Tag 11: 2000 HM Aufstieg

2018-05-29: Whitewater reservoir → Mission Creek campsite


Geschaetzte Strecke: 22 Meilen

Der gestrige Tag verlief ja ganz gemuetlich. Nur 18 Meilen waren zu schaffen. Es war zwar brutal heiss, dafuer gab es viel Trailmagic was den Wandertag sehr entspannt hat. Wegen der Hitze haette ich auch nicht viel mehr schaffen koennen. Es hat sich aber absolut rentiert, nur 18 Meilen zu schaffen, da der Ort an dem ich uebernachtete einfach unglaublich schoen war, eben eine kleine Oase.

Ich stand wohl als einer der letzten auf. Die Nacht selbst war sehr gut. Es war die erste halbe Stunde noch so warm, dass ich das Zeltueberdach offen liess um wenigstens noch etwas Luft reinzubekommen. Den Reissverschluss von dem Innenzelt liess ich mal schoen brav zu. In der Frueh konnte ich dann die Ameisen von innen heraus weg schnipsen. Mein Zelt ist also immer noch Ameisensicher.

Das Fruehstueck bestand einfach aus diesen billigen Morgen Muesli Riegeln mit Fruchtfuellung. Ganz schoen ekelhaft! Ich liess mir sehr viel Zeit am Morgen, weshalb ich den Zeltplatz auch als vor-vorletzten verliess. Erst mal galt es wieder den Weg von gestern zurueck zu laufen. Das Flussbett wurde damit wieder ueberquert und es ging erst mal an dem Flussbett nebenan vorbei. Nach ca. 1/2 Stunde querte ich dann das Flussbett selbst, wobei ein riessen Baumstamm der laengs zur Stroemung lag mir half, das Flussbett trockenen Fusses zu ueberqueren. Die Landschaft veraenderte sich wieder zu einer deutlich Kakteenreicheren und nun stand der ersten 300 HM Aufstieg an. Onedel sah ich vor mir laufen was mich auch dazu anspornte etwas schneller zu laufen, aber er war nur schwer einzuholen.

So, nun ist schon der naechste Tag. Statt gestern weiterzuschreiben bin ich einfach eingeschlafen. Ich war einfach tot muede. Das bin ich heute auch, aber noch geht es.

Als naechstes verlief der Weg leicht abfallend in ein Tal ohne Wasser. Nicht viele Hoehenmeter gingen dafuer drauf. Es ist schon eine Laune der Natur, dass in einigen Taelern das Wasser nur so fliesst und andere einfach nur ausgetrocknet sind. Ich hatte nur 2.5 Liter Wasser mit dabei in der Hoffnung, dass es in dem naechsten Tal Wasser geben wuerde. Doch was, wenn nicht? Was, wenn es dort kein Wasser geben wird ohne dem ich kaum den Aufstieg schaffen wuerde. Vllt. haette ich mehr Wasser mitnehmen sollen. Haette, wuerde, koennte, ... Jetzt ist es auch zu spaet. Weiter ging's Zick Zack hoch zum naechsten Grat den ich eine Zeit lang entlang lief. Immer wieder konnte ich einen Blick in's naechste Tal werfen, allerdings kein Wasser ausmachen. Das sieht schon mal nicht gut aus. Deshalb fing ich an, was Wasser wieder mal zu rationieren. Nur, wenn meine Kehle wirklich trocken war, gab's einen Schluck Wasser. Da beim Aufstieg die Socken in den Sandalen immer weiter nach vorne rutschen, musste ich diese immer mal wieder (so jede Stunde) nach oben ziehen. Doch als ich das heute machte, tat es einen "ratttttschschsch". Tja, nun ist ein Socken kaputt. Vllt. sollte ich aber sowieso anfangen, barfuss in den Sandalen zu wandern. Die Socken waren ja auch nur dazu da, Blasen vorzubeugen.

Der Abstieg in's naechste Tal stand nun an, wo ich mir auch Wasser erhoffte. Der Himmel war leicht bewoelkt, was das ganze Wandern heute schon mal sehr erleichtert hat. Habe ich schon erwaehnt, dass heute verteilt 2000 HM zu bewaeltigen waren? Ich wusste das zum Glueck nicht vorher, sondern nur, dass es viele HM sind. Den Abstieg fuehrte ich weiter fort. Ein paar Kehren hier und dort, und immer blickte ich runter in's Tal um ein bisschen Wasser zu orten, aber nichts. Als ich dann endlich im Tal war sagte mir ein Blick auf die Karte, dass ich das Wasser in ein paar Minuten ueberqueren musste. Mit einem gewissen Abstand sah ich dann schon ein paar Baeume die nicht nur Baeume waren, sondern satte gruene Blaetter hatten. Da musste doch Wasser sein! Als ich naeher kam, lagen schon andere Noch-frueher-als-ich Aufsteher unter den Baeumen und von der Ferne konnte ich das Wasser plaetschern hoeren. Was fuer eine Erleichterung. Dort machte ich dann auch eine kleine Pause. Immerhin stand jetzt der Hammeraufstieg von den verbleibenden vllt. 1700 HM an.

