Tag 23: Mojawe Wueste, oder: der 41 Meilen Tag

2018-05-10: Hiker town → Campsite


Heute war einer der bedeutensten Tage auf den ich mich schon seit Wochen freue: Die Durchquerung der Mojawe Wueste.

Seit Wochen nehme ich schon Magnesium Pillen um moeglichen Kraempfen vorzubeugen. Da ich nun Essen fuer viele Tage mit schleppe, beschloss ich diese Pillen einfach wegzuschmeissen. Mein Koerper wird jetzt hoffentlich festgestellt haben, dass ich Sport mache.

Gegen 9:30 Uhr ging ich in eine Art Cowboy Camp Lager auf einer Liegeflaeche mit Unterlage. Um 2:45 Uhr klingelte mein Wecker, der Himmel war sternenklar. Ich packte alles zusammen und zog meine Sandalen an, es stand schliesslich ein sehr langer Flachlandhatsch an.

Um 3:10 marschierte ich dann los. Ich fuehlte mich wie geraedert. Die 4 Stunden Schlaf waren einfach zu wenig. Der Wind hielt mich auch teilweise vom Schlafen ab. Abends gegen 19 Uhr war es erst fast ganz windstill und dann auf einmal fegte dieser Wind los. Hinter dem leeren Swimmingpool bekam ich wenigstens etwas Windschutz aber nicht all zu viel. Trotzdem schlief ich ein, was nach den 6 kleinen Bier auch kein Problem war.

Kurze Zeit als ich die Strasse ueberquerte und neben einem ausgetrocknetem Feld lief waren auf dem Wanderweg auch mind. 10 Maeuse unterwegs. Eine davon wollte mir nicht mal aus dem Weg gehen! Suess diese kleinen Viecher.

Es ging erst mal kerzengerade Richtung Norden weiter bis ich das Aquaedukt erreichte. Nun ging es diesem weiter und weiter in Richtung Osten entlang, wieder kerzengerade. Es war so dunkel, dass ich mit meiner Stirnlampe nicht mal sehen konnte, ob das Aquaedukt offen oder geschlossen war. Nach ein paar weiteren Meilen zeigte mir dann eine Strassenmarkierung den weiteren Weg Richtung Norden an. Passt! Von nun an ging es lange Zeit und wieder kerzengerade Richtung Norden. Ich fuehlte mich unglaublich muede. Am liebsten haette ich meinen Rucksack abgestellt und waere auf der Stelle eingeschlafen. Das haette aber fatale Folgen fuer spaeter gehabt. Also ging's im Zombie Modus weiter und weiter. Immer gerade aus in Richtung Norden auf einer Schotterstrasse.

Die Morgenroete kam dann allmaehlich zum Vorschein und der Mond war noch als eine Halbsichel in der Morgenroete. Hinzu kamen die Wuestengewaechse, insbesondere die Joshuar Baeume welche wie viele verkrueppelte Palmen aussehen. Unter diesen findet man sogar hier in er Wueste noch Sonnenschutz.

Die Berge vor mir waren noch in ein paar Wolken eingehuellt waehrend ich hier in er Wueste laufe. Auch ueber das Essen machte ich mir Gedanken. Diese Woche wird einen Nissan-freie Woche sein! Ob ich ohne dem auskommen werde? ;-).

Ich hoerte schon am ersten Tag eine besondere Geschichte ueber die Tiere hier in der Wueste: Wenn jemand seinen Spaten ergreift um sein Geschaeft zu erledigen, buddeln die Tiere das Zeug wieder aus und fangen an damit herumzuspielen. Dieser Gedanke ist einfach nur ausserordentlich lustig. Die werden wohl auch bald mit Zeug von mir spielen koennen :-)

Nun verlief der Weg einem anderen Aquaedukt entlang, welches in den Boden eingelassen war. Ich lief sogar die meiste Zeit auf dem Beton. Dann erblickte ich links von mir jemand. Ah, Avatar! Sie ist ein paar Minuten vor mir los gelaufen und hat sich fuer ein kurzes Nickerchen hingelegt. Jetzt liefen wir ein bisschen zusammen weiter, und weiter, und weiter, und dann ging es auf einmal immer auf und ab. Nein, das kann nicht sein. Wir haetten vorher rechts abbiegen muessen. Statt zurueck zu laufen, liefen wir ueber einen anderen Weg und waren im Nu wieder auf dem PCT.

