Tag 24: Was fuer eine Hitze

Campsite -> Golden Oak spring: 2018-06-11


Geschaetzte Strecke: 23 Meilen

In der Nacht wurde ich immer wieder mal von heftigen Winden geweckt was mich aber nicht sonderlich stoerte. Ich schlief immer mal wieder ein. Um meinen Fuessen wieder etwas extra Erholung zu geben bin ich heute auch spaeter aufgestanden, ca. um 6:00. Mein Zeug war schnell zusammengepackt und ich machte mich auf den Weg zu dem nur wenige Minuten entferntem Picknickbereich bei dem es auch einen Tisch gibt. Dort schliefen noch 3 Cowboycamper tief und fest in ihren Schlafsaecken, wobei einer aufwachte. Jetzt gab es erst mal ordentliches Fruehstueck: Eine Dose SPAM sowie Bretzeln. Mit dem vorhandenen Wassercache fuellte ich auch mein Wasser nach.

Weiter auf dem PCT gab es auch noch ein Bauklo. Was fuer ein Luxus! Der PCT fuehrte mich nun wieder ueber Huegel welche mit Windturbinen zugepflastert waren. Am hoechsten Punkt gab es dann auch einen Bank an welcher ich schnell pausierte und den Ausblick genoss. Hier futterte ich auch noch ein paar weitere Muesliriegel. Auf diesem Bereich gab es irgendwie deutlich weniger PCT Wandererspuren. Vermutlich fuhren die meisten von dem vorherigen Watercache in die Stadt um von dort gleich zum Highway zurueckgebracht zu werden um diesen 6.5 Meilen Hatsch zu umgehen. Als ich beim Abstieg von dieser Huegeligen Landschaft war kam mir auch die Vorstellung an gruene Wiesen und Waelder bei Kennedy Meadows hoch. Irgendwie ist das wirklich wie das gelobte Land. Es sind aber nur noch ein paar Tage, dann bin ich dort!

Die letzten 2 Stunden hoffte ich auch noch auf einen weiteren Watercache um mein Wasser etwas weiter aufzustocken. Ich trank schon in der Frueh relativ viel, da es sehr warm geworden war. Und da war er! Ein Watercache mit vielen Kanistern Wasser was sogar noch kuehl war. Eine ganze Galone (also ueber 3 Liter) fuellte ich bei mir nach. Teilweise in meine Getraenkeflaschen und die Blase, teilweise direkt in meinen Magen. Beeindruckend wie schnell 3 Liter verschwinden koennen. Hier wurde mir auch die Bedeutung von klarem Wasser noch klarer. Wie unglaublich wichtig ist es, dass jeder Zugang zu klarem Wasser hat. Das Wasser lief bei mir runter wie Paulaner Spezi. Hmmmmm.... Paulaner Spezi..... Das wird es die kommenden Monate nicht mehr geben :-(.

Der weitere Weg ging ueber die Strasse ueber Gleise zu einer Bruecke ueber den Highway. Viele Wanderer stossen hier wieder nach einem kurzen Abstecher in die naechste Stadt wieder zu dem PCT hinzu. Dort sah ich auch schon jemanden mit grossem Rucksack am Boden sitzen. Der wartet wohl auf den Bus! Ich fragte ihn ob er mir evtl. ein bisschen Essen und Muell abnehmen koennte und so bekam ich meinen bisherigen Muell sowie die 2/3 volle Packung Spaghetti los. Er hiess auch Hardrock und hatte eine krasse Geschichte: Vor einem Monat stuerzte er auf dem PCT bei einer Wasserquelle und schlug sich ein Loch in die Unterlippe. Dann gab's erst mal ein paar Wochen Pause und jetzt versucht er zum zweiten Mal den PCT weiter zu wandern. Das erste mal klappte es nicht, da die Antibiotika die Leistungs stark verringerten. Das zweite Mal nicht, weil ihm seine Fuesse unglaublich stark schmerzten. Aber immerhin zeigt er den Willen den PCT weiterzuwandern! Wg. dem Unfall war sein Trailname auch "Hardrock" :-)

Als ich hier so durch die Gegend wanderte gruebelte ich auch ueber die Sinnhaftigkeit von solchen Wuestengegenden nach. Wenn ich mir jetzt die ganzen Solaranlagen und Windkraftwerke anschaue, dann ist das wohl ein sehr sehr grosser Sinn dahinter, wenn auch von der Natur wohl nicht so vorgesehen. So wird aus einem Stueck Nichts etwas bedeutendes fuer die Energiegewinnung.

Nach der Highway Ueberquerung auf einer Bruecke bei der ich wirklich diese Tunnel vermisse verlief der Weg jetzt weiter parallel zum Highway. Die Temperatur wurde immer hoeher. Hinzu kam, dass die Windkraftraeder sich aufhoerten zu drehen. Insgesamt bedeutet das nichts Gutes. Ich warf auch wieder mal meine Hut-Klimaanlage an indem ich ihn wieder mit Wasser betraeufelte. Dieser trocknete auch unglaublich schnell. Das kann ja noch lustig werden.

Der Weg verlief zuerst parallel zum Highway um dann ueber einen Bergruecken aufzusteigen. Kehre fuer Kehre zog sich dieser Weg nach oben und es gab so gut wie keinen Schatten. Nach den ersten 1 bis 2 Stunden sah ich dann eine Gruppe an Joschua (Ich glaube jedenfalls, dass die so heissen) Baeumen mit viel Platz darunter zum Pausieren. Wunderbar! Da sass auch schon jemand anders, den ich noch nicht kannte. Dann kam noch ein Maedel und ein anderer Kerl vorbei wobei diese beiden und der andere sich schon wieder bald auf den Weg machten. Nein, ich wartete noch ein bisschen. Dort verbrachte ich 1.5 Stunden, doeste vor mich hin und rutschte immer mal wieder weiter um den Sonnenstrahlen zu entgehen.