Ein besonderes Highlight war die Erklaerung von Leyla wie sie ihren kleinen Zehernagel entfernt hat. Das ist ja cool! Endlich mal fallen bei jemand die Zehernagel aus! Sie zeigte uns auch gleich ihr Video (auch auf ihrer Instagram Seite), in dem man sieht, wie sie den Zehernagel raus zieht, zusammen mit Unmengen von Haut, und das dann mit dem Messer abschneidet. Einfach toll :-D.

Ich selbst machte mich gleich weiter zum Aufstieg. Noch wollte ich ausnutzen, dass es noch relativ kuehl war. Also eigentlich warm, aber kuehl im Vergleich zu der Hitze zwischen 12 und 14 Uhr.

Unzaehligen Kehren gab es zu bewaeltigen. Der Weg kreuzte immer mal wieder den Fluss, einmal musste ich sogar einen kleinen Mini Dschungel durchqueren. Fehlten nur noch die Bambusstangen. Wie cool ist das denn? Ein Dschungel umgeben von Wuestenlandschaft. Viele Kehren gab es zu bewaeltigen. Ich ueberholte einige die bereits mit der Mittagspause angefangen haben. Ich glaube, dass denen nicht klar ist, dass die Hitze von 12 bis 14 Uhr am hoechsten ist. Aber war mir auch egal. An einer Stelle wo ich gegen 12 Uhr pausieren wollten, waren schon ein Paerchen. Ne, auf das hab' ich keine Lust. Da schaue ich weiter. Eine Minute spaeter fand ich dann ein schattiges Plaetzchen. Jetzt wurde erst mal fuer 1.5 Stunden pausiert. Ich packte meinen Baerenkanister aus und fing an Salami und Kaese schweizer Art in die Tortillas einzuwickeln. Was fuer ein Genuss! Dazu futterte ich auch noch dieses und jenes was es so aus der Box zu knabbern gab. Dann hiess es Siesta. Ca. 1 Stunde lang doeste vor mich hin und wurde nur von ca. 15 Ameisen genervt die meinten unter mein T-Shirt oder in meine Unterhose klettern zu muessen um dann zuzubeissen. Tja, die sind jetzt im Ameisenhimmel. Die Pause tat gut, doch jetzt standen die weiteren 1000 HM an. Ich hatte genug zu Mittag gefuttert um das noch bewaeltigen zu koennen. Ich schaltete meinen Hikermodus auf "Aufstieg, Koerper Fresse halten" um und hatschte los. Im monotonen Schritt folgte ich dem Weg, immer schoen dem Fluss entlang. Ich ueberholte einigen andere und auch welche, die ich vorher noch nicht gesehen hatte. Den Fluss behielt ich genau im Auge und achtete darauf, dass ich genau weiss, wenn ich von dem Fluss abbog. Bei der letzten Moeglichkeit filterte ich noch einmal 1 Liter Wasser, nur so zur Vorsicht, dann verlief der Weg vom Fluss weg. Jetzt stand ich wieder ohne dem Luxus der dauerhaften Wasserversorgung da. Das war schon eine wahre Ausnahme bisher.

Nach einiger Zeit (wohl ca. 2 bis 3 Stunden) gelangte ich zum ersten Zeltplatz an dem es sogar Wasser gab. Ich hatte aber noch genug mit dabei und liess die Wasserquelle einfach sein. Beim dem Zeltplatz war am Nachmittag sogar schon ein Zelt aufgebaut. Dort war auch jemand den ich wie ueblich fragte wie es ihm geht und wie's laeuft. Es stellte sich heraus, dass er mit seiner Frau ein bisschen wandert. Diese musste wg. einem Unfall spaeter starten und hat deswegen auch die ersten 2 Wochen uebersprungen. Klingt ja furchtbar! Und jetzt sind die im Schneckentempo unterwegs. Nur 11 Meilen am Tag legen die hin. Das muss noch besser werden, wenn sie nach Kanada will. 15 Meilen sind schon das Minimum.

Der Weg verlief steiler und steiler und zog unzaehlige Kehren. War das noch der PCT? Ich war mir nicht mehr sicher. Alles schien so zu sein wie wenn es nicht zum PCT passt. Steile Abhaenge, sehr schroffe Felsen neben denen sich der Wanderweg entlang schlaengelte. Hinzu kam ein abgefackelter Wald wg. dem sogar Baumstaemme quer ueber dem Wanderweg lagen. D.h., dass z.B. ein Maultier diesen Weg nicht nehmen konnte, obwohl das beim PCT der Fall sein sollte. Schon am Anfang der Wanderung vielen mir markante Wanderwegspuren auf. In der Mitte befanden sich die Fussabdruecke, was an sich nichts ungewoehnliches war. Am Rand aber war alles aufgewuehltes Gestein oder Erde was von den Wanderstecken der ueber 1000 PCT Wanderer stammt welche diesen Wanderweg jaehrlich gehen. Genau solche markanten Spuren gab es auch hier, also werde ich schon richtig liegen. Was dagegen sprach war, dass eigentlich vor mir jemand sein sollte und hinter mir zwei andere. Allerdings waren diese ausser Sichtweite was trotz weiter Sicht etwas ungewoehnlich war. Naja, einfach weiter wandern... wird schon passen.

