Tag 94: So ein Tag, so wunderschoen wie heute...

2018-08-20: Snoqualmie Pass → CS 2423


Geschaetzte Strecke: 29 Meilen

Der heutige Tag war bis auf den Rauch einfach nur klasse. Sehr unerwartet ging es hoch in stark alpines, wunderschoenes Gebiet. Und schon am Morgen gab's eine Ueberraschung.

Meinen Wecker stellte ich gleich auf spaeter da das Fruehstuecksrestaurant erst um 7 Uhr aufmachte. Um 6:40 Uhr bin ich dann aufgestanden. Nicht, weil ich schon wollte, sondern weil das die Zeit war in der ich normalerweise meinen Spaten in der Natur ergreife. Die Kaffeemaschine schaltete ich auch gleich ein. Vorbereitet hatte ich schon gestern alles, sodass ich schon ein paar Minuten spaeter einen Kaffee hatte.

Im meinem Zimmer hatte ich auch das Zelt auf dem Boden zum Trocknen ausgebreitet. Das war endlich wieder trocken! Allmaehlich wird es wirklich immer feuchter und feuchter. Mein Zeug war schnell zusammen gepackelt. Meinen Wasservorrat fuellte ich auf 3 Liter auf.

Dann ging's zum Fruehstueck nebenan vom Hotel was eigentlich beim Hotel dazu gehoerte. Beim Nachbartisch hoerte ich ein paar PCTler ueber dieses und jenes quatschen. Dann stellte sich der eine als Halfmile vor. Halfmile? Der hat doch die ganzen Wanderkarten erstellt die ich jeden Tag verwende!!! Ich dachte mir, dass ich mich wohl verhoert hatte. Dann redete er aber ueber die GPS logs. Bei der Bedienung forderte ich dann an, dass ich seine Rechnung uebernehmen moechte. Als alles in trockenen Tuechern war, ging ich zu ihm rueber, sagte ihm, dass ich die Rechnung uebernehme und bedankte mich sehr fuer die Karten und was er alles macht. Wir kamen ein bisschen in's Gespraech und es gab auch noch ein Foto mit ihm, mir und dem Kartenmaterial. Lustigerweise war genau auf diesem Kartenteil ein kleiner Fehler enthalten, der einzige Fehler der mir bisher aufgefallen ist! Dann musste ich auch schon weiter.

Der PCT verlief erst mal unter der Autobahn durch und folgte kurz einer Strasse zum Trailhead des PCT. Da gab's auch ein Klo was ich nochmals benutzte. Der nun bevorstehende Anstieg war teilweise sehr steil. Ich hatte auch einen Rauchgeruch in der Nase. Immer mal wieder sah ich viele entwurzelte Baeume auf einmal. Irgendwas ist hier nicht richtig. Das Wetter spielt seit Jahren verrueckt. Der Weg fuehrte schon bald durch eine wunderschoene alpiner und alpiner werdende Landschaft und dann auch bald am Grat entlang. Alles war deutlich felsiger. Der Rauch liess mir keine wirklich schoene Aussicht, aber so konnte ich mir mehr vorstellen. Vllt. gefiel mir deshalb dieser Teil des PCT so sehr: Meine Vorstellungskraft. Es gab hier auch wieder sehr viele Seen.

Seit Tagen hoerte ich Podcasts aber jetzt stellte ich das aus. Ich lief einfach nur so durch die Natur und kam in den Genuss von diesem herrlichen Wanderweg. Ich war einfach gluecklich. Diese Freude spiegelte sich in einem fetten Grinsen in meinem Gesicht wieder und dass ich etwas vor mir her pfeiffte oder sogar das singen anfing. Wg. dem ganzen Rauch konnte ich nun auch nachempfinden wie sich die Affen bei den Autogas Abgastests gefuehlt haben muessen. So etwas aehnliches durchlebe ich gerade.

Beim Aufstieg kam mir dann auch eine Wanderin entgegen die aus irgendeinem Grund nicht wirklich gluecklich war. Nicht grimmig, sondern einfach nur ungluecklich. Wenig spaeter begegnete ich dann einer der die Traenen herunterliefen, die aber immer noch weiter wanderte. Aber auf die doppelte Nachfrage, ob es ihr gut ginge bekam ich immer nur ein "ja". Naja, ist auch nicht mein Problem.

