Tag 47: Erster Zero day: "Independence Day in Lake Tahoe" oder "Das grosse Fressen"

2018-07-04: Lake Tahoe → Lake Tahoe


Abends musste ich noch Buster erklaeren, dass die Couch fuer mich reserviert war. Er hatte es sich darauf schon gemuetlich gemacht. Ich musste ihm tatsaechlich die Decke unter ihm wegziehen sodass er die Couch verliess. Dann warf ich noch schnell meinen Schlafsack drauf und damit war diese fuer mich reserviert. Ich schlief lange aus, sehr lange, bis um ca. 9 Uhr. Buster lief schon in der kleinen Wohnung herum als es gerade mal hell wurde.

Als erstes naehte ich einen weitere Naht am Hintern meiner Wanderhose welche aufging. Diese Wanderhose ist wirklich der letzte Mist. Die haelt ueberhaupt nichts aus, aber eine Neue moechte ich auch nicht kaufen. Mit der Wanderhose angezogen steckte ich nun meine Abendkleidung und die andere Unterhose in die Waschmaschine. Damit war wieder alles gewaschen, so etwas wie ein frischer Neuanfang. Ich fing auch schon mal an, meinen Rucksack etwas zu packen sodass es spaeter nicht mehr ganz so viel zu tun gibt.

Auch wenn ich meinen alten Hut nun aufgeben muss, gibt es doch noch etwas was ich davon behalten kann: Die Kordel welche ich vor Jahren mit meiner Oma hergestellt habe. Diese wird nun auch bei dem neuen Hut mit wandern der hoffentlich auch 10 Jahre lang halten wird. Leider hat dieser keinen familiaeren Bezug mehr wie der vorherigen von meinem Vater der ihm als Anglerhut gedient hat.

Nun ging's an die Essensjagd. In Richtung Westen laufend, entlang der Strasse am Lake Tahoe fand eine kleine Parade statt die ich mir ein bisschen vom "Bear Beach Cafe" angeschaut hatte. Die Bedienung dort fragte mich 2x wie ich meine Eier will und was dazu und 2x sagte ich geruehrt und Wuerstel. Was ich bekam war Spiegelei und Schinken. Egal, ich futterte das einfach in mich rein. Das dortige WIFI funktionierte eher recht als schlecht, aber so wichtig war das auch noch nicht.

In dem Cafe fuehrte ich noch ein wichtiges Telefonat mit Dr. Hund. Dieser wird doch tatsaechlich uebermorgen bei mir mit dazu stossen!!! Ach, ist das cool! Leider nur fuer einen Wandertag aber besser als nichts. Als ich auf dem John Muir Trail unterwegs war hat das ja leider nicht geklappt. Da freue ich mich schon wahnsinnig darauf.

Nun ging's an's Einkaufen fuer das Essen in den kommenden Tagen und ich wollte auf keinen Fall Hungern. Als ich bei dem Cafe auf der Toilette vor einem grossen Spiegel stand und mein T-Shirt hoch hob, war ich ziemlich erschrocken. So abgemagert (ja, ich habe noch einen kleinen Bauch) war ich schon seit 10 Jahren nicht mehr. Ich muss unbedingt mehr auf der Tour essen um noch zumindest ein paar Fettreserven zu haben. Deshalb kaufte ich fuer erwartete 4 Wandertage 2 Packungen Kaese, 2 Packungen Salami, ein Baguette, eine Packung Tortillas, eine Packung Snickers, 4 Packungen Nissan Noodles mit Beef Geschmack, 2 Packungen Muesliriegel und sehr sehr viel Mueslizeug zum Fruehstueck. Damit koennte ich locker 7 Tage durchhalten, vllt. sogar 8. Aber das werde ich hoffentlich ueber die 4 Tage verputzen und dann ueber den Wanderweg fliegen :-). 2 Tafeln Schokolade hatte ich ja auch noch von gestern.

Etwas besonderes kaufte ich auch noch: Mausfallen. Gestern Nacht huschte eine Maus durch's Zimmer was mich nicht weiter stoerte, da mein Essen alles in dem Baerenkanister ist. Doch diese Maus wollte ich doch noch fuer John loswerden. Zurueck in der Wohnung bestueckte ich eine Mausfalle mit einem Stueck Snickers und schob es ganz weit hinter den Herd, sodass Buster es nicht erreichen konnte. Nachdem ich das Essen alles in den Baerenkontainer verraeumt hatte, zumindest so gut es ging, machte ich mich wieder auf dem Weg in Richtung Hostel. Bei einer Brauerei stand dann etwas von "Pizza" und nur weniger als 2 Stunden nach dem Fruehstueck machte ich mich an's Pizzaessen, allerdings nur mit Cola. Dort konnte ich dann auch das Paper Korrektur lesen was mir gestern noch beim Hostel ausgedruckt wurde um die letzten kleinen Fehler zu finden. Die Pizza war nicht mal schlecht und ich war ziemlich satt. Dann ging's gleich weiter zum Hostel wo ich wieder die anderen PCT Mitesser von gestern sah. Erst mal erledigte ich die Restarbeit am Computer und war sehr erleichtert als das endlich beendet war.

