Tag 13: Die erste Klapperschlange auf dem PCT

2018-05-31: big bear city → benchcamp campsite


Geschaetzte Strecke: 4 + 17 Meilen

Heute bin ich erst sehr spaet aufgestanden. Der ganz einfache Grund dafuer war, dass ich spaeter erst sehr spaet zum Schlafen gegangen bin. Ausserdem haben meine Fuesse eine kleine Pause verdient. Das interessante Experiment wird heute auch sein, wie weit mein Akku von den Solarzellen aufgeladen werden wird, da er fast komplett leer ist. Einer der normalen Gummis mit dem ich die Solarzellen am Topcase von meinem Rucksack befestigt habe ist auch gerissen und beide wurden durch 2 Haargummis ersetzt welche ich in einer Hikerbox vor langer Zeit gefunden habe. Das zweite Bier was ich mir gestern gekauft hatte, schaffte ich nicht mehr. Das legte ich in die Hikerbox und ich bin mir sicher, dass sich jemand tierisch darueber freuen wird.

Erst mal galt es zurueck zum Zentrum von Big Bear City zu kommen. Dieser Marsch ging deutlich entspannter als der gestern zum Hotel. Beim Hinweg stellte ich fest, dass ich haette einen schnelleren Weg haette nehmen koennen, naemlich noerdlich vom Flughafen, aber jetzt war das auch schon zu spaet. Ist ja nur eine halbe Meile extra und viel hatte ich nicht vor.

Schnell gelangte ich auch zum Dyson Canyon den ich nun fuer ca. eine Stunde leicht aufsteigend auf einer Schotterstrasse weiterlaufen musste. Dann querte endlich der PCT und ich war zurueck. Der Watercache an dieser Stelle war leer. Komplett leer. Der PCT wird hier irgendwie nicht ganz so toll gepflegt. Echt schade, aber ich brauchte ja auch nicht mehr Wasser. Ab sofort hiess es Richtung Westen zu gehen, d.h. in Richtung vom Meer. Noerdlich gab es anscheinend kein Gebirge mehr. Der erste Teil der Strecke verlief sehr angenehm im Wald. Allgemein gibt es heute bis auf ein bisschen auf und ab, wobei das ab deutlich ueberwiegt nicht viel zu tun. Den Big Bear Lake konnte ich schon bald ausmachen. An dessen Rand befanden sich huebsche Villen von denen ich wohl nie eine besitzen werde. Da ich mit der gestrigen Notsitzung bei der Tankstelle mein Rhythmus zum Spatenstechen am Morgen verloren ging, war es dann jetzt soweit... mit schoenem Blick ueber den See. Ich traf auch ein paar andere Leute von hier mit denen ich ueber den PCT sprach. Diese nahmen auch PCT Wanderer im Auto mit.

Der PCT fuehrte dann vom See weg und fing an steiler abzufallen. Ich ueberholte irgendeinen der sich mit gefuehltem Schneckentempo fortbewegte. Ein paar Minuten spaeter hoerte ich es dann ploetzlich Ratteln. Oh! Das kommt aber nicht von der Heavy Metal Musik die ich mal wieder laut hoerte. Das ist eine verfluchte Klapperschlange. Dieses Mistviech hat sich direkt neben dem Wanderweg unter einem umgefallenem Baum breit gemacht. Von gewisser Ferne schaute ich diese an. Was fuer ein haessliches Viech. Von Boulder kannte ich nur die hell braunen die auch noch ein bisschen huebsch waren. Diese aber war sehr dunkel und hier und dort befanden sich auch hell braune Schuppen. Irgendwann wollte die nicht mehr klappern aber ein stampfen auf den Boden half dann wieder, dass die Klapperte. Was fuer unnuetzes Getier! Ich war froh, dass ich diese rechtzeitig gesehen hatte und warnte noch den mir Nachfolgenden, da dieser Ohrenstoepsel zum Musikhoeren verwendete.

Die ersten 10 Meilen gab es auch kein Wasser. Was fuer ein trockenes Oedland. Ich stellte mir schon vor, wie ich meine Ankunft in Kennedy Meadows in ca. 2 Wochen zelebrieren werde. Kennedy Meadows ist fuer viele PCT thru-Hiker der entscheidende Punkt, ab dem es fast keinen Wassermangel mehr gibt. Das macht mir hier schon wirklich zu schaffen. Aber ich halte auch noch die kommenden 2 Wochen durch, auch wenn es wohl nochmal haerter werden wird!

Nach den ersten 10 Meilen befand sich ein Trinkbrunnen welcher laut der Aufschrift aber nur fuer Tiere geeignet ist, da ungetestet. So verwendete ich eben meinen Wasserfilter und holte 3 Liter Wasser. Einen davon trank ich gleich um wieder zu rehydrieren. Dieser Teil des Weges war mal wieder von einem Feuer abgefackelt und um die Wasserstelle herum gab es keinen Schatten. So setzte ich mich zu 2 anderen Wanderern (Griz, so wie der Grissly Bear und Sierra, so wie Sierra Nevada IPA :-) ). Diese doesten auch schon fleissig vor sich her und genossen den Schatten. Jeder hatte seinen eigenen Baum und die Temperatur war gerade auf dem Hoechststand. Das besondere war allerdings, dass es im Schatten relativ kalt war, da der Wind sehr stark blies. So sass jeder von uns mit langaermlichem Oberteil da. Der andere sehr langsame Wanderer kam auch an und nahm den vierten Baum ein. Viel wurde nicht geredet, sondern einfach nur die Stille genossen. Dann machte ich mich als erster an das Weitermarschieren.