Aber so komme ich nicht nach Kanada, also ging's weiter. Der unerbitterlichen Sonne ausgesetzt kam ich sehr in's schwitzen. Es war einfach nur brutal heiss. Ich erinnerte mich auch an den ersten Tag, wo ich in der Mittagshitze gelaufen bin (was mir noch nicht ganz klar war) und mich dann wunderte, warum ich so kaputt und fertig bin. Es blieb mir heute aber nichts anderes uebrig. Ich musste zu einem bestimmten Punkt kommen und das hoffentlich vor Anbruch der Dunkelheit. Hoeher und hoeher stieg der Weg und ich konnte doch tatsaechlich wieder mal die Wueste sehen. Aber nur einen kleinen Teil davon. Ich machte mir auch Gedanken ueber moegliche Filmtitel von einem PCT Film (einem thru-Hiker Film, nicht diesen anderen Schmarrn!). Oh Mann, Kaiserschmarrn mit Apfelmuss waere jetzt toll. Ist mir gerade so beim Schreiben gekommen. Also Filmtitel: "1000 die durch die Hoelle gehen", "Vom schmettern und anderen Abgruenden" oder "Die Scherpa vom PCT".

Immer noch blies sehr wenig Wind und ich kam bei einem sehr grossen und schattigem Campingplatz vorbei wo jemand mir sagte, dass er schon seit 11 Uhr morgens hier ist wg. der Hitze. Und jetzt war es schon nach 2 Uhr und er laeuft immer noch nicht weiter? Er sah aber auch schon so seltsam aus. Das Oberteil war in Streifen zerrissen und irgendwie machte er keinen guten Eindruck auf mich. Als ich weiter lief konnte er es nicht fassen, dass ich bei dieser Hitze noch wandern kann und wuenschte mir viel Glueck.

Der PCT verlief dann auch noch ploetzlich auf einer Schotterstrasse. Naja, konnte mir Recht sein. So komme ich schneller voran.... dachte ich mir. Bei den steileren Bereichen beim Abstieg war die Strasse so sehr ausgespuehlt, dass man ueber grosse Felsbrocken schreiten musste. Nicht gerade toll!

Als ich so dahin laufte dachte ich auch ueber den Namen PCT nach. Vllt. waere ein Name wie "Wasserscheideweg" besser gewesen. Auf jeden Fall erklaert das, warum es immer abwechselnd gruen und dann wieder wuesten aehnlich ist.

Nach einem guten Stueck Abstieg von fast 300 HM galt es jetzt wieder ueber die Strasse nach oben zu laufen. Aber dann passierte das, was ich schon befuerchtete. Meine Batterien waren einfach Ich konnte nur noch muehsam einen Schritt vor den anderen setzen und es ging einfach nichts mehr. Ich suchte mir nach einer Minute Aufstieg ein schattiges Plaetzchen und lud meine Batterien wieder auf. Erst mal machte ich mir 1 Liter Schokomilch gegen die Dehydrierung. Dann gab es Schokolade, Snickers und Trailmix aus meinem Fresscontainer. Dann hiess es erst mal 30 Minuten abwarten bis das Zeug in's Blut ging. Zwei Gruende gab es fuer die leeren Batterien: Der erste war, dass das wohl gestern zuviel war. Der Zweite war, dass ich wirklich zu Mittag etwas haette essen sollen. Vermutlich lag es aber an dem langen Hatsch gestern. Der Schmerz von dem gestrigen Hatsch steckte mir auch noch in den Fuessen. Bei der Pause musste ich auch feststellen, dass mein verbleibendes Paar alter Socken auch ein Loch haben. Damit brauche ich wieder mal ein neues Paar Socken. Ich bin gespannt, wie lange das andere Zeug haelt.

Nach 30 Minuten ging es weiter an den Aufstieg und dann ueber einen Wanderweg an Windkraftanlagen vorbei. Das war's dann zumindest mit dem Aufstieg fuer heute, aber es waren noch 4 Meilen leicht absteigend zu wandern bis ich endlich in der Abenddaemmerung bei der Quelle ankam.

Dort waren schon anderen die mich auf ein Geruecht aufmerksam machten, dass es hier einen Baeren geben soll. Baer? Cool! Das macht nichts meinte ich. Ich suchte mir aber einen Campingplatz der weiter weg von der Quelle war, da hier alles einfach gesagt zu gemuellt war. Ueberall lagen Essensreste und Muell herum. Von der Quelle zapfte ich mir auch mehr als 4 Liter Wasser und trank dabei auch gleich einiges.

Das Zelt war schnell aufgebaut und ich machte mich daran zu "kochen". Heisses Wasser, Tuete von gefriergetrocknetem Essen aufgerissen, Wasser rein, 8 Minuten warten, fertig! Heute gab es Chicken Teriyaki. Das schmeckte erstaunlicherweise sehr sehr gut.

Ich beteilige mich auch an dem PCT Water Bericht, der eine Liste mit Quellen und dem aktuellen Stand der Quelle taeglich aktualisiert. Da schickt man einfach eine Email hin mit der aktuellen Beschreibung und das war's. Auf diese Berichte von den vorherigen Wanderern bin ich auch angewiesen um zu wissen wo es noch Wasser gibt.

Aus einem Liter Wasser machte ich mir noch kalten Pfefferminztee. Einfach einen Teebeutel in's Wasser und fertig. Einfach und gut!