Tag 16: Aufstieg bei Hitze

2018-06-03: Campsite → Wrightwood


Wie ich gestern erfahren habe, soll es heute besonders heiss werden. Das war auch einer der Gruende, warum ich gestern noch weiter bin. Der Aufstieg bedarf 1700 HM und ist fast die ganze Zeit ohne Schatten. Deshalb hiess es auch fuer mich frueher aufstehen. Um 5:15 beschloss ich aus meinem Zelt zu kriechen. Das ist zwar nicht unglaublich frueh, aber immerhin frueher als die vorherigen Tage an denen ich oft nach 6 Uhr aufgestanden bin. Als ich vom Zelt raus wollte, hat es in meinem linken Fuss ploetzlich gestochen, wie wenn man auf eine Stecknadel tritt. Mist. Ist das evtl. meine alte Verletzung aus den Pyrenaeen? Naja, einfach mal ignorieren. Der Koerper vergisst so etwas sehr oft schnell und nach 5 Minuten war auch alles vorbei. Bereits am Morgen war es unglaublich warm. Mein Plan war, so schnell wie moeglich weiter aufzusteigen und bis spaetestens Mittag die Baeume zu erreichen welchen kuehlen Schatten spendeten.

Ich war besonders froh darueber, dass ich keine Anzeichen von Poisson Oak und Poodle Dog bush an mir fand. Vllt. reagiert mein Koerper auch einfach nicht darauf und ich bin immun dagegen.

Als ich los marschierte sah ich noch Avatar wie sie gerade ihr Zeug zusammen packelte. Sie meinte nur, dass sie heute etwas laenger geschlafen hat wg. der Party gestern. Dann ueberholte ich noch diverse andere Wanderer beim Aufstieg. Der Wanderweg selbst war mit sehr geringer Steigung und schlaengelte sich die ganzen Huegel entlang, immer hoeher und hoeher steigend. Ein bisschen Buschwerk stand herum, was aber nicht viel Schatten bot. Durch die geringe Steigung fuehlte es sich an, als ob ich sehr viele HM schaffen wuerde, allerdings war das nur eine falsche Einschaetzung. Dann sass da auch noch ein Asiate mit einem Schirm in der Hand herum und beschwerte sich ueber die Sonne. Tja, das ist hier halt so :-). Mir macht das nicht viel aus, solange ich genug Wasser mit dabei habe. 4 Liter muessen heute fuer den Aufstieg ausreichen.

Die Frage aller Fragen fuer heute ist auch, ob ich per Anhalter fahren werde oder nicht. Urspruenglich war alles ja so geplant, dass ich kein Auto nutzen werde, aber mittlerweile stelle ich mir die Frage, ob das die richtige ist. Der PCT ist anders als meine bisherigen Wandertouren und evtl. sollte ich mich auch hierbei anpassen. Die Gruende dafuer sind vielfaeltig: Ich habe das Gefuehl, dass die anderen alle viel mehr Spass haben, wenn sie ab und zu per Anhalter fahren. Dann bietet das per-Anhalter fahren (ich spreche hier nicht davon, bestimmte Etappen zu ueberspringen!) deutlich mehr Flexibilitaet um sich z.B. mit etwas besonderem zu versorgen. Man sammelt dabei auch mehr Erfahrungen. Dann hoerte ich ein paar Geschichten davon wie toll Big Bear Lake (ich war in BB City) gewesen sein soll, auch das Hostel, jedoch war das zu weit weg fuer mich. Per Anhalter waere das kein Problem gewesen. Dann muesste ich auch noch weniger tragen, was den Erfolg von einem thru-Hike auch erhoehen wuerde. Generell haette ich weniger Gesundheitliche Probleme mit weniger Gewicht. Ich koennte mir z.B. auch den Benzin/Gas Kocher einsparen, da ich per Anhalter leicht an Gas Kartuschen kommen wuerde. Einen anderen sehr grossen Komfortvorteil hat es auch, da ich damit alle paar Tage an eine Dusche kommen wuerde. Das ist momentan noch kein Problem, aber spaeter. All das liess ich in meine Entscheidung mit einfliessen. Aber noch musste ich diese Entscheidung nicht treffen. Letztendlich geht es auch darum zu hinterfragen warum ich mich mehr quaelen sollte als die anderen Wanderer. Der PCT steht fuer mehr als nur das Weitwandern. Er steht auch fuer das kennenlernen von anderen Leuten, das gemeinsame feiern, etc.

