Tag 18: Langweilig

2018-06-05: Campingplatz → Campingplatz


Geschaetzte Strecke: 26 Meilen

In der Nacht wachte ich wie schon in vielen Naechsten davor auf. Meine Fuesse schmerzten wieder mal massiv. Doch wie kann das denn nach nur 7 Meilen der Fall sein? Irgendwo scheint der Wurm drin zu sein. Meine Fuesse waren auch sehr warm, da sie gut in den Schlafsack eingepackelt waren. Vllt. liegt es ja auch daran? So packte ich meine Fuesse aus dem Schlafsack aus und liess sie ausserhalb abkuehlen. Nach 15 Minuten wurde es besser. Hm... vllt. loest das auch mein Einschlafproblem bei schmerzenden Fuessen. Ich werde es heute Nacht wieder mal probieren. Ich moechte nur ungerne die ganze Zeit Advil MP schlucken!

Die anderen machten schon sehr frueh Laerm. Die wollten wohl vor Sonnenaufgang auf dem Gipfel sein. Ich selbst drehte mich aber einfach um und schlief wieder ein. Gegen 5:30 Uhr war es dann auch fuer mich an der Zeit aufzustehen. Das erste was ich bemerkte war, dass meine Sehne am Fuss schmerzt. Das kannte ich schon und es ist einfach nur hoellisch unangenehm, aber sollte mit der Zeit wieder vergehen.

Zusammen gepackelt war alles schnell. Zum Fruehstueck gab es nur einen einfachen Apfel, das sollte bis zum Brunch reichen. Der restliche Aufstieg von 300 HM war schnell erledigt. Hier oben tummelten sich auch schon andere PCT'ler. Ich hatte gehofft, Los Angeles zu sehen, aber das war leider in eine Wolkendecke eingehuellt. Alles unter uns in Richtung Meer war in Wolken eingehuellt und die Wueste in der entgegengesetzten Richtung war Wolkenlos mit blauem Himmel. Was fuer ein Kontrast.

Der weitere Weg verlief sehr angenehm unter Baeumen und damit schattig. Von der Hitze der letzten Tage war hier nicht viel zu bemerken. Viele weitere Wanderer konnte ich sehen, ein paar davon packelten erst ihr Zelt zusammen. Um 9 Uhr gelangte ich dann zu einer wichtigen Wasserversorgungsstelle: Little Jimmy spring. Ein kuehles klares Wasser was einfach so aus dem Berg sprudelte. Dort zapfte auch schon ein grau baertiger Mann, der am 4. April mit dem PCT angefangen hatte und zwei Hunde mit dabei hatte. Der hat wirklich alle Ruhe weg. Er wandert ca. 4x so langsam wie ich und scheint das absolut zu geniesen. Sehr beeindruckend. Weitere PCT'ler gesellten sich schon bald dazu und nachdem ich meinen Wasservorrat voll aufgefuellt hatte, also 5 Liter, machte ich mich an den weiteren Weg, schliesslich wollte ich noch irgendwann in Kanada ankommen. Mann, das klingt immer noch verrueckt.

Nach 5 Minuten Wandern erblickte ich auch Toiletten. Als ich deren Tuere oeffnete, machte ich aber kehrt. Diese waren in der Tat von oben bis unten vollgeschissen und zugemuellt. Der Weg fiel weiter und weiter ab, bis ich den Highway 2 kreuzte. Generell verlaeuft der PCT die naechste Zeit immer in der Naehe von diesem Highway. Nun stand mir ein Aufstieg von 400 HM bevor und die Sonne kam mehr und mehr heraus, es wurde deutlich waermer und die Baeume wurden auch rarer. Hier und dort pausierte ich fuer ein paar Sekunden im Schatten eines Baumes um ein paar Schluck Wasser zu mir zu nehmen. Dabei passierten mich auch ein Paerchen. Am hoechsten Punkt des Wanderweges angekommen stand sie dort und fragte, ob ich auch auf den Mt. Williamson gehe. Meine Antwort war einfach nur "No, I'm going to Canada". Das ist aus meiner Sicht eine der wohl besten Antworten die man nur geben kann :-D. Sie war dann ganz beeindruckt und ich lief weiter.

Der Abstieg war schnell geschafft und ich kreuzte wieder den Highway 2. Ja, so ist das halt, ich haette auch auf der Strasse laufen koennen, aber da war ein Tunnel. Um 12 Uhr kam ich dann auf einem Picknic Platz an und machte eine wohlverdiente Pause von wohl 2 Stunden. Dort befanden sich auch 2 Leute die ich nach ein bisschen Smalltalk fragte, ob sie denn Bier dabei haette. Sie meinte nur "No, but a joint if you want one". Mist! Mit einem Joint kann ich nichts anfangen :-(.

Als ich Platz genommen hatte, schwirrten gleich 10 Flugtiere um mich herum. Eine Minute spaeter musste ich feststellen, dass das alles drecks Muecken waren die teilweise schon anfingen mir mein Blut auszusaugen. Schnell weg von hier! Auf einer Bank die deutlich staerker dem Wind ausgesetzt war fand ich dann einigermassen Ruhe. Meinen Fuss mit der schmerzenden Sehne behandelte ich mit Voltarol. Das sollte bald besser sein. Ich inspizierte auch meinen Proviant etwas genauer, da ich mir nicht sicher bin, ob mir alles ausreichen wird. Zum Mittagessen gab es erst mal Schokolade und Snickers. Ja, das ist beim Wandern ein vollwertiges Mittagessen :-). Als ich bei der Little Jimmy Spring gebruncht habe, sind mir auch die Scheiben Kaese in den Dreck gefallen, weshalb ich keinen Kaese mehr habe. Nun wird es interessant, ob ich die kommenden 3.5 Tage noch genug zu essen habe. Abendessen habe ich genug mit dabei. Vllt. wird einfach ein warmes Abendessen zu einem Mittagessen umfunktioniert.