Heute bekam ich auch noch eine etwas schockierende Nachricht von meinem Webprovider der pacificcrest.de Website. Wg. angeblichem SPAM was kein SPAM war, werden meine Websiten gesperrt. Was? Wie bitte? Jetzt sind tatsaechlich alle meine Webseiten gesperrt, blos weil vermutlich irgendein bloeder automatisierter Algorithmus meint, dass ich SPAM verschicke. Aber das wird sich hoffentlich bald erledigen. Severin aus Deutschland unterstuetzt mich dabei das wieder zum Laufen zu bekommen.

Nachdem meine Arbeit am Computer im Hostel fertig war, bastelte ich mir noch aus einer Pappe ein Schild auf dem stand "PCT Hiker to trail" in der Hoffnung, dass mir das morgen Frueh hilft schneller zum Trail zu kommen. Spaetestens um 7 Uhr moechte ich gerne wieder auf dem PCT unterwegs sein. Es stehen 27 Meilen an, um rechtzeitig in Sierra anzukommen um mein Paket entgegen zu nehmen, wenn es denn rechtzeitig ankommen wird. Irgendwie geht momentan alles drueber und drunter, aber es wird schon alles klappen.

Tja, was macht man denn, wenn nichts mehr zu tun ist? Richtig! Essen gehen! Wieder mal machten sich PCT Hiker auf die Jagd nach Essen und dieses mal war es mexikanisch. Ich selbst bestellte mir einen Burrito in der Version Super, also extra gross, und "Wet", also mit viel Sosse. Von der Cola gab es zwei Varianten: Eine mit wenig und eine mit viel Zucker. Bitte? Ist doch klar, was ich will: Zuckercola, und davon gleich zwei! So ging das grosse Fressen erneut los. Die anderen drei PCT Hiker machten es aehnlich. Das war einfach nur noch ein abartiges hineinstopfen von Kalorien. Ich konnte regelrecht sehen wie sich auf meinem Bauch eine kleine Kugel bildete. Vollgestopft ging's dann weiter zum Eisessen, aber nicht zum normalen Eis essen. In diesem Laden wurde eine grosse Kugel Eis zwischen zwei Kekse gepackt. Das maximiert die Kalorien. Warum Eltern ihren bereits fetten Kindern so etwas kauften war mir auch nicht klar. Das muss wohl etwas amerikanisches sein.

Komplett ueberfressen machten wir dann aus, dass wir uns spaeter noch fuer das Feuerwerk treffen. Ich machte mich wieder an den 30 minuetigen Heimweg wobei mir wieder in der ersten Minuten meine Huefte schmerzte. Das ist so ein ekelhafter Zugschmerz den ich nach Pausen immer in der ersten Minute habe. Aber so ist das eben. Das werde ich wohl bis Kanada auch nicht loswerden. Allgemein denke ist, dass das bisschen Laufen gut tut auch wenn ich dabei ein paar Schmerzen habe. Heute werde ich insgesamt so ca. 5 Meilen laufen, aber ganz ohne Rucksack und max. 1.5 Meilen am Stueck.

In der Wohnung angekommen war das erste was ich inspizierte die Mausfalle und tataaa: Erwischt! Auch Maeuse lieben Snickers. Heute huscht nichts mehr in der Nacht in der Wohnung herum. Ab in die Muelltonne mit ihr.

Nun habe ich hier eigentlich fast alles erledigt. Ich habe Nachschub besorgt, hatte einen Zero Day der sich aus gesundheitlicher Sicht sowieso nicht rentiert hat (das kenne ich schon von vorherigen Wanderungen bei denen am naechsten Tag einem sowieso alles gleich wieder weh tut), dafuer habe ich mir gute neue Ausruestung besorgt. Insbesondere das neue Wasserfiltersystem. Mein altes Zeug inkl. der scheiss drecks Handfilterpumpe landete in der Hikerbox des Hostels. Nur neue Spitzen fuer meine Wanderstoecke konnte ich nicht bekommen.

Tja, das war's dann fuer heute. Spaeter geht's noch zum Feuerwerkschauen und das war's dann mit South lake tahoe. Ich freue mich schon wieder, morgen zurueck auf dem Trail zu sein. In der Zivilisation fresse ich einfach zu viel :-)

Die Wanderschuhe werde ich noch weiter runterlaufen.