Tag 3: Ein sehr langer Hatsch mit wunderbarem Ausblick

2018-05-20: Mt. Laguna → Irgendein Wassercache


Mount Laguna war wie eine kleine Oase in den Bergen. Unten alles ausgetrocknet und hier oben eine bluehende Landschaft. Nur der Service hier laesst halt sehr zu wuenschen uebrig (Geschaefte und Restaurant schliessen schon um 6 Uhr). Die Nacht war relativ schlaflos. Alles schmerzte: Die Fuesse, die Hueften welche sich seltsam anfuehlen (wohl wg. de Gewicht), der Nacken, einfach alles. Schmerzmittel moechte ich aber nicht nehmen. Sehr frueh stand ich schon wieder auf, ich bin innerhalb von 1 Tag zum Fruehaufsteher mutiert. Wo ich mich sonst immer wieder im Bett umdrehen wuerde, verstehe ich hier die Wichtigkeit vom fruehen Aufstehen. Schnell war alles zusammengepackelt. Irgendwie ist es schon langweilig ueber den PCT zu schreiben wenn man schon etwas Erfahrung mit dem Wandern und Zelten hat. Ohne dem wuerde es vermutlich viel mehr zu schreiben geben :-).

Wegen dem Wolf trug ich nun die Strumpfhose unter der Unterwaesche. Da die Wunde feucht war, liess ich auch die ganze Zeit das Hosentuerl offen. Sieht ganz sicher daemlich aus, hilft aber auch und ich werde alles machen um nach Kanada hochzuwandern.

Nach dem ersten paar Minuten bot sich schon bald einer der vielen Ausblicke vom heutigen Tag auf die darunterliegende Wueste. Einfach faszinierend hier oben im Wald zu wandern und unten drunter die Wueste zu sehen. Ich bin schwer beeindruckt vom PCT. Vor mir lief eine Frau die ich schon gestern sah. Heute hatte sie eine Schiene am Gelenk und lief so energisch, dass sie sich schon in der ersten Stunde ihr anderes Knie an der Schiene blutig geschuerft hat. Auf den Hinweis, dass sie blutet, meinte sie einfach nur, dass ich weitergehen sollte und sie in ihrem Schritt bleiben will. Naja, mir auch egal. Der Weg selbst schlaengelte sich oft dem hoechsten Punkt der Berge entlang, sehr oft immer mit diesem herrlichen Ausblick auf die Wueste und die anderen ausgetrockneten Berge.

Achja, zum Essen gab es gestern Nissan Nudeln falls ich das noch nicht erwaehnt habe.

Nach einiger Zeit gelangte ich dann an die Stelle vom ersten Wassernachschub. Dort gab es eine Quelle bei der ich mein Wasser nachfuellen konnte. Die mit blutendem Knie war auch schon da und ich erfuhr, dass sie mit Trailnamen "Rabbit" hiess und den PCT schon mal Stueckweise gelaufen ist.

An der Quelle fand ich auch einen schoenen Sitzplatz und Tannenzapfen die so gross wie eine Melone waren. Aaaaah!!! Das habe ich als herrliche Fussmassage verwendet. Einfach goettlich. Tja. Ein Problem hatte ich trotzdem immer noch: Der fehlenden Kochtopf. ... Amazon prime! Eine Bestellung habe ich schnell fertig gestellt und ich bin gespannt, ob das Postoffice in Warner Springs (in 3 Tagen bin ich dort) diese Lieferung fuer mich annehmen wird.

Der weitere Weg verlief staendig auf und ab, was das Wandern deutlich anstrengender machte als erwartet, aber es hilft ja nix. Da muss man durch. Den ganzen Nachmittag ging das so weiter, allerdings wurde ich dafuer mit einem entsprechend tollen Ausblick belohnt. Nur langsam verlief der Weg niedriger und niedriger. Bei einem Picknickplatz machte ich dann auch kurz halt und lernte, was Trailmagic ist: Dort lag auf einem Tisch ein Netz mit Orangen mit der Aufschrift "Fuer PCT Hikers". Ach wie schoen! Trailmagic bezeichnet man Objekte welche man unterwegs findet und die man gerne haben moechte. So wie eben diese Orangen. 3 Stueck habe ich davon gleich verputzt.

Die Hitze selbst war kein Problem, da dort oben ein kraeftiger Wind geblasen hat. Ueber eine Sache habe ich mich allerdings sehr gewundert: Mein Kompass scheint Nord und Sued zu vertauschen. Warum das so ist, ist mir immer noch nicht begreiflich. Roadrunner meinte auch, dass sie ihren Kompass aus Australien hier nicht verwenden kann. Das macht alles irgendwie keinen Sinn. Leben wir doch auf einer Scheibe? :-) Aber ich werde schon noch herausfinden, warum das so ist.

