Tag 21: Wassermangel

2018-06-08: Hikers heaven → Green Valley mit Uber → Campingplatz sawmill


Die Nacht war nicht sehr erholsam. Wg. den Huehnern die hier frei herumlaufen knickte ich das Cowboy camping und schlief stattdessen in einem der groesseren Zelte. Mein eigenes Zelt verwendete ich dabei als Schlafunterlage um meine aufblasbare Luftmatratze ein bisschen zu schuetzen. Viel Schlaf bekam ich nicht und ich stand auch relativ spaet auf.

Die Sachen waren relativ schnell gepackt und gegen 8 Uhr brachen ich und Avatar dann mit einem Uber auf nach Green Valley, da ja die eigentliche Wanderstrecke abgesperrt war. Alternativ haette ich 30 Meilen ueber die Strasse laufen muessen - nein Danke! Wieder mal war ich sau froh, dass ich meine Entscheidung geknickt hatte mich nicht per Auto fortzubewegen. Die Fahrt an sich war unglaublich komfortabel und wir bewegten uns auch unglaublich schnell. Nur der Fahrer machte einen seltsamen Eindruck. Erst fuhr er richtung Sueden um dann mit einem U-Turn wieder nach Norden zu fahren, dann wollte er rechts statt links abbiegen, etc. Aber wir kamen nur ein paar Minuten spaeter an. Unterwegs sahen wir auch einen See sowie huebsche Berge. Vllt. haben wir damit mehr gesehen auf der urspruenglich geplanten PCT Route :-).

In Green Valley angekommen ging's erst mal in's Heart and Soul Cafe. Das hatten wir uns nach der anstrengenden Fahrt auch wirklich verdient ;-). Dort gab's fuer mich einen Burrito mit ordentlich Tabasco Sauce oben drauf und dann startete die heutigen Wandertour auch schon. Avatar blieb noch ein bisschen laenger hier und wollte heute auch nur sehr wenige Meilen schaffen. Tja, dann sehen wir uns wohl nicht mehr. Mit einer kurzen Verabschiedung startete ich dann meine Rueckkehr zum PCT bei der ich erst mal 2.5 km auf der Strasse laufen musste. Es war 9am als ich startete und ich wollte an einem bestimmten Campingplatz bis vor 8 Uhr sein.

Als ich so auf der Strasse lief, dachte ich auch an die ganzen Fluechtlinge die nach Europa kommen. Auf dem PCT haben wir ja bestimmte Unterkunftsmoeglichkeiten welche uns ein Dach, eine Dusche und vieles mehr bieten was man als Grundversorgung benoetigt. Und das alle paar Tage! Wenn ich an die Fluechtlinge denke und was diese teilweise auf ihrer Flucht mitgemacht haben, dann ist der PCT dagegen ein Witz. Naja, nur mal so am Rande...

Nach 45 Minuten war der Strassenhatsch dann auch beendet und der Aufstieg begann. Viel Baeume gab es hier nicht, aber es war auch noch nicht sehr warm. Die vllt. 300 HM schaffte ich schnell und hatte alsbald auch wieder einen schoenen Blick ueber die Wueste. Uebermorgen wird es sowie sein! Dann laufe ich einen ganzen Tag lang durch diese Einoede. Der Weg wandelte sich immer mal wieder von einem der Sonne ausgesetztem hin zu einem schattigen, mit Baeumen und Bueschen bewachsenen und schlaengelte sich auf gleicher Hoehe bleibend gemuetlich den Berg entlang.

Vor mir entdeckte ich dann eine Tiefkuehlbox! Da muss Trailmagic drin sein! Da war Trailmagic drin :-(. Alle Dosen waren leer und es waren auch nur noch die Orangenschalen uebrig. Was fuer eine Schande! So lief ich traurig weiter und machte mir weiter Hoffnung ueber Trailmagic. Die letzte war ganz schoen lange her!