Einige Minuten spaeter war dann so ein Mann neben der Strasse. Als ich naeher kam erblickte ich auch eine Tiefkuehltruhe. Ist das etwa Trailmagic? Ja!!!! Der Mann heisst Doug und wohnt hier in der Naehe und macht das alle paar Tage. Es war zwar erst in der Frueh, aber trotzdem nahm ich mir das einzige Bier. Noch nie hatte ich ein Bier in der Trailmagic erwischt, aber jetzt war es einfach an der Zeit. Da es immer noch sehr kuehl war, war die Trailmagic nicht so ganz magic, aber ich war trotzdem ueber alles dankbar dafuer. Es ist schoen zu sehen, dass die Leute hier die PCT Wanderer moegen und mit so etwas unterstuetzen.

Der Weg verlief schon bald wieder auf dem Aquaeduktbeton und nach einiger Zeit gelangten wir auch zu der ersten der moeglichen Wasserversorgungsstellen. Das war ein Hahn welcher nur dann Wasser lieferte, wenn auch Wasser in dem Aquaedukt war. Andere versammelten sich schon um diese Quelle herum aber ich brauchte noch kein Wasser. Ich hatte vllt. bisher einen Liter getrunken, und eine Dose Bier :-). Was ich brauchte war ein bisschen Schlaf. So legte ich mich hin, zog meinen Hut ueber mein Gesicht und schlummerte vor mir her. Nach ca. einer Stunde ging es dann weiter.

Nach einem kleinen bisschen Aufstieg sah ich auch das, was ich von weitem fuer einen See gehalten habe: Eine ganze Flaeche voll mit Solarpanels welche einfach nur Flach in Bodennaehe angebracht wurden.

Bisher verlief der Weg fast immer auf gleicher Hoehe und die meiste Zeit nur ganz ganz wenig aufsteigend, fast unmerkbar. Jetzt aber fuehrte der PCT in die Berge, so wie es sich ja auch gehoert. Schon vorher windete, aber was ich nach ein paar Minuten ausgesetzt war kann man nur mit einem Sturm vergleichen. Kein Wunder, dass hier alles mit Windraedern zugepflastert ist. Diese Boeen machten das Wandern zum einen schwerer, da man schwer mit der Balance kaempfen musste, zum anderen nahm der Wind auch die Hitze weg welche ohne ihm auf mich herab brennen wuerde. Der ganze Bereich hier war auch nur Wueste durch den sich viele Fahrtwege zogen welche die Windkraftraeder verbinden.

Bei dem Aufstieg kam ich auch an einem Jungen mit seiner Mutter oder Oma vorbei welche schon einen betagten Eindruck auf mich machte. Ganz schoen Respekt vor dieser Leistung hier mit dem Bub zu wandern. Die beiden versuchten aber auch bei jeder Moeglichkeit eine Abkuerzung zu nehmen. Tja, so liefen die beiden oft auf der Strasse statt einem schoenen Wanderweg der gleich lang gewesen waere. Der Weg zog sich sehr sehr lange hin. Vllt. lag es aber einfach nur daran, dass ich schon seit 3 Uhr frueh wach war. Nach den 600 HM Aufstieg fuehrte der Weg dann kurz und knackig in ein Tal fuer ein paar Minuten und dort gab es dann auch Wasser zum nachfuellen. Von einem sehr gering fliessenden Fluss zapfte sich hier jeder ein paar Liter Wasser ab. Ich legte mich erst mal in ein schattiges Plaetzchen unter einem Baum und kochte mir Spaghetti. Diese Tomatenmarksauce ist naemlich eines der schwersten Teile in meinem Fress-Baerenkontainer. So brutzelte ich vor mir her und achtete dieses mal insbesondere darauf, dass auch nichts anbrennen wird. Nach dem "leckeren" Essen (Zuhause schmeckt's besser...) legte ich mich dann auch noch hin und doeste fuer einige Zeit. Insgesamt 2 Stunden verbrachte ich dort. Jeder andere machte sich dann auf einmal daran, weiter zu wandern und so konnte ich natuerlich nicht tatenlos herumliegen. Ich fuellte meinen Wasservorrat auf 4 Liter auf, was ausreichen sollte. Es galt jetzt nochmals 600 HM Aufstieg zu bewaeltigen.

Gut gestaerkt machte ich mich an das Weiterwandern um 15:45. Eine Sache war mir nicht klar: Die Hitze von der Wueste blieb voellig aus. Evtl. lag es einfach daran, dass ich die Flachlandstrecke in der Nacht bzw. der Frueh zurueck gelegt hatte und es hier oben einfach so stark windet, dass es nicht wirklich heiss werden kann.