Nach ein paar weiteren Kehren sah ich einen Asiaten mit einem Schirm am Wegesrand sitzen. Dieser sagte nur irgendetwas davon, dass es hier keinen Schatten gaebe und war sehr froh ueber seinen silber schimmernden Schirm. Als ich um die Kurve ging, gab es huebsch viel Schatten, aber meine gerufene Information darueber hat er wohl nicht gehoert.

Etwas ganz besonderes ist heute auch: Ungefaehr die Haelfte des Weges nach Kennedy Meadows ist geschafft. Oder mit anderen Worten: Die Haelfte des "Wuestenteils" ist fertig. Das muss doch auch gefeiert werden.

Noch etwas besonderes stellte ich heute fest:Ich nehme die Gerueche verschiedener Pflanzen deutlich staerker wahr als noch vor 2 Wochen. Vllt. gab es die ein oder anderen Pflanzen auch vor 2 Wochen nicht und es liegt daran. Man kann sich das so vorstellen, dass man immer wieder andere Gewuerzbehaelter vor seiner Nase hat welche alle paar Minuten durchwechseln.

Ich gelangte hoeher und hoeher. Der Blick in die Ferne zur linken Seite zeigte andere Berge und zur rechten einfach nur flaches Oedland. Da war bis auf Strassen und ein paar Haeuser nichts. Naja, ein paar Sandhuegel, aber ansonsten rein gar nichts. Einfach nur alles komplett flach.

Ich hatte ein relativ hoches Tempo drauf und machte auch nicht viele Pausen. Der einfache Grund dafuer war, dass ich so schnell wie moeglich hoch zu den Baeumen kommen wollte, welche dann Schatten spendeten. Der Mann welcher mit mir gestern ueber poisson Oak gesprochen hat, hat mir auch gesagt, dass es hoch oben bei dem Wanderweg viele Baeume geben wird. Und genau dort wollte ich gegen Mittag sein. Ich machte nicht viele Pausen, vllt. zwei Stueck. Einmal nach 2 und dann nach 4 Stunden. Bei der ersten verputzte ich ein paar Tortillawraps welche mit Salami und Kaese belegt waren. Vom Tempo her war ich beim Aufstieg so schnell unterwegs wie auf dem Flachland, aber das kannte ich schon von vorherigen Wandertouren. Ich glaube, dass ich meine alte Weitwander Kondition sehr schnell wieder zurueck bekomme. Der Morgen war ja schon warm, aber es wurde jede Stunde noch heisser. Allerdings wehte auch eine leichte Briese und desto hoeher ich war, desto weniger warm war es ja von Natur aus. Den Begriff Baumgrenze muss man hier ja auch anders definieren. In den Nordalpen bedeutet Baumgrenze, dass ab 2000 HM das Baumwachstum aufhoert. Hier bedeutet es, dass erst ab einer bestimmten Hoehe Baeume zu wachsen anfangen. Das ist hier alles ein bisschen verrueckt in der Wueste.

Man konnte auch beim Aufstieg sehen, dass hier ein Feuer vor einigen Jahren viele Baeume verbrannt hat. Ansonsten gaebe es beim Aufstieg wohl deutlich mehr Schatten. Nach 4 Stunden Wanderung gab es dann nochmal eine Pause in einem schattigen Bereich von einem der nun haeufiger wachsenden Baeume. Das tat schon mal gut. Die ersten 1000 HM waren fertig und es waren nur noch ca. 400 HM zu schaffen. Dabei bemerkte ich auch, dass meine Fuesse komplett ausgetrocknet waren. Es bilden sich nicht nur Risse zwischen den Zehen sondern auch in dem Hornhautbereich. Der Staub welcher durch meine Socken durchsickert laesst es nur schwer zu, dass meine Fuesse ausreichend feucht sind. Am Anfang der Wanderung war das noch ein bisschen anders, da waren die Socken in den Sandalen immer noch ein bisschen feucht, aber hier ist alles deutlich staubiger. Ich naehere mich auch immer mehr der Mojave Wueste. Evtl. muss ich mal ein paar Tage auf Wandern in Sandalen verzichten!

Endlich erreichte ich dann auch den richtigen Wald welcher mir ueberall Sonnenschutz bot. Der Weg schlaengelte sich noch hier und dort weiter hoch und ich machte noch hier und dort ein paar kleine Pausen. Eilig hatte ich es jetzt nicht mehr. Ich war in Sicherheit. Die anderen muessen sich jetzt noch bei dieser Hitze hoch kaempfen und ich sitze hier gemuetlich an schattigen Plaetzchen herum. Mich wunderte es sehr stark, warum mich nicht mal ein Wanderer ueberholte. Es gab einen relativ schnellen am Anfang, aber der hat sich wohl mit der Laenge von dem Aufstieg verschaetzt und wird jetzt weiter unten im Schatten von einem der abgebrannten Baeume sitzen wenn das ueberhaupt noch moeglich ist. Die Sonne hatte naemlich ihren Hoechststand.