Nach der Kreuzung einer Schotterstrasse, einem weiteren Hatsch auf gleicher Hoehe, allerdings dieses mal ohne viel Aussicht und einer weiteren Kreuzung einer Schotterstrasse fiel der Weg nun langsam ab in's naechste Tal. Viel zu sehen gab es hier auch nicht. Es wurde allmaehlich Mittag und die Hitze wurde intensiver und intensiver. Vor mir sah ich dann auch noch einen anderen Wanderer und als ich diesen eingeholt hatte meinte dieser nur, dass er gestern mit einem Freund viel Wein getrunken haette und heute noch darunter leidet. Oje, mit einem Kater durch diese Hitze wandern. Da gibt es sicherlich schoeneres. Als ich ihn ueberholt hatte, hoffte ich mehr und mehr auf Trailmagic. Insbesondere kreuzte ich bald eine sehr wenig befahrene Hauptstrasse, aber auch da war nichts. OK, dann hoch zur naechsten Quelle. Diesen Aufstieg von 45 Minuten wollte ich noch unbedingt machen in der Hoffnung, dass bei der Quelle ein paar Schatten spendende Buesche seien und eine Quelle mit frischem Wasser. Beim Aufstieg in der blanken Sonne lief ich auch an ein paar kleinen Hoehlen vorbei bei denen ich das Gefuehl hatte, dass diese von Menschen geschaffen wurden. Ich stellte mir vor, wie hier Menschen aehnlich den Zwergen in Herr der Ringe im Berg lebten und arbeiteten. Nachdem ich aufgehoert hatte ueber diesen Schmarrn nachzudenken kam ich auch schon bei der Quelle an. Zwei wichtige Dinge gab es dort: 1. Frisches Wasser! 2. Schatten!

Ich machte es mir gleich gemuetlich, trank gleich 1 l von meinem Wasser und packelte meine Brotzeit aus. Heute wird es SPAM in Richtung Tiriaki geben. Das Fleisch stank so sehr, dass es wirklich ein Grauss war es herunterzuwuergen. Der noch halb-angesoffene kam auch schon bald und gemeinsam machten wir uns daran ein bisschen zu schlafen. Mind. 2 Stunden verbrachte ich hier, musste aber einmal weiter rutschen da die Sonne mich nach einer Stunde wieder mit ihren Strahlen ergriff. Da bemerkte ich auch, dass hier tatsaechlich Poisson Oak waechst und ich mich beinahe draufgesetzt haette. Tja, nochmal Glueck gehabt.

Nach 2 Stunden ging's weiter, schliesslich kommt man nur mit Schlafen nicht nach Kanada! Als ich losgehen wollte, ueberpruefte ich vorsichtshalber nochmal meinen Getraenkevorrat. Ueberrascht stellte ich fest, dass nur noch 1 Liter in meiner Trinkblase war, deutlich weniger als erwartet. Da stockte ich nochmal um einen weiteren Liter auf, was insgesamt 3 Liter ergibt. Das wird schon reichen, hoffte ich......

Der Weg verlief noch weiter aufsteigend nach oben, immer noch ohne Sonnenschutz. Als er dann endlich nach einer Stunde aufhoerte anzusteigen kam ich auch schon wieder mal ueberraschenderweise in ein Waldgebiet. Herrlich! Schatten! Da haette ich es auch laenger aushalten koennen. Alles um mich herum fing wieder an deutlich staerker zu gruenen was mir auch Recht war. In aberwitzigen vielen kleinen Kurven verlief der Weg durch diese Landschaft und ich machte mir allmaehlich Gedanken darueber, wo ich das naechste Wasser her bekommen sollte. 3 Liter sind nicht gerade viel.

Als ich oben am Grat entlang lief gab es auch einen Teil des PCT bei dem ich mich regelrecht durch das Gestruepp durchkaempfen musste. Das haette man mal wirklich kuerzen koennen. Als neben mir die Schotterstrasse auftauchte, machte ich einen kurzen Abstecher. Der Koerper ist wie ein Erhaltungsgesetzt. Wenn man oben etwas reinsteckt (Burrito!), muss wo anders was wieder herauskommen. So buddelte ich ein Loch was mir bei der kurzen Beschaeftigung einen wunderbaren Ausblick ueber die Wueste bot. Ich kehrte wieder auf den PCT zurueck, in er Hoffnung irgendwo unterwegs Trailmagic in Form von Wasser zu finden.

Wie so immer musste ich hier und da mal aufstossen. Beim Wassertrinken kommt immer mal wieder etwas Luft mit in den Trinkschlauch. Allerdings war das keine angenehme Sache mehr. Das Teriaki SPAM brachte mich jetzt ein zweites mal zum Wuergen. Das ist einfach nur widerlich.

