Tag 1: Die verrueckte Wanderung beginnt

2018-05-19: Campo → Lake Morena


Die verrueckteste Weitwanderung die ich jemals unternommen habe beginnt nun. Der gestrige Tag wurde zum Sightseeingausflug. Abends checkte ich noch meine Ausruestung und war davon erschrocken, dass mein Wanderhut fehlte. Nach 30 Minuten verzweifelter Suche fand ich ihn dann in einer Seitenreissverschlusstasche. Aber etwas viel Wichtigeres habe ich noch vergessen.

Alex musste mit mir um 4:30 Uhr aufstehen (Alex, sorry dafuer!). Dann ging es 1.5 Stunden durch die Berge zum Startpunkt. Hierbei mussten wir bereits hier und dort den PCT kreuzen. Der Startpunkt selbst war, bis auf die kleine alte Mauergrenze zu Mexiko, nicht all zu spektakulaer. Ein Offizieller forderte mich dann noch dazu auf, mich in's Buch einzutragen und dann ging's auch schon los! PCT! Ca. 5 Monate wandern! Mann, ist das verrueckt wenn man bedenkt, dass man teilweise ueber Tage keine Dusche bekommt.

Meine groesste Sorge war das Wetter. Tja. Das Wetter. Ich bin bei Tag 2 angekommen und schreibe jetzt den Tag 1. Ich vermute, dass es sehr schwer werden wird ein ausfuehrliches Tagebuch zu schreiben. 20 Meilen, also 32 km fordern ihren Tribut. Also zum Wetter: Es war erstaunlich kuehl am Morgen. Vor einer Woche hatte es noch gut 10 Grad Celsius mehr. Sehr gut!

Die ersten paar Meter verlief der PCT die mexikanische Grenze entlang. Sieht echt scheisse aus so eine Mauer...

Die naechsten paar km (vllt. sollte ich gleich immer mit Meilen die Wanderung beschreiben, ja!), also, die ersten paar Meilen verlief der Wanderweg an Haeusern von Campo entlang. Die Natur aehnelte dem von Wild West Filmen. Nach einiger Zeit ueberquerte mann dann noch die Strasse um endgueltig in's Nirgendwo zu wandern. Schnell holte ich zur erste PCT Wanderin von diesem Tag auf. Das war eine Deutsche.Ein bisschen wanderten wir zusammen, quatschten etwas, dann machte sie eine Pause und bot mir einen Burrito. Geil! Burrito! Nachdem wir dann etwas weitergewandert sind, habe ich sie abgehaengt und nie mehr was von ihr gehoert. Tja. Die ganze Aufregung oder die Umstellung auf's Wandern fiel mir dann schlagartig auf den Magen. Tja.... Schon am ersten Tag machte ich das, was ich noch sehr oft machen werde: Meinen Minispaten herausholen, ein Loch buddeln, ... Bisher habe ich auch noch 3 Zelte unterwegs gesehen. Sind das im Ernst PCT Hiker, die's nicht weiter geschafft haben?!? Spaeter ueberholte eine Australierin (Ellie oder so aehnlich) die mit einem Affenzahn unterwegs war.

Der Weg selbst bot ein paar schoene Ausblicke auf die umliegenden Berge. Schon deshalb lohnt es sich den zu wandern. Ich habe anfangs befuerchtet, dass er anfangs entlang einer Strasse verlaeuft, aber nix da. Eine kleine Baby Schlange ist vor mir noch gefluechtet. Schwarz mit gelben Streifen. Die Australierin traf ich immer mal wieder und so wanderten wir ein kleines bisschen zusammen. Ein kleines Stueck ging es eine Schotterstrasse entlang bei der uns ein weissbaertiger Mann auf einem Roller entgegen kam. "Braucht ihr Wasser? Habt ihr genug Elektrolyte?" fragte er. Ach ist das nett! Das sind die sogenannten Trail Angels welche Wanderer auf ihrer Reise freiwillig unterstuetzen. Wir brauchten aber nix und er meinte zur Verabschiedung noch "Passt auf die Klapperschlangen auf!".

Nach einem kleinen Abstieg ging's nun zu einem weiteren Aufstieg. Nur ca. 300 HM waren zu schaffen, allerdings war es jetzt Mittags und die Sonne brannte herunter. Auch wenn es hier relativ kuehl ist, ist Wandern mit einem 22.5 kg schweren Rucksack bei ca. 28 Grad wenn einem die Sonne auf den Kopf brennt doch kein grosser Spass. Ein paar schattige Plaetzchen suchte ich mir dann und pausierte hier und dort mal. Ich ueberlegte mir auch, was ich heute Abend kochen werde..... und dann wunderte ich mich, was ich ueberhaupt in meinen Topf getan habe. Die Gaskartusche sicher nicht. Aber wenn ich nichts rein getan habe, dass habe ich den Topf sicher auch nicht in den Rucksack, dachte ich. Eieieieiei. Es sollte sich noch herausstellen, dass ich tatsaechlich meinen Topf vergessen habe.

Die Ankunft erfolgte nach ein bisschen Abstieg um 3 Uhr nachmittags. Wenig Pausen und zuegiges Durchmarschieren, so soll das sein! Nachdem ich mich beim Campingplatz angemeldet hatte, ging's an's Standardprozedere: Duschen (ein Mann hat mir einfach 2 Quarter geschenkt), Waesche waschen, Essen kochen. Ellie war so freundlich und hat mir ihren Topf geliehen. In einem Supermarkt in Laufnaehe holte ich mir dann auch noch 6 mini Flaschen Sierra Nevada Pale Ale, eines der besten Biere der Welt. Lecker! Eigentlich wollte ich auch noch eine Gaskartusche kaufen, aber eine kleine fuer 10 Dollar war doch viel zu teuer.

Zurueck beim Camp stellte sich heraus, dass ein ex-section-Hiker (Trailname ist "Nav" (Navigator)) hier ist und fuer uns Hot Dogs machen will. Ja da sage ich sicher nicht nein! So bekam ich auch noch einen Hotdog umsonst. Er erzaehlte dann auch (am Lagerfeuer) von diesen und jeden Geschichten um uns auf die Wanderung vorzubereiten. Leider erfuhren wir auch, dass letztes Jahr ein paar Wanderer umgekommen sind, da diese von den Stroemungen der Fluesse mitgerissen wurden. Der Grund dafuer war extrem viel Schneefall. Das ist ja dieses Jahr kein Problem. Alles ist extrem trocken. "Nav" hat auch noch ueber die PCT community erzaehlt. Alles in allem ist es sehr beeindruckend was hier auf die Beine gestellt wurde. Es wurde auch noch die "trail magic" erklaert, aber das hebe ich mir fuer spaeter auf :-).

Interessanterweise gab es auch noch ein Plumsklo fuer die PCT Hiker. Allerdings war das Standardklo auch komplett verstopft, sodass andere vom Campingplatz unser Plumsklo nutzen wollten!

Am Schluss bin ich noch mit jemandem am Feuer gesessen, der 3 oder 4 Tage bis hierher gebraucht hat. Vllt. liegt das daran, dass er die ganze Zeit Joints raucht :-D. Naja, ich bin lieber beim Bier geblieben und wir waren bis spaet in die Nacht am Lagerfeuer.

Mein Kopfkissen ist etwas speziell: Ich stopfe irgendwelche Sachen in den Schlafsackbeutel. Mal schauen ob es in ein paar Tagen noch etwas Frisches zum Reinstopfen gibt.