Tag 68: Kalifornien ist durchgewandert, auf nach Ashland!

2018-07-25: CS1688 → Callahan's Lodge → Trailangel in Ashland


In der Nacht wachte ich mal wieder kurzfristig auf. Irgendetwas tummelte sich hier um mein Zelt herum. War das ein Baer? Oder ein anderer Wanderer? Vllt. eine Kuh? Oder wieder eines dieser bloeden Rehe? Das war mir aber auch egal. Ich stand einfach frueher auf, da ich in der Frueh nach Sonnenaufgang um kurz nach 5 Uhr nicht mehr schlafen konnte.

Um 6:05 Uhr startete ich dann los. Ich hatte noch einiges vor mir. Der heutigen Eintrag wird wg. Zeitmangel kurz und knapp. Das Morgenrot war wieder mal toll.... wg. dem Rauch.

Erst mal 2 Meilen etwas weiter Absteigen zum Wards Fork Gap. Viele Fortstrassen querten den PCT. Wieder mal Aufstieg ueber Wiesen und Waelder, Meadows, etc. Es haette hier sogar eine Nothuette gegeben die aber einen eher verwahrlosten Zustand gemacht hatte. Trotzdem gab es hier Wanderer die hier wohl uebernachteten und auch fruehstueckten. Noch ein paar Kehren und dann waren auf dem Wanderweg auf einmal Schilder aber ohne Abzweigung! Hier war die Grenze zu Oregon markiert. Einfach toll. Jetzt bin ich durch Kalifornien gewandert. Das war einfach ein tolles Gefuehl! Das war der Zeitpunkt auf den auch sehr viele andere PCTler gewartet hatten. Die Haelfte des PCT zu wandern war fuer viele kein besonderes Erlebnis, aber durch Kalifornien gewandert zu sein war einfach nur toll. Nun aber weiter!

Schon bald stand mir nun der gewaltige Umweg bevor. Statt 13 Meilen auf dem PCT zu wandern musste ich nun 20 Meilen auf einer Forststrasse laufen. Es gab bei der Abzweigung ab der der PCT gesperrt war nicht einmal ein Schild welches die Sperrung anzeigte sondern nur einen handgeschriebenen Zettel. Da haette ich mir schon etwas mehr erwartet.

Der Strassenhatsch war einfach nur noch furchtbar.... und dann spielte auch noch mein Magen wieder verrueckt. Irgendwo am Wegesrand warf ich meinen Rucksack ab und startete mit dem grauenhaften Vorgang. Etwas gruen gefaerbtes von mir zu geben war auch etwas neues fuer mich. Da ist etwas in meinem Koerper ordentlich kaputt, so richtig kaputt! Ich sollte eigentlich genug Abstand zu den anderen Wanderern haben.... aber nichts da. Auf einmal kam ein anderer Wanderer mit einem hohen Tempo vorbei, naemlich derjenige, welcher mir das Frisbee in's Gesicht schmiss. Er kehrte sofort um und rannte in Richtung Mexiko :-).

Die Umleitung war relativ einfach zu wandern, da es ueberall Hinweise in Form von mit Stoecken angedeutete Pfeile auf dem Boden gab die bei jeder Abzweigung anzeigten wohin man wandern sollte. Ich verwendete heute auch mein Handy zum navigieren, aber nur um die digitalen Karten darauf anzuschauen. Die ganzen Warnungen dass es sehr schwer ist sich hier zu orientieren verstand ich nicht. Es war kinderleicht die Abzweigungen mit denen auf der Karte zu identifizieren.

Wg. dieser Umleitung ueberquerte ich sogar nochmal die Grenze runter nach Kalifornien und dann wieder nach Oregon!

Der Frisbeemensch sowie 3 anderen ueberholten mich dann auch relativ schnell. Ca. 600 HM fuehrte der Strassenhatsch runter, einfach sehr sehr weit und all das musste ich auch wieder hoch laufen. Nach dem Abstieg tummelten sich die 4 schon irgendwo im Schatten in dem angeschrieben war, dass sich links von ihnen Wasser befand. Perfekt. Hier mache ich auch Pause. Ich fuellte mein Wasser nach und startete dann zu Kochen. Ich hatte noch eine Notfallpackung Beef Stroganoff mit dabei. Da ich gestern nichts zu Essen hatte und ich dringend Energie brauchte, gab es nun zum ersten mal etwas warmes zum Mittagessen.

Nun aber weiter die Forststrasse hoch. Ach, war das ein furchtbarer Hatsch und auch noch so langweilig! Nach vllt. der Haelfte des Aufstieges fand ich einen kleinen Zettel auf dem stand, dass man einfach die Strasse weiterlaufen koennte um damit viel "Bushwacking", also eine Art durch den Dschungel schlagen, vermeiden kann. Diese Strasse hatte ich vorher auch schon auf der Karte gesehen und diese war auch schon in meine moegliche Planung mit eingeschlossen. Auf dem Zettel stand dann auch noch, dass es in einer Meile Wasser geben wurde. Das war dann auch der Hauptgrund, dass ich die Forststrasse und nicht eine zugewucherte Strasse weiterlaufen wuerde.

Eine Meile spaeter befand sich dann tatsaechlich eine Quelle mit einem schattigen Plaetzchen. Genau die richtige Zeit um eine weitere Pause einzulegen. Rehydrieren und dann weiter aufsteigen. Bald konnte ich auch schon wieder die Halfmile Maps zum weiter wandern verwenden. Der Weg zog sich nun laenger hin als erwartet aber um es kurz zu machen kreuzte ich dann endlich wieder den PCT. Ich aber folgte der Strasse weiter um zu der Mt. Ashland Campsite hochzukommen. Dort ging ich zuerst mal auf die Toilette! Ach du mein kaputter Darmtrakt. Hoffentlich wird das bald besser.