Es ging dem Bergruecken weiter entlang, immer mit der flachen Wuestenlandschaft zu meiner Rechten. Irgendwann beschloss ich sogar, die Metalmusik auszumachen um moeglicherweise eine Quelle zu hoeren. Das war bei einer anderen Wanderung schon mal der Fall. Auch die Information in dem PCT Water Dokument war nicht gerade berauschend. In einer Quelle, einem Pool, soll sich sogar ein verwesender Kadaver befinden. Als der PCT wieder die Schotterstrasse beruehrte, suchte ich dort nach Wasser und als ich feststellte, dass das noch nicht der richtige Punkt war, lief ich die Schotterstrasse fuer 10 Minuten weiter und gelangte letztendlich zur richtigen Kreuzung mit dem PCT.

Die obere moegliche Wasserquelle bestand aus einem in den Boden eingelassenem Betonspeicher. Als ich dort nach ein paar Minuten ankam, musste ich erst mal die schwere Metalplatte hoch heben und als ich hineinblickte war alles einfach nur schwarz. Wenn ich dort reinfallen wuerde, kaeme ich womoeglich nicht mehr raus. Ich nahm einen kleinen Stein und warf ihn rein. Nach einiger Zeit hoerte ich nur ein "klunck", aber kein "platsch". Mist!

Wieder bei der Kreuzung unten angekommen kam auch schon ein anderer Wanderer der ein Kleid an hatte. Er war aber ein Junge :-). Er hat das Kleid einen Tag vorher von der Unterkunft bei Green Valley bekommen. Nicht nur, dass er ein Kleid traegt, er hat auch einen grossen Stein mit dabei in seinem Rucksack. Mit ihm sass ich an einem alten Steinauslass herum bei dem noch ein Rohr von unten aus dem Boden herausfuehrte. Darin befand sich sogar noch etwas Wasser! Das schnappe ich mir. Mit meinem Pumpfilter saugte ich mir davon einen Liter ab. Mir war es auch egal, ob in dem Rohr irgendwo einen tote Ratte schwamm. Ein Liter musste reichen. Damit konnte ich noch kochen. Insgesamt sollte ich damit noch mindestens 3 Liter mit mir haben.

Weiter ging's! Es war bereits Abend und ich wollte noch zu der Sawmill campsite. 40 Minuten spaeter kam ich dann auch schon an die Abzweigung und weniger als 10 Minuten spaeter bei der Campsite. Die beiden anderen (einer von denen hatte vorhin das Kleid an) waren bereits oben angekommen und ich fing zuerst mal das Kochen an. Mit dem Wasser aus dem Rohr versuchte ich mir nun Spaghetti zu kochen. Zuerst Wasser, dann einen Gewuerzwuerfel, dann die Nudeln, dann Tomatensauce. Ab und zu ruehrte ich auch um, als ich dann aber nach ein paar Minuten probierte wie das schmeckte, war es einfach nur ein furchtbarer Geschmack. Fuck! Habe ich etwa unten etwas angebrannt? Als ich unten herumkratzte, kamen schwarze Stueckchen nach oben geschwommen. Fuck! Double Fuck! Das Essen verbuddelte ich irgendwo und mir war's auch nicht schade um das Essen, sondern nur um das Wasser. Ich nutzte Grashalme um das Groebste von dem Essen aus meinem Topf zu kratzen und dann einfach Dreck als Scheuermilch um die Krustigen Teile zu entfernen. Etwas anderes half da nichts. So benoetigte ich noch mehr Wasser.

Nun kochte ich etwas "traditionelles". Ramen Noodles mit Kartoffelbrei. Da ging auch nichts schief und es schmeckte wieder mal so wie es halt zum x-ten mal schmeckt. Heute hatte ich allerdings die "Chow Mei" (oder so aehnlich) Variante, welche mit zweierlei Gewuerzen und Gemuese kam.

Es stellte sich heraus, dass die anderen Beiden aus der Schweiz stammten und diese fachten auch gleich ein Lagerfeuer an. Ob das gut geht?

Alles in allem hatte ich nun noch etwas weniger als 1 Liter zu trinken fuer heute Abend und die Nacht sowie einen weiteren Liter um morgen zur naechsten Wasserquelle weiter zu wandern. Mein Zelt schlug ich auch noch schnell auf, da es mir zum Cowboy Camping einfach zu windig war. Ein Baer soll hier dazu auch noch herum geistern.