Tag 60: Heiss, Heisser, North California Jazz

2018-07-17: CS1438 → CS1471


Geschaetzte Strecke: 33 Meilen

Der jetzige Eintrag wurde erst einen Tag spaeter erstellt. Ich war zu muede um ihn in meiner normalen Schreibposition im Zelt zu schreiben. Das strengt naemlich auch an! Nun sitze ich hier mit etwas Wein intus, mit einer Restdose Bier und etwas Whiskey. So laesst es sich gleich besser schreiben!

Bevor ich am Abend noch mein Zelt aufschlug, sah ich ein paar Tatzenspuren. Ach wie toll, hier gibt's also auch einen Mountain Lion. Direkt daneben platzierte ich dann mein Zelt. Kann ja nicht viel passieren, da das hier ein haeufig benutzter Zeltplatz ist und ich nicht alleine bin.

Die Nacht war wieder mal unglaublich warm, obwohl ich sogar auf 5000 Fuss war. Was fuer ein Mist! Aber trotzdem konnte ich einigermassen einschlafen.

Nach einem groesserem Fruehstueck um meinem Hungergefuehl ein paar Stunden spaeter entgegenzuwirken stand ich um 6.20 Uhr auf. Mein Plan war, heute mehr zu laufen um die morgige Ankunft etwas einfacher zu gestalten indem ich etwas frueher ankomme.

Tja, und so ging's los. Viel Wald, noch mehr Wald, dann ein bisschen Aussicht, ein Hatsch entlang eines Bereiches zur linken bei dem viel kleines Geroell war (gutes Material fuer eine Schotterfabrik) und schon waren die ersten 7 Meilen fertig wo sich auch die Wasserquelle befand. Mehr gibt's dazu wirklich nicht zu schreiben. Einfach stink langweilig. Ich war an dieser Stelle nicht alleine. Viele PCT Hiker waren auch schon hier um ihr Wasser nachzufuellen, aber ich war der einzige der auch etwas mehr Essen in sich hineinstopfte. Sozusagen ein Brunch. Der einfache Grund war, dass die naechste verlaessliche Quelle direkt auf dem PCT 14 Meilen entfernt war und das wird eine weile dauern.

Auf dem weiteren Weg gruebelte ich darueber nach, warum es hier wirklich keine anderen Wanderwege gibt. Das kann anscheinend nur an der Langeweile liegen welche diese Gegend mit sich bringt. Einfach nur Baeume, gruene Huegel und sonst nichts. Dann wurde ich aber auf einmal positiv ueberrascht. Es gab hier tatsaechlich fuer ca. 2 Stunden Ausblicke welche ich nicht erwartet haette. Der Weg verlief weiter und weiter in der Naehe des Bergrueckens.

Zum einen gab es den einen wunderschoen mit Schnee bedeckten Berg in der Ferne und dann hoerte auch dieser Baumbewuchs auf dem PCT auf und es schien interessanter zu werden. Dank der Situation dass ich nun deutlich hoeher war als noch in der Frueh machte auch der abnehmende Baumbewuchs weniger aus und ich sah in der Ferne, wohin mich der PCT die kommenden 2 Stunden fuehren wuerde. Ja, so sollte ein Wanderweg sein. Ausblick und keine Baeume vor der Fresse. Mich nervt dieser Teil des PCT wirklich sehr.

In der Ferne hoerte ich dann sogar noch Motorsaegen. Ah, das war doch endlich mal etwas neues, erfrischendes. Mich wundert es schon seit langem, warum ich bisher noch keine einzige Motorsaege gehoert habe. Es stellte sich heraus, dass hier ein paar Waldarbeiter den Wanderweg von dem links und rechts hineinwachsenden Unkraut beseitigten. Von der Technik war ich beeindruckt. Das war eine Art Rasentrimmer, allerdings mit einem "Metalldreizack" statt der einfachen Schnur. So konnte man einfach auch das Gestruepp zerhacken. Ach, was fuer eine tolle Erfindung. Ich wurde von dem ersten darauf hingewiesen, dem zweiten laut zuzurufen dass ich hier bin um keine Steine in's Auge zu bekommen. Ich bedankte mich recht herzlich fuer deren Arbeit und unterhielt mich mit dem zweiten kurz. 18 Wanderer sollen hier heute schon vorbei gekommen sein. Wirklich beeindruckend. Aber bisher bin ich noch in keinen Southbounder (Oma, das sind die Wanderer die von Kanada nach Mexiko, also suedwaerts laufen) begegnet, alle scheinen hier in eine Richtung zu laufen.