Wenn ich einen Blick Richtung der Berge in Meeresnaehe geworfen habe, warum diese auch in Wolken eingedeckt. Schon seltsam, was diese paar Meilen zwischen Meer und Wueste ausmachen koennen.

Aufgrund der fehlenden Dusche von gestern werde ich auch immer verdreckter. Ein bisschen Katzenwaesche war ja drin, aber das war's dann auch schon. Meine Fingernaegel sammeln darunter den Dreck nur so an. Von Aussen scheine ich immer dreckiger zu werden, innen drin geht es mir aber immer Besser. Ich habe das Gefuehl, dass ich all die unguten Sachen ausschwitze. Das erklaert auch, warum ich ziemlich stark mueffel, und zwar nicht nur nach Schweiss. Aber das legt sich nach ein paar Tagen.

Unterwegs begegnete ich dann Sebastian, einem anderen Deutschen (Deutsche sind ueberall!!!), mit dem ich ein bisschen weiterwanderte um dann zum "Sunrise Trailhead" abzubiegen um dort mehr Wasser zu holen. Dort trafen wir auch "Rabbit", welche schon das Abendessen zu sich nahm, obwohl es gerade erst mal 3 Uhr war. Die machte sich auch schnell weiter und meinte nur, dass der Wassercache leer sei. Das hatten wir auch schon gesehen, aber ich meinte, dass es ein bisschen weiter eine Auffuellmoeglichkeit geben wuerde. Das hat die aber nicht weiter interessiert sondern sie ging einfach so weiter. Mit Sebastian entspannte ich dann etwas, bis ich mich daran machte, mit zwei leeren Kanistern vom Wassercache ein paar hundert Meter weiterzulaufen um von einem Wasserturm Nachschub zu holen. Von Sebastian bekam ich dann wieder den Topf geliehen in dem ich dieses mal Nudelsalat Carbonara kochte. Ja, im Ernst! Und es war sau lecker. Vllt. war ich auch einfach nur sehr sehr hungrig.

Dann ging's auch schon wieder weiter. Noch standen uns weitere 4 oder 5 Meilen bevor, also 1.5 Stunden. Desto weiter der Weg bergab fuehrte, desto mehr wurde alles wieder wie in einer Wuestenlandschaft. Der Wanderweg schlaengelte sich dann endlich auch mit hoher Steigung bergab und ich gelangte zu dem Punkt an dem "Rabbit" schon ihr Zelt aufgeschlagen hatte. Es war 6 Uhr und eigentlich wollte ich jedes mal um 6 Uhr vor Ort mein Zelt aufschlagen. Jetzt musste ich aber an die kommenden 2 Tage denken und wie ich am besten nach "Warner Springs" komme. Deshalb hiess es fuer mich noch 4 weitere Meilen dran zu haengen. Das macht diesen Tag einen 24 Meilentag. Hoffentlich geht das nicht so weiter, dass ich immer 2 Meilen mehr mache. Meine Fuesse taten mir heute schon extrem weh.

Nach einem weiteren Aufstieg von vllt. 150 HM ueber eine Schotterstrasse bog der PCT nach links ab, um dann, wie sollte es anders sein, entlang der Gipfel zu verlaufen. Aufgrund der schmerzenden Fuesse brauchte ich etwas extra Ansporn: Chimaira. Hell yeah! Heavy Metal Musik! Die Sonne ging schon bald unter und ich konnte dann auch mein Ziel fuer heute erkennen. Inkl. grossem Wasservorrat. Dort angekommen war ich erfreut, Roadrunner wieder zu sehen und sie auch. Diese Aussie Frau ist wirklich hart im nehmen!

Zeit war schnell aufgeschlagen, gegessen hatte ich schon. So gab's nur noch die medizinische Versorgung. Die Strumpfhose ist beim ausziehen an einem der Wolfteile festgeklebt. Zum Glueck hatte ich die! Ich hoffe, dass diese noch laenger halten wird. Zumindest so lange, bis ich 10 kg abgenommen habe. Es gibt nur eine Ersatzstrumpfhose. Eine beeindruckende Blase gab es auch noch an meinem kleinen Zeher. Diese umschloss diesen fast gaenzlich. Mit einer Nadel wurde auch diese bearbeitet.

So, das war's dann. Der PCT scheint zu einem ueber 20 Meilen jeden Tag Wandern zu werden. Aber die bisherigen Ausblicken und Eindruecke belohnen mich dafuer absolut. Die heutige Wuestenlandschaft war diese Wanderung schon mal wert.