Um 1 Uhr erreichte ich dann auch noch die Abzweigung bei der ich mich Entscheiden musste: Entweder ich wandere jetzt direkt runter nach Wrightwood und fahre nicht per Anhalter. Das haette einen sehr steilen Abstieg als Konsequenz. Oder ich wandere weiter, deutlich mehr Meilen als einfach abzusteigen, um dann ueber die Hauptstrasse per Anhalter nach Wrightwood zu fahren. Diese Entscheidung schob ich noch fuer ca. 45 Minuten auf. Es gab naemlich eine huebsche Bank auf der ich mich breit machte. So doeste ich vor mir hin. Meine Entscheidung stand aber eigentlich schon fest. Ich werde per Anhalter nach Wrightwood fahren und damit hat sich die Sache.

Eine wichtige Sache musste ich auch noch erledigen: Ein Loch graben und .... goettlich! Das war der Beste von den bisherigen. PCT Hiker unterhalten sich sehr gerne ueber's "doing an awesome dump" und das gehoert sich unbedingt in's Tagebuch :-D. Der war heute so perfekt, dass ich nicht mal haette abwischen muessen. So, prost Mahlzeit an alle Leser/innen! Das gehoert aber einfach dazu.

Nach einiger Zeit kam dann auf einmal Grizz vorbei, der erfahrene Weitwanderer der gestern bei der Pizza haengen geblieben ist. Na Respekt. Der muss ja einen langen Wanderweg hinter sich haben. Er lief gestern Nacht nach dem Mac Donalds Besuch noch 2 Meilen weiter und startete heute Frueh um 4 Uhr um der Hitze zu entgehen. Er war auch heilfroh, dass er schon hier oben war. Er ueberholte mich damit und nach 3 weiteren Minuten lief ich ihm nach. Es war nicht schwer ihn einzuholen. Wie es sich herausstellte, hatte er am ende des Tages in den letzten 24 Stunden ueber 40 Meilen zurueck gelegt. Da muss einem alles weh tun.

Es galt noch zum Camping Platz zu kommen, an dem ein Watercache sein sollte. In der Karte sah das ganz gemuetlich aus. In der Realitaet verlief der Weg kurz vor dem Campingplatz einfach nur hoellisch steil ansteigend, aber nur fuer 3 Minuten.

Am Campingplatz sass Grizz schon mit einer Galone Wasser neben ihm und ich schnappte mir auch eine. Erst mal fuellte ich meine Trinkflasche auf und fing an zu rehydrieren. Ich hatte noch weniger als 1/2 Liter Wasser uebrig. D.h. 3.5 Liter sind fuer den Aufstieg verwendet worden. Mein Koerper sog das Wasser nur so in sich auf. Das war ein Tropfen auf den heissen Stein.

Dann fing ich an in meinem Baerenkanister nach Sachen zu suchen. Snickers und Schokolade fielen mir und Grizz zum Opfer. Auch ein Tortilla Wrap war noch drin. Das muss alles noch weg, da ich spaetestens morgen in Wrightwood aufstocken werde.

Noch mussten wir aber noch weitere 5 Meilen bis zur Hauptstrasse wandern. Also weiter! Die meiste Zeit spendeten die Baeume viel Schatten. Ein Mann kam mit einem hoellisch schwerem Metallstab entgegen. Nanu? Was der wohl will? Er meinte, dass das sein Wanderstecken sei und dass er sich damit gegen Tiere verteidigen koennte. Aha, wenn er meint....

Der Weg verlief die meiste Zeit leicht abfallend. Mal kam er an einem See vorbei, welcher aber nur fuer den Skitourismus gedacht war. Ich wanderte naemlich gerade in einem Skigebiet. Ja, richtig! Unter mir Wueste, hier oben Skigebiet.... Einfach verrueckt.

Dann lief ich auch noch an einer Klapperschlange vorbei welche vllt. nur 30 cm neben mir am Wegesrand lag. Heiligs Blechle! Die war noch nicht ganz ausgewachsen und bewegte sich auch nicht. Grizz warnte ich, der dann einen grossen Bogen um das Viech machte. Entweder ist diese tot oder einfach nur traege. Ich warf ein paar Steine vorsichtig auf diese, aber die bewegte sich nicht wirklich viel. Auch egal. Einfach weiter wandern. Das war also gefaehrliche Schlange Nr. 2.