Mein Wasser wurde knapp kalkuliert. Ich hatte nur zwei Liter dabei und das musste einfach reichen. Es gab zwischendurch auch Abzweigungen zu anderen Quellen. Bei diesen trank ich immer ein paar ordentliche Schluecke Wasser. Das sollte die Chance erhoehen, dass mir nicht das Wasser ausgehen wird, hoffte ich zumindest. Das kann man vermutlich einfach per Stochastik beweisen und verbleibt ein Plan fuer die Zukunft. Der Aufstieg von weniger als 300 HM mit viel Auf und Ab war dann auch endlich geschafft, noch eine Strasse queren, unter Hochspannungsleitungen durch, ach wie schoen doch die Natur ist, und das war's dann auch schon mit dem Abstieg. Jetzt ging's nur noch runter.

Bis zur Quelle waren es jetzt nur noch ein paar Minuten. Doch schon bei diesem Abstieg weit nach Mittag war es unglaublich heiss. Dann kam auch noch eine Umleitung dazu, da der PCT weggeschwemmt wurde, welche aber nicht wesentlich laenger war. Dann endlich die Quelle. Hier lungerten auch schon andere Wanderer herum die so aussahen wie wenn sie tot waeren. Zu diesem Bild passe ich perfekt dazu. Nachdem ich mir erfrischend kuehles Wasser von der Quelle holte, gesellte ich mich hier auch hinzu und genoss mehr als eine halbe Stunde Pause. Ich futterte ordentlich, machte mir aus dem kalten Wasser und der Art Brause (Crystallight) ein leckeres Erfrischungsgetraenk und entspannte mich ein bisschen.

Nun stand ein sehr sehr langer Abstieg bevor. 1.5 Liter Wasser sollten dazu reichen. Um's kurz zu machen: Es gab viele Schneisen im Berg, ich bin viele davon entlang gewandert, mir ist das Wasser kurz vor dem insgesamt ca. 1000 HM Abstieg ausgegangen was aber kein Problem war. Bei dem Fluss unten befand sich dann ein riesengrosser Campingplatz direkt neben dem Fluss sowie einer Zufahrtsstrasse. Dazu noch eine Toilette, oder sollte ich das einfach als Luxus beschreiben? Wie viel muss man durchleben, um eine einfache Toilette auf die man sich setzen kann als Luxus zu beschreiben? Schon seit Wochen ist mir klar, dass mich der PCT veraendert hat.

Ich holte mir Wasser vom Fluss und rehydrierte mich direkt mit 2 Litern in der Hoffnung, dass mein Koerper das nicht gleich wieder abstossen wird. Viel Zeit fuer eine Pause war aber nicht, ich musste noch weiter. Es waren noch 2.5 Meilen bis zur naechsten Campsite da ich diese sonst morgen wandern muss.

Noch schnell ueber eine Bruecke und dann in etwa auf gleichbleibender Hoehe ging's weiter und schwupps, war ich bei der kleinen Campsite. Hier waren auch schon drei andere Wanderer und ein Lagerfeuer brannte auch schon. Das half aber trotzdem nicht gegen die Moskitos. Was fuer Drecksviecher. Aber ich glaube kaum, dass es schlimmer wird als das was ich in der High Sierra erlebt habe. Ich machte mich an's Abendprogramm (Zelt, Matratze & Schlafsack) und dann an's Kochen. Heute gab es Maggi irgendwas-Brokoli-Nudeln. Beim oeffnen der Packung entpuppte sich das als Mogelpackung mit viel Reis. Was fuer ein Dreck. Ich hatte erst gestern Reispampe. Aber der Hunger treibt's rein. Nach dem Essen hatte ich immer noch Hunger, aber ich konnte nicht mehr essen, da das noch fuer morgen reichen muss. Ach, ist das gemein. Da sitzt man vor seinem halbvollen Baerencontainer und kann nicht mehr essen, da man noch weiterwandern muss.

Der Abend an sich um das kleine Lagerfeuer war sehr schoen, aber die Zeit im Bett (also im Zelt) einfach nur furchtbar. Es war schweinewarm! So warm, dass ich alles bis auf die Unterhose auszog. Sogar so schwitzte ich noch und dachte nur daran, wie der Schweiss den Dreck an meinen Unterschenkeln verfluessigen wuerde und ich diesen an meine Matratze schmieren wuerde. Was fuer eine Sauerei das doch ergeben wuerde. Ich konnte nur sehr schwer einschlafen und war auch einfach nur erledigt. Vermutlich lag das aber einfach an der Hitze. Deshalb kam es auch dazu, dass ich den Eintrag erst heute schreibe und es ist schon nach 12 Uhr, also kuehl genug.