Leider gab es hier oben kein Wasser. Was mache ich nun? Es war auch bereits 18 Uhr und der Abstieg wuerde noch 3 Stunden brauchen. Jemand anders hier bot mir dann erst mal Wasser an! Sogar mit etwas Eis darin. Das macht einen prima Elektrolyt Drink mit entsprechenden Tabletten. Prima!

Ich wusste, dass es am Ende des Abstieges Callahan's Lodge gab, einem Punkt auf meiner Tour den ich schon seit langer Zeit erwartete. Dort gab es eine Unterkunft, auch Zeltmoeglichkeiten und Essen, allerdings wurde ab 21 Uhr kein Essen mehr serviert. Vllt. komme ich aber sogar noch per Anhalter bis nach Ashland runter und kann bei einem Trail Angel uebernachten? Der eine Trail Angel (Becky) hat auch schon geantwortet und ich koennte morgen bei ihr auch uebernachten. Vllt. auch schon heute? Ich schickte eine Email los. Hier gab's immer mal wieder Empfang.

Dann machte ich mich an den Abstieg. Um die 800 HM erwarteten mich und etwa 9 Meilen. Ich legte einen Spurt ein. Viel gab's hier nicht zu sehen. Alles war in dicken Rauch eingehuellt. Ich wurde schon vorgewarnt, dass der Rauch unten im Tal viel schlimmer ist als hier oben. Da der Weg ab der Kreuzung zum PCT zum Campingplatz eine grosse Kehre hatte und ich deshalb ein paar Minuten verlieren wuerde wenn ich dort wieder zurueck lief, beschloss ich einfach direkt eine Abkuerzung zum PCT querfeldein zu nehmen. Das war knackig! All diese Aeste welcher herumliegen und der steile Hang macht das nicht gerade einfach. Es war beeindruckend zu sehen wie viele Spinnweben auf einmal in der "unberuehrten" Natur existieren.

Der Weg verlief nun in der Naehe der Strasse welche von der Natur gut versteckt war. Der Rauch nahm zu, ich kam sogar an einem Wasserhahn vorbei (!), sah zwei PCTler an einer klitze kleinen Ebene in ihrem Zelt sitzen (da war campieren wohl sicher nicht erlaubt, aber das war gut versteckt) und nach ca. 2 Stunden machte ich eine sehr sehr kurze 5 Minuten Pause um meinen Fuessen ein kleines bisschen Erholung zu geben. Dann weiter, ein paar Forststrassen gekreuzt und schwupps war ich unten auf dem alten Highway. Jetzt noch eine Meile Strassenhatsch, entgegengesetzt zum PCT den ich nun verliess. An dem neuen Highway rauschten die Fahrzeuge vorbei und es wurde schon wieder dunkel.

Dann endlich kam ich an: Callahan's Lodge, den Ort auf den ich mich schon seit Anfang der Tour freute. Allerdings war es 5 Minuten nach 9 Uhr. Gibt es hier noch etwas fuer mich? Ich kam in der Lodge an. Alles sah sehr sehr luxurioes aus. An der Rezeption war niemand, so lief ich zum Restaurant zur Bar. Dort wurde ich erst mal herzlich begruesst. Als ich fragte wo ich mein Zeug abstellen kann und ob es noch etwas zu Essen gibt meinten die nur "wo auch immer ich moechte, ich soll's mir einfach gemuetlich machen" und dass es noch etwas zu Essen gibt. Ich legte meinen Rucksack ab und dann erfuhr ich, dass sie den Koch gerade informierten, dass noch ein PCT Hiker angekommen ist. Fuer mich wurde noch eine extra Portion Spaghetti gemacht. Dann gab's auch noch ein Freibier welches von einem uebrig gebliebenem Fass von einer Hochzeit stammte. Als ob das nicht reicht wurde dann noch ein Freibier auf Callahan's Lodge serviert. Und dann kam noch ein Gast vorbei und gab mir und einem anderen PCT Hiker jeweils 5 Dollar und meinte, dass wir ein Bier auf ihn trinken sollen. Er selbst kann den PCT leider wg. seinen Knien nicht wandern und wir sollen weiter hoch nach Kanada wandern.

Ich fragte den Barmann dann, ob er wuesste wie ich nach Ashland per Anhalter kommen koennte. Dann meinte er, dass er um ca. 10 Uhr hier losfaehrt und mich nach Ashland fahren koennte. Wie absolut geil ist das denn? Alles scheint zu funktionieren wie ein schweizer Uhrenwerk ohne dass ich etwas dazu beitragen muss. Ich habe einfach viel Glueck. Meinem Trailangel schickte ich dann noch gleich eine Nachricht ob es OK ist spaeter zu kommen und das passte.

Leider kam mein kleines Paeckchen mit den Wanderkarte noch nicht an, sondern vermutlich erst morgen. Das ist aber kein grosses Problem, da ich hier wieder vorbei kommen kann wenn ich alles in Ashland erledigt habe.

Mit dem Bartender fuhr ich dann nach Ashland und wurde schon von dem Trailangel begruesst. Mitten im Zentrum von Ashland in einem sehr luxurioesem Haus. Noch schnell Duschen und dann schlief ich schon auf einer Art Sofa auf der Terrasse ein. Ich war kaputt und fertig.