In etwa 2 Stunden wollte ich die letzten 6 Meilen fuer heute fertig machen und es war gerade 3 Uhr. Die Landschaft aenderte sich wieder von einem halb abgefackletem Wald hin zu einer Vegetation welche man wieder eher von der Wueste her kennt. Der Weg machte viele Kurven. Sehr viele Kurven zogen sich durch das Wandergebiet, so viele, das es mich bald nervte. Vllt. waren es aber auch die Fuesse, die erstaunlich frueh das schmerzen angefangen hatten. Das war gestern einfach zu viel. Nach einer Stunde gelangte ich dann in ein Gebiet bei dem der Weg teilweise sehr sandige Abhaenge entlang ging. Mich wunderte es, dass hier bei 1000den PCT Hikern der Weg nicht komplett verschwindet. Allerdings scheint immer wieder Sand von oben nachzukommen. Schon bald verwandelte sich das trockene Gebiet wieder in ein gruen bewachsenes. Grund dafuer war das Wasser, welches nun in dem Tal floss und diesem werde ich heute und teilweise auch noch morgen weiter folgen. Ab sofort steht mir viel, sehr viel Wasser zur Verfuegung. Bald gelangte ich auch an den eigentlich angedachten Zielort fuer heute. Dort machte ich mich an's Kartenlesen und Planen. Ich hatte naemlich die Wasserplanung nicht soweit durchgefuehrt und musste jetzt feststellen, wann ich wie weit wandern kann um die Wasserversorgung richtig zu stellen. Das muss auf ein paar Tage im voraus passieren um keinen kurzen Tag von weniger als 20 Meilen zurueck legen zu muessen. Dann stellte ich fest, dass es in 3 Tagen eine 20 Meilen Strecke ohne Wasser geben wuerde. Dafuer musste ich nun alles auslegen. Wenn ich heute noch ein paar Meilen mehr wandere, dann muss ich morgen keine 28 Meilen zuruecklegen. Als ich diese Ueberlegung anstellte, kam auch schon Griz vorbei und lief weiter zum naechsten Campingplatz.

Auf der Karte war ein paar Meilen weiter auch ein Platz eingezeichnet, der nach etwas offiziellem aussah. D.h., er sollte schoener sein als dieser hier. Also weiter ging's.

Der Weg verlief jetzt erst mal ein bisschen aufsteigend, da das Wasser durch eine Schlucht verlief. Der Vogelgesang nahm in der gruenen Vegetation auch staerker zu. Immer wenn es sehr trocken wird, gibt es auch weniger zwitschernde Voegel. Ich nehme die Natur wieder mal deutlich bewusster wahr als sonst. Der heutige Weg ist allgemein deutlich zugewucherter und nicht gepflegt. Mit Pferd koennte man hier nur sehr schwer durchkommen. Teilweise liegen grosse Baumstaemme ueber dem Weg was fuer ein Pferd unpassierbar waere. Es erscheint mir so, dass sich in diesem Bereich die Menschen weniger fuer den PCT interessieren.

Die Campsite erreichte ich dann auch bald und Griz war schon vor Ort. Das Zelt war schnell aufgeschlagen, dann noch Wasser filtern und Essen kochen. Dann gesellte sich auch noch ein anderes Maedel hinzu das ich noch nicht kannte. Ihr Trailname ist Avatar, weil sie sich immer blaue Sachen anzieht.

Zum Abendessen gab es heute Nissan Noodels die ich wieder mal mit Kartoffelpueree vermengte. Ich befuerchte, dass das mein Standardessen fuer die kommenden Wochen werden wird. Da ich mit der 2-ten Gaskartusche mehr Gas als noetig mit dabei habe, kochte ich mir auch noch einen halben Liter Pfefferminztee. Das ist wahrer Luxus.

Beim Abendgespraech mit den anderen stellte sich auch heraus, dass sowohl Griz als auch Avatar erfahrene Weitwanderer sind. Griz machte auch Teile der Via Alpina, allerdings eine andere Strecke als meine. Schon interessant, dass es viele junge Leute gibt, die auch auf Wanderabenteuer stehen. Griz kommt auch aus Denver und hat in Boulder studiert. Ein PCT Nachtreffen wurde schon ausgemacht! Da wird es vieles zu erzaehlen geben. Allgemein haben wir 3 vieles gemein. Unsere Planung laeuft auch ganz einfach in der Form, dass wir jeden Tag ueber 20 Meilen schaffen sollten. Dann klappt's auch mit Kanada. Nur Avatar hat eine besondere Restriktion: Sie muss am 11. September fertig sein. D.h. sie muesste 20 Tage schneller wandern als meine eigene Planung ist bei der ich bisher nur 2 Tage voraus bin. Das wird sicher hart fuer sie. Aber mal schauen wie weit ich ueberhaupt komme!

Alles in allem war der Tag leider eher langweilig, dafuer aber mit viel Wasser.