind, auch ohne Stirnlampe. Ich war wieder mal froh darueber, dass mein Zelt Insekten sicher war.

Meine Haende sehen furchtbar aus. Total ausgetrocknet und dreckig. Ich habe auch einen neuen Riss an meinem Fuss entdeckt, den ich bald behandeln muss. Ich weiss nur nicht wie ich das machen sollte. Vllt. ignoriere ich es einfach ;-).

So, es ist schon 22:30 und ich mache jetzt Schluss.