Tag 19: Tag der Schlangen

2018-06-06: campground → campground


Die Nacht konnte ich fast durchschlafen. Nur selten wachte ich auf um mich umzudrehen. Der Trick, die Fuesse nicht im Schlafsack zu waermen scheint vllt. wirklich zu helfen. Das probiere ich heute nochmal aus.

Bereits um 5 Uhr stand ich heute auf. Ich hatte noch einiges vor! 28 Meilen gab es zu bewaeltigen. Der Weg wurde bald wieder Gruener und verlief sogar durch Farn!!! Wer haette das gedacht? Farn, meine Hasspflanze auf dem GR10 in Frankreich. Den Aufstieg hatte ich schnell hinter mich gebracht. Dabei kam ich auch an der Fiddle Neck spring vorbei die ich gar nicht wahr nahm, da diese komplett ausgetrocknet war. Bei der Fountainhead spring floss dann noch ein bisschen Wasser, aber ich brauchte noch nichts. Der Weg verlief schon bald wieder in einem Waldgebiet und schon auf dem Weg hier hoch sah ich hier und dort ein paar PCTler Zelten oder Cowboy Campen.

In der Ferne bot sich mir dann ein weiterer toller Anblick in Richtung Norden: Links war alles von Wolken bedeckt welche dann durch kleine Huegel unterbrochen wurden die dann wiederum den Nebel von der Wuestenregion fern hielten. In der Ferne sah ich auch eine Stadt, ob das Aqua Dulce ist?

Ich suchte auch den Himmel nach Rauch ab. Wenn dort ein grosses Feuer waere, dann sollte man schon den Rauch sehen. Da das Feuer weniger als 40 Meilen weg sein sollte, muesste man es sogar riechen koennen, aber nix, gar nix. Das war schon mal ein gutes Zeichen.

Ich machte mir auch Gedanken ueber die Fussschmerzen die ich heute Abend haben werde wenn ich erst mal ankommen werde. Das wird kein Spass werden. Auch der Wolf wird mir zu schaffen machen. Aber der Wolf wird seltener und seltener. Vermutlich werde ich in einem Monat einfach laufen koennen ohne irgendwelche Probleme mit einem Wolf zu bekommen. Dann war auf einmal vor mir auf dem Weg eine Schlange. Ist das etwa eine Klapperschlange? Diese sah zumindest so aehnlich aus, klapperte aber nicht. Statt wie eine Klapperschlange sich einzuschlaengeln und mit erhobenem Kopf das ratteln anzufangen, verschleichte diese sich auch einfach. Wunderbar! Adios! Dann lief ich noch einer anderen Schlange ueber den Weg welche wie eine Korallenschlange aussah, also mit schwarzen, weissen und roten Ringen. Sieht echt gewaehrlich aus! Spaeter erfuhr ich, dass das eine Kingsnake ist, die absolut harmlos sind.

Ich lief mit einem hohem Tempo und erreicht das Gebaeude der Feuerwehr sehr zeitig, ca. gegen 9:30 Uhr frueh. Nun war es Zeit fuer einen Bruch. Ich moechte nur ungerne mit viel Essen bei der naechsten Einkaufsmoeglichkeit ankommen. Nachdem ich Wasser geholt hatte, ging das kochen los: Es gab Nissan Noodles mit Kartoffelbrei. Awesome! Zuhause koennte ich den Frass wohl kaum runterbekommen, aber hier verschlang ich das regelrecht. Dazu noch Schokolade und ein bisschen Tagebuch schreiben. Nach ca. einer Stunde Pause ging's dann weiter. Ich hatte heute ja noch einiges vor und startete mit 5 Litern Wasser, also voll aufgeladen. Ich hatte das Gefuehl, dass die kommenden Meilen oft ohne Baeume sein koennten, da es hier vor ein paar Jahren gebrannt hat. Bei der Feuerwehr war auch eine Karte ausgehaengt auf welcher stand, dass ein Teil des PCT gesperrt ist, auf der PCT Seite aber, dass der Weg fuer PCT Hiker freigegeben ist. Da entscheide ich mich lieber fuer die Info auf der PCT Website. Ich legte heute auch mal wieder Sonnencreme auf ich wenig Schatten erwartete. Allerdings sollte ich nicht wirklich anfangen ohne Sonnencreme zu wandern.

Die ganze Zeit tauchten keine anderen Wanderer auf. Ich war wirklich fuer mich alleine. Schon seltsam... Der Weg ging erst einmal in guter Steigung nach oben und bestand nur zu oft aus Sand. D.h. 2 Schritte vor, 1/2 Schritt zurueck. Gluecklicherweise hatte ich meine Wanderstoecke mit denen das leichter zu schaffen war. Bald erreichte ich auch schon das erste Waldstueck, welches allerdings abgefackelt war. Also wieder kein Schatten. Eine halbe Stunde spaeter kam ich dann endlich in einem Waldstueck an, welches nicht abgefackelt war und ich bekam zumindest fuer ein paar Minuten Schatten ab, da nur ein kleines Stueck dem Feuer nicht zum Opfer gefallen war.

