Tag 40: Gemuetlicher Abstieg mit kurzer Strecke

2018-06-27: Campsite → Donhue Pass → Tuolumne Campground


Geschaetzte Strecke: 16 Meilen

Diese Nacht habe ich wieder mal richtig schlecht geschlafen. Die Idee, meinen Schlafplatz direkt nebem dem Fluss aufzuschlagen war nicht gerade gut. Der Fluss aendert naemlich ab und zu seine Geraeusche und dann hoert es sich so an wie wenn etwas am Campingplatz herum schleicht. Aber auch so haette ich wohl wg. dem Getoese nicht wirklich gut schlafen koennen.

Als Fruehstueck gab es noch mehr von dem Mist, den ich gestern in Reds Meadows gekauft hatte und es ging dann um 6:40 Uhr los. Der Himmel war auch leicht bewoelkt was nicht all zu oft vorkam. Nun standen mir erst mal ca. 400 HM Anstieg zum Donhue Pass bevor. Doch bei diesem Aufstieg ging es mir nicht all zu gut. Es war so wie wenn wieder mal die Batterien leer waren, aber ich hatte doch zuvor so viel suessen Krimskrams zu Fruehstueck gegessen und zum Abendessen sogar die leckere Lasagne. So genau konnte ich mir meine Schlappheit nicht erklaeren... ausser es lag an dem wenig Schlaf was schon oft ein Problem war. Aber umkehren macht ja auch keinen Sinn und so lief ich Schritt fuer Schritt weiter. Ich ueberquerte zig kleine Fluesse und die Bewaldung hoerte schon bald auf und es wurde wieder mal Hochalpin. Der Weg dauerte auch laenger als erwartet aber letztendlich schaffte ich es, zusammen mit dem anderen Deutschen den ich von gestern kenne, hoch zum Pass der an sich relativ unspektakulaer war.

Vom Pass aus konnte man das lange flache Tal (ein Meadow) sehen welchem der PCT sehr sehr lange Zeit folgen wird. Ich selbst wollte keine Zeit verlieren und machte mich gleich an den Abstieg welcher 600 HM veranschlagte. Nach nur ein paar Minuten verlor ich aber nach ein paar Schneefeldern den PCT. In der Ferne jedoch sah ich einen Wanderweg und dieser konnte nur der PCT sein. Also auf zum direkten Abstieg! So muss das fuer die Wanderer vor 100 Jahren gewesen sein als es hier noch keine praeparierten Wanderwege gab. Es dauerte keine 15 Minuten und ich war wieder auf dem PCT und ein gutes Stueck weiter unten bei einem See. Der Wanderweg schien an dessen Ausfluss vorbei direkt bergab zu verlaufen... oder auch nicht? Ich stand vor einem Geroellfeld ohne sichtbaren Wanderweg. Hm.... ein Blick in die Karte zeigte dann, dass der PCT den breiten Ausfluss querte und diesem nicht folgte. So fand ich wieder zurueck zum PCT und musste kurz aufsteigen um danach knackig abzusteigen. Hier war der Wanderweg sehr stark praepariert. Alles war mit Stufen praepariert um diesen Weg begehbar zu machen.

Wieder ein gutes Stueck weiter unten musste ich nochmals einen Fluss ueberqueren, doch das war nur moeglich wenn ich ein kleines bisschen nasse Schuhe bekomme. So war's dann auch als ich auf Steine trat welche etwas unter Wasser lagen. Wieder mal folgte ein weiterer Abstieg, und zwar der letzte bedeutende fuer heute welcher angenehm durch ein eher bewaldetes Gebiet fuehrte.

Unten angekommen spuehrte ich, dass an meiner linken Ferse etwas stark rieb. Das haengt wohl mit dem Loch im Socken zusammen (nicht dem an dem Fussballen, sondern einem neuen Loch), welches ich vor kurzem beim Sockenhochziehen rein gerissen hatte. Als ich meine Ferse anschaute war diese wundgescheuert. Mein Schuh rieb direkt an der Haut und es hing auch schon ein Stueck haut weg. Wieder mal: Mist! ich wechselte linken und rechten Socken. So sollte ich es zumindest bis weiter zum Zielort machen koennen. Dann schnitt ich auch etwas von meinen Schuhen im Fersenbereich ab was eher nutzlos war. Die Schuhe sehen mittlerweile auch total ramponiert aus. Das Innenfutter an den Fersen schaut heraus und vom Profil ist auch nicht mehr soviel uebrig. Ich brauche wohl sehr bald Neue, weiss aber noch nicht, woher ich diese bekommen werde. Ashland ist noch 800 Meilen entfernt was vermutlich etwas zu weit ist. Mal schauen was ich da machen werde.

Jetzt stand mir ein 9 Meilen Talhatsch vor. Wie langweilig! Dieser folgte dem Meadow und bog sich langsam in Richtung Westen. Nach ca. 30 Minuten sah ich eine Wanderin mit meinem alten Rucksack der noch neu ausschaute. Nach einem kurzen Smalltalk mit ihr machte ich dort einfach Pause und futterte erst mal etwas. Es war wohl noch nicht mal 11 Uhr, aber ich hatte schon wieder Hunger. Und das, obwohl ich vorhin soviel zum Fruehstueck gegessen hatte.

Es gab Kartoffelbrei zusammen mit Thunfisch und irgendeiner kleinen Chillipackung als Gewuerz. All das habe ich kostenlos aus der Hikerbox bekommen. So schmeckt das natuerlich noch besser :-). Ich musste auch kein Gas verbrauchen, da ich hoffe, dass mir das Gas noch fuer weitere 7 Tage reichen wird.