Den Highway erreichten wir dann auch mit viel Muehe ueber weitere Huegel. Den letzten Huegel liessen wir aus und liefen stattdessen einfach der Strasse entlang welche uns einigen HM ersparte. So. Das war's. An meinen Haenden sah ich eine dunkle schwarze Fluessigkeit. Das war der Schweiss, welcher sich mit Ablagerungen von den schwarzen Griffen an meinen Wanderstoecken vermischte. Echt ekelhaft. So wie ich es immer mache, wische ich das einfach an meiner Hose ab. Diese stand auch schon wieder vor Dreck. Da macht das nicht viel aus.

Grizz wurde von seiner Cousine besucht und diese fuhr uns dann auch nach Wrightwood. Oh meine Guete, ist das toll wenn man mal wieder mit dem Auto unterwegs ist! Als ich so im Auto sass, entschuldigte ich mich vielmals fuer meinen Gestank. Baeh, mir graust es vor mir selbst. Ich konnte mich selbst riechen! Die Lueftung lief auf voller Staerke, was das wohl etwas ertraeglicher machte.

Jetzt galt es noch eine guenstige Unterkunft auszumachen. Nach einigem hin und her habe ich jetzt eine Bleibe ca. 0.8 Meilen ausserhalb vom Zentrum. Das passt. Das ist nur eine halbe Stunde Fussmarsch ohne Rucksack, wobei ich ja auch per Anhalter fahren kann :-).

Es gab fuer uns nur eine kleine Kammer bei der wir auf dem Boden uebernachten sollte. Prima, das reicht voellig aus. Grizz ging dann mit seiner Cousine Essen und ich machte mich daran, mich mal wieder nach Tagen in der "wueste" sauber zu machen. In der Dusche lief der Dreck nur so von mir herunter. Das war einfach nur ekelhaft, aber auch einfach toll. Alles wurde wieder sauber, insbesondere auch mein Intimbereich der nach einigen Tagen immer bisschen zu jucken anfaengt. Der Schweiss kann dort einfach nicht verdampfen, ausser ich schlafe mich gespreizten Schenkeln :-D. In der Dusche musste ich auch feststellen, dass meine Fusssohlen nicht mehr wirklich sauber werden. Der Dreck hat sich mit meinen Fuessen vereinigt!

Grizz beschloss dann spontan, dass er fuer 1 oder 2 Tage bei seiner Cousine in LA bleiben will. Und schon hatte ich das Zimmer fuer mich alleine und ich wurde noch in die Stadt gefahren. Perfekt.

Zu Abend ass ich beim Mexikaner irgendein Steak was aber irgendwie wie ein paniertes Schnitzel aussah. Dazu ein Bier und diverse Cola die man hier kostenlos nachgefuellt bekam. Ich wunderte mich, wie ich nur so viel Cola trinken konnte und warum mein Koerper so stark danach lechzte. Schon bei Mc Kotz war das so. Lag es einfach an dem Zucker darin? Oder war da auch noch Salz drin? Ich wusste es nicht, genoss es aber einfach sehr.

Ich ueberlege mir momentan sehr stark, morgen einen "Zeroday" einzulegen. D.h., morgen nicht zu Wandern um ein bisschen Arbeit zu erledigen. In der lokalen Buecherei soll es Computer geben. Mal schauen ob das morgen etwas wird.

Den Abend geniese ich gerade noch, indem ich eine kleine Pubtour mache in der Hoffnung, andere Wanderer zu finden. Leider wird daraus nichts. Die anderen Wanderer scheinen schon irgendwo verschwunden zu sein. Meine Unterkunft ist 2.5 km entfernt. Nicht 1 Meile wie zuerst angenommen. Zum Glueck habe ich auf Nachfrage in der Bar hier jemand gefunden, die mich heimfahren wird, allerdings erst in 20 Minuten um noch ein "Sierra Nevada Torpedo" trinken zu koennen. Yeeeeha!