Der Weg schlaengelte sich immer in der Naehe des Grates entlang und nach 6.5 Meilen wollte ich auch allmaehlich eine Zwischenpause machen. Es war bereits nach 1 Uhr und es wurde Zeit, zumindest etwas der Mittagshitze zu entgehen. Nach ein bisschen Suchen fand ich einen grossen Busch welcher mir zumindest etwas Schatten spendete. Hinter dem Busch war ich sogar vor dem Wind sicher. Hier oben gilt naemlich: Pausieren im Schatten bedeutet, dass es kalt wird. Pausieren in der Sonne kommt sowieso nicht in Frage. Erst mal braute ich mir mit der Brausetablette etwas leckeres aus einem Liter Wasser. Nach einer halben Stunde war das aber verschwunden und ich beschloss einfach meinen Reserveliter auch noch in Brausewasser zu verwandeln. Ja, ich kann Wasser in Limo verwandeln. Und ich kann ueber das Wasser in meinen Blasen wandeln! Als Speise machte ich auch die Dose

"SPAM" auf, so etwas wie eine Schinkenwurst in der Dose. Urspruenglich hatte ich geplant, dass ich nur eine halbe Dose zu Mittag davon essen werde, aber dann war die einfach komplett leer. Tortilla-SPAM Wraps! Einfach geil. Ich koennte die ganze Zeit essen. Jetzt fangen mehr und mehr diese Fressattacken an die ich schon von den vorherigen Wanderungen kannte. Als ich so vor mir hin doeste blickte ich auch nach oben. Das ist ja nicht zu fassen! Da oben waechst auf einem Baum ein Stacheldraht! Da ist eine mehrfach gewickelte Spirale ca. 4 Meter ueber mir in einen Baum eingewachsen. Das hat wohl noch kein Wanderer vor mir entdeckt. Das muss wohl vor Jahrzehnten passiert sein. Nach einer Stunde Pause musste ich dann weiter. Es gab noch viele Meilen zu schaffen. Mit 1.5 Liter und einer Dose SPAM weniger im Gepaeck lief es sich gleich viel leichter. Nun standen mir ca. 400 HM Aufstieg bevor die ich in Windeseile hinter mich brachte. Unterwegs fluechtete dann auch noch ein suesses kleines Bambi vor mir. Das waere jetzt auch lecker auf einem Teller zu haben. Am hoechsten Punkt am Pass angekommen verlief der PCT dann wieder in's andere Tal und bald an einem Campingplatz vorbei. Das waere auch ein huebsches Plaetzchen gewesen, aber her ist bereits die Verbotszone fuer das Zelten. Lt. den Anweisungen auf der PCT Webseite gibt es naemlich nur einen einzigen Campingplatz auf dem man uebernachten darf was mich zu den 28 Meilen fuer heute zwingt. Irgendwann huschte auch noch eine Gardener Snake vor mir davon. Es scheint, dass heute der grosse Schlangentag ist! Nach einigem Gehatsche machte ich dann nochmals Pause. Da ich so zeitig aufgestanden bin, konnte ich mir das leisten und ich wollte meine Fuesse auch nicht mehr als noetig quaelen. In irgendeinem kleinen Schatten pausierte ich dann fuer 15 Minuten. Da es nur noch 4 Meilen zu laufen gab (also ca. 1.5 Stunden) und es erst 17 Uhr war, konnte ich mir diese Pause locker leisten.

Einmal noch eine Strasse nach 1 Minute kreuzen und dann noch ein bisschen weiterer Aufstieg und ich kam auf eine Schotterstrasse bei der PCT zum letzten Aufstieg von ein paar HM ueberging. Nach kurzem sah ich dann einen Wegweiser "CLOSED", also geschlossen. Tja, ist ja klar, dass ich den ignoriere. Weiter geht's! Der Weg verlief nun deutlich steiler bergab und es galt sich durch viel Buschwerk zu kaempfen. Auf der PCT Wasserinformation stand auch eine Warnung, dass es hier viele Poisson Oak und sogar Poodle Dog Bushes geben soll, aber nix war. Nach einer Weile gelangte ich so zum Ziel. 28 Meilen waren endlich vorbei. Ich hatte es geschafft und es war gerade erst mal 19 Uhr. Perfekt. Dort sassen auch schon ein paar andere Wanderer herum die ich noch nicht kannte. Einer kam auf mich zu und beschrieb sich als derjenige, der sich um die Wanderer kuemmert. Er meinte auch, dass es dort drueben Soda Dosen gaebe fuer 1 Dollar pro Stueck. Awesome!!!!! So komme ich heute wieder in den Genuss von Spezi indem ich Pepsi Cola und Orangenlimo mixe. Ich machte mich gleich an's Zelt aufbauen wobei die anderen noch ueber Wanderausruestung quatschten. Spaeter fand ich heraus, dass die noch nicht mal ihr Zelt aufgebaut hatten. Eine war hier, die erst vor 2 Tagen mit dem PCT angefangen hatte und sogar Eyeliner sowie viel anderen Schrott mit dabei hatte. Das wurde alles von dem Ranger der mich schon begruesste ausgemustert.

Als Essen gab es fuer mich gefriergetrocknete Lasagne die ich seit Anfang an als Notpackung mit mir schleppe. Morgen bekomme ich mein Paeckchen in Hiker's Heaven mit viel mehr tiefgetrockneter Nahrung, da konnte ich das jetzt schon mal verputzen. Das war unerwartet sehr lecker!

Morgen steht dann ein gemuetlicher 18 Meilen Hatsch an.

Von Roadrunner bekam ich auch eine Antwort per E-Mail. Die ist morgen erst im Wrightwood und damit wohl eher ein slow runner :-D. Ich werde sie wohl nicht mehr sehen.

Was mir auch unklar war: warum war der Weg teilweise gesperrt fuers campen. Hier war keine Gefahr von irgendetwas.

Avatar hat es eine Stunde spaeter hier her geschafft. eigentlich bin ich davon ausgegangen dass sie 10 Meilen vor mir ist. Die hat gestern bei der Sulphur springs uebernachtet.

Ich habe mich auch mit der Wueste vertan. In diese geht es erst in ein paar Tagen.