Nach dieser vllt. 30 Minuetigen Pause ging's weiter. Ich wollte nicht all zu viel Zeit verlieren.

Mal ganz allgemein wollte ich hier festhalten, dass ich die meisten Flussueberquerungen nicht beschreibe, da es einfach zu viele davon sind. Viele Fluesse ueberquere ich, indem ich oft auf Steinen balanciere oder sogar auf einem Baumstamm um den Fluss trockenen Fusses zu ueberqueren.

Es ist vllt. auch interessant zu wissen, warum ich heute nur wenig wandern wollte. Es scheint so, als ob ich mir bei einem der vorherigen Tage einen Wolf gelaufen habe, allerdings nicht zwischen den Beinen, sondern eher in der Pobacken Gegend. Das ist alles andere als angenehm. Ich hoffe, dass ich das heute mit einer Dusche und einer erweiterten Pause los bekommen werde.

Ca. 3 Stunden hat mich diese Talwanderung gekostet die absolut stink langweilig war. Ich nahm vom PCT die Abzweigung zum offiziellen Campingplatz und wurde auf den Backpackerbereich verwiesen. Das Problem war, dass es hier keine Dusche gab! Ach du meine Guete, auf das habe ich mich schon seit 3 Tagen gefreut. So musste es halt eine Alternative dazu erledigen: Ich lief zum Fluss der von dem Eiswasser gefuellt wurde welches ich 4 Stunden zuvor ueberquerte, welches aber nach der langen Strecke nicht mehr ganz so kalt war und vollzog in dem Fluss unter Augenschein von anderen ein kleines Bad. Das muss auch fuer die kommenden Tage ausreichen. Mehr gibt's nicht. Meine Waesche wusch ich ohne Seife (die ist mir ausgegangen und ich sehe gerade, dass ich leider auch keine weitere Seite gekauft habe) was auch fuer die kommenden Tage ausreichen muss. Mein Wanderzeug ist ja sowieso wieder nach einem Tag voellig dreckig.

Der andere Deutsche kam auch schon bald hier an und wir gingen gemeinsam zum vllt. 10 Minuten entfernten Einkaufsladen um erst mal einen Burger zu essen und dann neue Vorraete einzukaufen. Leider gibt's kein wirkliches Abendessen zum Einkaufen sondern nur kleinere Snacks. Das kann ja die kommenden Tage interessant werden...

Was mich besonders gefreut hat war, dass der Laden Socken verkaufte und ich habe nun 2 paar neue Socken!!! Yeeeha. Hoffentlich taugen die etwas besser als die anderen. Die schwarzen welche ich seit Anbeginn der Wanderung mit dabei hatte, warf ich gleich weg. Die anderen Zehensocken dienen nun als Schutzhuelle (oder sollte ich schreiben Schutzsocke?) fuer die Sonnenbrille die ich vor 3 Tagen gefunden habe.

Nachdem alles gut im Baerenkanister verstaut war, stellte sich die Frage nach dem Abendessen. Der andere Deutsche meinte, das es bei der Toulumne Lodge etwas geben sollte und er dort per Anhalter hinfahren wuerde. Klingt gut, da komme ich mit. Tja.... nur wollte uns keiner mitnehmen. Er selbst hat aufgegeben und ist zurueck zum Einkaufsladen gegangen um wohl wieder einen Burger zu kaufen. Ich bin die 20 Minuten hin gelaufen und siehe da, es gab dort tatsaechlich ein ordentliches Abendessen: Da ich alleine war, kam ich auch sofort an die Reihe und brauchte nicht vorab zu reservieren. Ich wurde an einen Tisch mit anderen gesetzt und bekam super leckeres Essen: Vorspeise war ein einfacher Salat, Hauptspeise dann ein Medium gebratenes Steak und Nachspeise ein Kaesekuchen. Die anderen welche mit mir am Tisch sassen wollten viel ueber meine Wanderung wissen. Insbesondere die 4 etwas aelteren Damen. Eine davon sagte mir auch, dass sie mich anschliessend zum Campingplatz zurueckfahren wird. Prima!!! Was noch besser war: Am Ende von dem Essen sagte mir die eine, dass sie mich einladen. Das ganze Essen war wohl ca. 40 bis 50 Dollar wert!! Oh Mann, war ich mal wieder froh. Ich habe einfach unglaubliches Glueck. Wir tauschten noch die Email Adressen aus falls ich mal nach Seattle komme und dann verabschiedete ich mich noch von den anderen nicht-Fahrern.

Bei dem Empfang bat ich noch darum dem Koch auszurichten, dass ich seit 40 Tagen den PCT laufe und das wohl das beste On-Trail Essen war, was ich bisher bekommen habe. Ich denke mir, dass ihn das auch sehr freut. Dann wurde ich von Lisa zurueckgefahren.

Und schon begann ein anderes Abendprogramm: Ein paar Ranger erzaehlten Geschichten, spielten Banjo, Geige und Gitarre und sangen froehlich vor sich her. Ich befinde mich jetzt ja auch im Yosemite National Park, was der erste Nationalpark der USA war.

Achja, Toilettenpapier musste ich auch noch besorgen, es gab aber keine Rollen einzeln zu kaufen. Bei der Lodge fand ich in der Toilette eine Rolle mit ein bisschen Ueberbleibsel welche ich einfach eingesteckt habe. Das wird schon OK sein ;-).

Nun stehen 3 beschwerliche Tage vor mir. Ich habe einige an Meilen vor mir um innerhalb von 3 Tagen zum Highway zu kommen. Mal schauen ob das so klappt...