Geben 13:30 Uhr verliess ich meinen Ruheplatz und machte mich an den alternativen PCT Weg, da die richtige Route wegen so scheiss gelben Froeschen gesperrt ist. Also mal kurz zusammengefasst: Die gelben Froesche sind vorm Aussterben und weil man jetzt ein paar Meilen PCT sperrt, glaubt man, diese retten zu koennen. Geht's noch? Und der PCT verlaeuft nun auf der Strasse. Was fuer eine Sauerei. Diese gelben Viecher sterben wahrscheinlich einfach deshalb, weil das Klima immer waermer wird. Da hilft es auch nix, ein paar Meilen PCT zu sperren.

Als ich so auf der Strasse lief, wurde es ziemlich heiss. Es gab fast keine Baeume die hier Schatten spendeten und wenn ich unter einem Schatten lief, fuehlte es sich an wie in einem Kuehlschrank zu laufen. Wieder mal betraeufelte ich meinen Hut mit Wasser um das etwas ertraeglicher zu machen. Nach gut einer Stunde hatte ich die Qual der Wahl: Soll ich wieder zurueck zum PCT und einem grossen Umweg machen oder einfach noch 30 Min. die Strasse weiterlaufen um dann zum PCT hinzu zu stossen. Der Umweg wuerde in etwa 3 Kanten eines Rechteckes sein, wobei die erste zu laufende Kante erst mal wieder entgegengesetzt gerichtet waere. Ne, sowas kommt mir nicht in die Tuete. Ich lief den Weg, der der 4-ten Kante entsprechen wuerde. Unterwegs lief ich noch an Skianlagen vorbei die wohl schon bessere Tage gesehen haben. Aus einem Berg kam dann auch noch Wasser heraus. Schon beeindruckend was die Natur mit den unterschiedlichen Wasserquellen macht. Bei einem Skiclub gab es auch noch einen PCT Water Cache, von dem ich ca. einen halben Liter trank.

Nach einer halben Stunde kam ich beim Pass an und war damit wieder auf dem PCT. Ab hier war ich wieder auf einem Wanderweg unterwegs. Nachdem dieser das erste mal die Passstrasse gekreuzt hatte, war ich dann wohl auf der alten Passstrasse. Ab und zu konnte man naemlich noch zerbroeckelten Asphalt erkennen. Das muss hier vor 50 Jahren ganz anders ausgesehen haben!

Nun durchbrach ich auch noch die 400 Meilen, wobei es dieses mal kein aus Steinen erstellte Zeichen gab. Es sollte mittlerweile ja auch etwas normales sein, dass man alle paar Tage weitere 100 Meilen geschafft hat.

Bald gelangte ich so zum Glenwood boy scout camp. Das tolle daran war, dass es dort Wasser gab! Dieses war zwar etwas gelblich, aber mein Filter konnte damit prima umgehen. Wieder mal rehydrierte ich mich mit 1 Liter Wasser. Es war bereits 16:30 und es wird auf dem weiteren Weg von heute kein Wasser mehr geben. Deshalb machte ich mich gleich an's Kochen. Dieses mal gab es von Maggi den Spanischen Reis. Da waren auch Pastanudeln drin, was ich nicht ganz verstehe. Das schmeckte wie Reis, Nudeln, Tomatenmark und Geschmacksverstaerker. Einfach grauenhaft! Mit dem verfuegbaren Wasser machte ich mich dann gleich an den Abwasch. Drei Wanderer lernte ich hier noch kennen, redete aber nicht viel mit ihnen, da ich diese wohl sowieso nie wieder sehen werde. Dann ging's weiter.

Bei dem weiteren Weg kam wieder mal sehr viel Langeweile auf. Es gibt hier wirklich nichts Spektakulaeres und das schon seit Tagen. Aber ich muss halt einfach durchhalten, das wird sicher bald besser, spaetestens im Hiker's Heaven, meinem Zielort fuer in 2.5 Tagen. Ja, nur noch 2.5 Tage, wenn ich mich ran halte.

Ca. eine Stunde spaeter war ich dann bei "Three points" und nutzte dort die Toilette wieder. Irgendwas war mit meinem Darm verkehrt. Ich hoffe, dass nichts schlimmes ist. Die weitere Stunde wurde die Landschaft noch trockener und verwandelte sich wieder von einer mit Baeumen besaemten Landschaft in eine ausgetrocknete mit zumeist stacheligen Pflanzen.

Bei der Sulphur Spring wollte ich eigentlich campen, aber da kommt kein Wasser mehr was ich schon befuerchtet habe. Deshalb bin ich noch etwa 1 Meile weitergelaufen und campe hier mal wieder in der Mitte vom Nirgendwo.

Aufgrund einer weiteren Schliessung des PCT fuer den morgigen Abschnitt wurde mir gerade klar, dass ich morgen 28 Meilen zuruecklegen muss. Na prost Mahlzeit. Das wird hart. Das letzte mal war das, als ich nach Big Bear City gelaufen bin und das war alles andere als schoen. Naja, schauen wir mal wie das wird.