Bald kam ich auch bei der vorletzten Campsite an und nun sah ich auch Jeremy wieder. Das ist vermeintlich derjenige, der mich nach Paradise Valley ueberholt hat, der Schuft! Wieder war es nicht noetig, Wasser nachzufuellen, aber ich machte eine weitere Pause. Mittlerweile waren meine Batterien auch fast leer. Schon in der letzten Stunde machte ich immer mal wieder kleinere Pausen. Mittlerweile war schon jede kleinste Steigung furchtbar anstrengend. Aber immer einen Fuss vor den anderen setzen, dann komme ich schon zum Ziel, wenn auch nicht so schnell.

Die Vegetation wechselte auch von einem abgefackeltem Waldstueck hin zu einem teilweise, dann nur ein bisschen angesengten Wald. Komplett kaputt und am Ende meiner Kraefte gelangte ich dann endlich zu dem finalen Ziel: Der Campingplatz am "Mission Creek". Fuck, war das ein Aufstieg. Auf der anderen Seite war es nur halb 7, wobei ich schon um 6 Uhr da sein wollte. Eine halbe Stunde Verspaetung ist nicht ganz so schlecht! Es schafften auch noch zwei weitere thru-Hiker den Aufstieg sowie das andere Paerchen welche nur 11 Meilen am Tag schafften. Der Rest uebernachtete wohl irgendwo weiter unten was mich nicht ganz wundert. 2000 HM sind nichts fuer jeden und ich bin definitiv an meine Grenzen gekommen.

Das erste was ich machte war mich einfach nur hinzusetzen und nichts weiter zu machen. 10 Minuten spaeter machte ich mir dann eine heisse Schokolade. Das hatte ich mir jetzt wirklich verdient! Die Wasserversorgung hatte etwas besonderes: Man musste in eine kleine Unterhoehlung gehen um dort das Wasser zu bekommen. Wir beschlossen auch ein Lagerfeuer zu machen, weshalb ich meinen Baerenkanister als Eimer verwendete um genug Wasser zum Loeschen zu haben. Viel ist da sowieso nicht mehr drin.

Bei dem Aufstieg ist auch eine Naht bei der frisch genaehten Hose wieder aufgegangen. Was fuer ein Mist! Zum Abendessen gab es jetzt mal etwas experimentelles. Bisher hatte ich immer gleich wieder nach dem Abendessen Hunger. Dieses mal gab' es deshalb Nissan Noodels zusammen bei denen ich eine halbe Packung Kartoffenbrei mit dazu gemischt habe. Als Kroenung gab's noch Speckstueckchen und einen Bruehwuerfel. Diese Wuerfel beinhalten auch Salz was hier auch wichtig ist. Alles in allem sah das aus wie durchgekaut, runtergeschluckt und wieder ausgekotzt. Vom Geschmack her war es aber sehr lecker. Ich finde den Kocher auch ganz toll. Dieser wiegt zwar deutlich mehr als mein vorheriger nur-Gas Kocher, hat aber auch so ein Alu Hitzeschild was ich immer aussen herum packe. Damit verbrauche ich deutlich weniger Gas.

Ich hatte heute auch keine Fussschmerzen. Das ist schon etwas wirklich seltsames. Evtl. liegt das wirklich daran, dass ich heute hauptsaechlich einen Aufstieg hatte und dann die Fuesse anders belastet werden.

Das Lagerfeuer war schnell angeworfen als jeder mit half Feuerholz zu sammeln. Die herumliegenden Nadeln dienten als Zunder wobei es sehr beeindruckend war zu sehen, wie schnell diese Feuer fangen. Dieser Zunder ist der reinste Wahnsinn. Kein Wunder, dass es immer wieder grosse Feuer gibt. Ein paar Funken reichen schon aus um ein Inferno loszubrechen. Die Runde um das Lagerfeuer war sehr ruhig und angenehm. Es war einfach schoen, wenn nicht jemand die ganze Zeit etwas herumblubbert. Giggels (nicht Goggles) hat gestern wieder mal jede Menge Geschichten zur Unterhaltung erzaehlt wobei wohl nur ein Bruchteil der Wahrheit entsprach. So endete der Abend sehr entspannt. Das Lagerfeuer machte ich mit dem Wasser aus dem Baerencontainer aus und spielte dann noch Feuerwehrmann was in einem furchtbarem Gestank geendet hat. Tja. Tiefgelb....