Ich denke sehr oft an meinen Opa. Viele Sachen erinnern mich an ihn. Z.B. diverse Flatulenzen die ich hier wieder mal von mir gab. Darin war mein Opa auch super und hat sich von meiner Oma immer einen ordentlichen Anschiss eingeholt wenn das im Wohnzimmer passiert ist. Er lag auch sehr gerne am Abend statt herumzusitzen, genauso wie ich. Ehrlich war er auch, trank gerne Bier, etc. Ich komme einfach ganz nach meinem Grossvater.

Der Aufstieg war zwar nur ca. 800 HM, aber durch das alpinere Gelaende und diverse Geroellhalden die es zu queren galt, kam ich nicht mit dem ueblichen Tempo voran. Bei einer der Spitzkehren gab es dann eine groessere Ebene die ideal zum pausieren war. Ich verputzte wieder drei Tortillas sowie diverse Suessigkeiten. In der Ferne bestaunte ich die Silhouette von den umringenden Bergen. Wie um so mehr schoener das hier waere, wenn ich mehr sehen koennte, aber ich war auch so gluecklich!

Das Wasser hatte ich ja von dem Hotel und stellte erst beim Wandern fest, dass es einen intensiven Chlor Geschmack hatte. Hinzu kam, dass es sehr trocken schmeckte. Das Geschmackskonzentrat half da aber gut.

Ich hatte auch total vergessen, dass gestern mein 3-monatiges Jubilaeum war. Seit 3 Monaten wandere ich schon auf dem PCT! Und ich bin bald da!

Den ganzen Tag ueber hatte ich eine Abendstimmung. Wenn die Szenerie nicht so toll waere und mich wach machen wuerde, waere ich wohl richtig muede. Es gab hier auch sehr wenig Vogel Gezwitscher, sogar als es wieder bergab in ein bewaldeteres Gebiet ging. Beim Abstieg waren dann auch die 3 Liter Wasser weggetrunken und ich holte Nachschub bei einem schoenen Wasserfall. Dann ging's weiter in's Tal und ich war mit einem weiteren Problem konfrontiert: Eine der Bruecken wurde weggespuelt. Weiter unten bot mir dann aber ein Baumstamm eine entsprechende trockene Ueberquerung an. Ich bin schon auf morgen gespannt, wo es einen grossen Fluss vermutlich ohne Bruecke zu queren gilt.

Dann ging's wieder bergauf. Viele Fluesse kreuzten anfangs den Wanderweg und dann war alles trocken. Sehr sehr viele langgezogene Kehren zogen sich den Berg hoch, aber schoen gemuetlich ansteigend. Ich hatte ein wirklich seltsames Gefuehl wenn ich daran dachte, dass das die letzten Karten des PCT fuer mich in meinen Rucksack sind. Dann war's dann. Keine neuen Karten mehr. Ich stelle mir die Frage, wie das Ende fuer mich sein wird.

Es wurde bereits Abend und die Sonne war rot. Nicht direkt wegen dem Sonnenuntergang, sondern wegen dem zusaetzlichen intensiven Rauch. Die hoechste Stelle war bald erreicht und alles sah wieder wie halb ausgestorben aus. Ich gelangte von einem Waldgebiet in eines bei dem wohl schon wieder ein Feuer zugeschlagen hatte.

Beim Abstieg war auch geplant, dass ich frisches Wasser bei einem Fluss hole. Es liegt wohl an dem Rauch, dass die Sonne nicht genug Wasser schmelzen kann. Der Fluss stellte sich als stehendes Wasser heraus. Als ich daraus Wasser in meine Filterblase fuellte konnte ich sogar einen Handtellergrossen Frosch im Wasser sehen! Tja, heute gibt's Froschwasser. 2.5 Liter fuellte ich auf und so ging's weiter zu einem kleinen Auf und dann Abstieg. Schon bald konnte ich bei dem angezielten Zeltplatz andere Zelte sehen und hier schlug ich auch mein Zelt auf. Es gab hier relativ viele Moskitos weshalb das Zelt sehr schnell aufgeschlagen wurde. Ich machte auch etwas was ich eigentlich nicht empfehle: Im Zelt essen. Aber das ging jetzt eben nicht anders. Zum Abendessen gab es die langersehnte Lasagne. Dazu auch noch eine Dose Bier die ich mitgeschleppt und wohl verdient hatte.