So bleibt genug Zeit um noch ein bisschen Zeug runterzuschreiben. Z.B., dass ich denke, dass das per-Anhalter Fahren so etwas war wie meinen Job hinzuschmeissen. Als ich es erst mal gemacht habe, war ich verdammt erleichtert. Ab jetzt geht es deutlich besser weiter, viele Sachen werden einfacher. Vllt. schaffe ich es auch, morgen einen leichteren Kocher zu bekommen. Zuhause in Deutschland habe ich sogar 2 Stueck davon! Leider bringt mir das hier nichts. Der lokale Wanderladen wird aber hoffentlich einen zu ueberteuerten Preisen verkaufen. Das spart mir sicher ueber 300 Gramm ein. Klingt nicht nach viel, aber es akkumuliert sich alles. Ab und zu zieht es hinten an meiner Wirbelsaeule sehr was sich so anfuehlt wie wenn irgendein Nerv gereizt wird. Mal schauen was ich morgen machen werde. So richtig Lust auf einen Zero-day habe ich eigentlich nicht. Vllt. sollte ich abends mein Zeug packen und einfach zumindest ein paar Meilen auf dem PCT weiter wandern.

Von der Zeit her bin ich aber sehr gut. Ich bin momentan 2 Tage schneller als ich sein sollte. Ich sollte im Optimalfall vor Oktober in Kanada ankommen und mit meiner momentanen Geschwindigkeit waere das so problemlos moeglich. D.h., ich kann alle 2 bis 3 Wochen einen Zero einlegen. Das ist aber nur dann der Fall, wenn ich auch in bergigerem Gebiet so gut voran komme. Es kann gut sein, dass ich in der Sierra Gegend schleppender voran kommen werde. Aber das wird sich alles noch herausstellen wenn ich erst mal dort bin. Irgendwie freue ich mich schon darauf, dass ich meinem Koerper etwas Erholung gebe. Zumindest fuer mind. einen halben Tag. Dann beginnt auch die Zeit vom per-Anhalter fahren. Etwas anderes interessantes stellte ich auch fest: Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass ich das Bier deutlich mehr vermissen wuerde. Aber irgendwie ist das nicht der Fall. Natuerlich waere hier und dort mal ein Bier zu haben etwas tolles, aber es ist auch nicht das wichtigste. Wenn ich irgendwo in der Zivilisation ankomme ist das erste was ich trinke auch normalerweise ein Orangensaft und nicht ein Bier. Gerade stelle ich mir auch die Frage, wo all die anderen Hiker sind. Es sollten ca. 10 Stueck hier angekommen sein. Vllt. sind die aber auch alle bei dem Campingplatz oben am Berg mit dem Watercache und bekommen von den anderen Campern Verpflegung, Bier und andere Sachen :-). Wer weiss das schon, das ist einfach das Abenteuer daran.

Auch wenn ich ueber 50% von der Wuestenregion "ueberstanden" habe, so ist trotzdem der Rest des Weges noch vor mir. Die Gesamtlaenge ist gerade zu verrueckt. Mit ueber 350 Meilen habe ich damit nur ca. 13% geschafft. Im Vergleich zu meiner ersten Wandertour haette ich jetzt schon weit ueber die Haelfte von Muenchen-Venedig geschafft, wuerde schon in ein paar Tagen im "Flachland" ankommen. Die Dimensionen sind einfach gewaltig. Es gibt auch Wanderer wie z.B. "Nemo", dessen laengster Wanderweg bisher nur 200 Meilen war. Und nun geht er den PCT mit 2700 Meilen. Genauso wie viele andere. Ich bin sehr gespannt, wieviele es dieses Jahr schaffen und leider auch, ob dieses Jahr jemand um's Leben kommen wird.

Bezueglich der schnellsten Durchschreitung vom PCT wurde mir gestern gesagt, dass eine Frau mit Trailname "Anish". Sie ist den PCT in 60 (!!!!!!!!!) Tagen gelaufen, allerdings mit 40 bis 50 Meilen pro Tag. Ihre Fuesse moechte ich mal haben. Das besondere daran war auch, dass sie als Selbstversorger unterwegs war. D.h., dass sie alle Lebensmittel ohne "per Anhalter fahren" geholt hat. Also so wie ich es geplant habe. Allerdings waere sie selbst unter optimalen Bedingungen bei mir doppelt so schnell gewesen :-). Einfach Wahnsinn. Tiefsten Respekt fuer diese Leistung. Die muss Beine aus Stahl haben. Hier noch mehr Infos ueber sie:

https://www.hcn.org/blogs/goat/the-fastest-woman-in-the-west

Vllt. treffe ich sie in dieser Saison. Sie versucht momentan, den Appalachian Trail, den Continental Divide Trail (der steht als naechstes an) und den PCT in einer einzigen Saison zu schaffen.