Der Weg fuehrte ueberraschenderweise nicht direkt in die Berge hinein, sondern blieb weiterhin in der Naehe der Wueste und bot Stueck fuer Stueck spektakulaerere Ausblicke. Einen kurzen Tal Ab- und Aufstieg gab es auch mit unglaublich viel Rollsplitt in den man seinen Fuss schoen hinein sacken konnte. Das ist ja toll fuer's Absteigen, aber beim Aufsteigen ist das die reinste Qual. In der Ferne konnte ich auch schon einen Wald erkennen. War das das Ende der grossen Wuestentour? Wird es ab jetzt immer gruener und gruener? Kehre um Kehre zog sich der Weg weiter hoch und bot mir mehr und mehr Uebersicht ueber die Wueste. Dieser Anblick war einfach grandios. Als ich an dem letzten Punkt vorbei kam der mir einen Ueberblick ueber die Wueste gab, verabschiedete ich mich von ihr. Seit einer Woche hat diese mich begleitet und nun wird sie bald nicht mehr sichtbar sein. Irgendwie bin ich aber auch sehr froh darueber um nicht staendig Angst zu haben, dass mir das Wasser ausgehen koennte.

Als ich dann fast am hoechsten Punkt von heute angekommen bin, sah ich in der Ferne Sonnenschirme, Stuehle und ein paar andere Wanderer, die dort herum sassen. Ist das etwa..... Trail magic? Als ich dort ankam sagte mir schon einer der anderen, dass es Muffins, Wasser und Obst gaebe. Wow! Das ist ja Klasse. So schnappte ich mir einen Muffin und einen Apfel. Kurze Zeit spaeter kam dann ein Auto an der Schotterstrasse vorbei die hier auch hoch fuehrte. Es stellte sich heraus, dass das die Trailangels waren welche hier jeden Tag hochkommen um diese Sachen wieder aufzufuellen. Aus einem Liter Wasser machte ich mir Schokoladenmilch um mich weiter aufzupeppen. Der maennliche Trailangel sagte uns dann auch, dass dort in der Ferne Mount Powell ist. Das war der Gipfel welchen ich nach Idyllwild bestiegen hatte. Wow, was fuer eine Distanz das war. Zum Abschluss musste ich nochmal auf die Toilette und buddelte mir ein Loch fuer einen "Poo with view" auf die Wueste und Mount Powell.

Es wurde uns auch erklaert, dass der PCT vor 25 Jahren noch entlang des Aquaeduktes um den Berg herumgefuehrt hat und dass dieser letztendlich nach hier oben verlegt wurde.

Es war bereits spaeter Nachmittag und die naechste Wasserquelle in Form eines Watercaches war noch ein paar Stunden entfernt. Alle beschlossen hier oben ihr Zelt aufzuschlagen, aber ich wollte noch weiter. Der Grund dafuer war ganz einfach: Bei der naechsten Etappe gibt es fuer 22 Meilen kein sicheres Wasser und ich muss den Schlafplatz so auswaehlen, dass ich nicht all zu viele Meilen morgen machen musste. Also ging's fuer mich weiter.

Der Wanderweg schlaengelte sich nun um jede Kruemmung des Berges und verlief meist stetig weiter bergab, aber nur sehr langsam. Unten im Tal konnte ich die Fahrstrasse sehen mit der alles 3x so schnell geklappt haette. Der Wanderweg verlief in der Naehe der Windkraftanlagen die auf dem Grat aufgestellt wurden. Was das bedeutete durfte ich etwas spaeter noch lernen. Die Sonne ging schon bald unter und ich lief mit Stirnlampe weiter. Fuer mind. 2 Stunden lief ich so den PCT weiter entlang und wurde den Nachtwinden in heftigster Weise ausgesetzt. Diese haetten mich beinahe umgeworfen, so stark waren diese.

Beim Abstieg spuehrte ich auch meinen Oberschenkelmuskel der immer mal wieder versuchte zu verkrampfen. Damit habe ich es wohl mit dem heutigen Wandertag etwas uebertrieben. Wegen dem heftigen Wind hoffte ich auch ueber den ganzen Abstieg hinweg, dass sich unten Baeume befinden wuerden welche zumindest ein bisschen Windschutz boten. Um 22:05 kam ich dann an dem Zeltplatz an und in der Tag gab es Baeume.

Nun ging alles schnell. Zelt aufbauen, Luftmatratze aufblasen, alles rein packen, 1 Liter Schokomilch produzieren und trinken, Advil PM rein hauen da mir die Fuesse ganz sicher weh taten. Ich wundere mich wie ich das ohne Sandalen haette schaffen koennen. Als ich die Meilen zusammenzaehlte welche ich heute zurueck gelegt hatte, war ich doch sehr ueberrascht. Es waren 41 Meilen, also ueber 60 Kilometer welche ich innerhalb von einem Tag zurueck gelegt hatte. Zum Tagebuchschreiben kam ich nicht mehr an diesem Tag. Ich schlief einfach ein. Was fuer ein spektakulaerer und harter Tag...